Die wiederholte und unterschiedlich lange Anwesenheit von Habsburgischen Herrschern (Herzöge, Kaiser samt ihren Hofstaaten) zeitigte musikalische Aufführungen, brachte Musiker nach L., äußerte sich in einschlägigen Stiftungen für Kirchen und machte die Stadt, wenn auch oft nur vorübergehend, zu einem kulturellen Mittelpunkt.
Die Burg bzw. das Schloss war unter Herzog Albrecht VI. (1458–63) landesfürstliche Residenz. Kaiser Friedrich III. nahm hier ab 1467 wiederholt Aufenthalt, länger 1484/85, ständig ab Oktober 1489 bis zu seinem Tod im August 1493. Ein Großereignis bildete am 1.3.1501 die Aufführung des Huldigungsspiels Ludus Dianae von Conrad Celtis anlässlich der Dichterkrönung von Vincentius Longinus durch K. Maximilian I. unter Mitwirkung von 14 Instrumentalisten der kaiserlichen Hofkapelle. Zu dieser gehörten damals auch der aus L. stammende Sänger Johannes Pruelmair, zum Stallpersonal der Trompeter Asmus. In der Stadt ansässig waren der Orgelbauer Hans Lar (Larer, 1485), ein Glockengießer (1504/05) und ein Saitenmacher.
Ferdinand I. weilte zw. 1521/59 oft einige Zeit in L., insbesondere während der Türkenbelagerung von Wien 1529. Große Festlichkeiten begleiteten hier seine Hochzeit mit Anna v. Ungarn (Mai 1521). 1527–31 wohnten im Schloss seine Gemahlin Anna und seine Schwester Maria, Witwe nach dem Ungarnkönig Ludwig II. mit ihrem Hofstaat. Sein Hofkapellmeister Arnold v. Bruck, seit 1543/44 Inhaber des hiesigen „Beneficium S. Trinitatis“ (Dreifaltigkeitskapelle), verbrachte ab 1548 seinen Lebensabend in L. Zur kaiserlichen Hofkantorei gehörten als Sängerknaben die gebürtigen L.er Matthias Serna (1528–39) und Christoph Hoffmaister (bis 1536).
Maximilian II. weilte 1561–63 mit der gesamten Familie für längere Zeit in L. Er bewilligte beim Landtag von 1568 dem Herren- und Ritterstand sowie den sieben freien Städten die Ausübung des protestantischen Gottesdienstes. Sie übernahmen damit die kulturelle Führung der Stadt. Maximilians Schwester Katharina, verlassene Gemahlin des Polenkönigs Sigismund II., verfügte auf dem Schloss ebenfalls über einen Hofstaat (1567–72). Der im Dienst des Herzogs von Mantua stehende Claudio Monteverdi lernte im Zuge der Teilnahme eines Mantovaner Korps am Türkenfeldzug 1595 u. a. Innsbruck, L., Prag und Wien kennen.
Für Erbhuldigungen, mit welchen der Landesfürst als rechtmäßiger Herrscher von den Landständen anerkannt wurde, entfaltete sich ein prächtiges und aufwendiges Zeremoniell. Im Vergleich dazu waren die meistens in L. abgehaltenen Landtage, bei welchen der König oder Kaiser anwesend war oder sich von Kommissären vertreten ließ, wesentlich bescheidener angelegt.
Voraussetzungen für das neue vom Protestantismus gekennzeichnete Musikleben der Stadt waren der rasche Abfall der heimischen adeligen Stände vom Katholizismus (1525), die Durchdringung des Schulwesens von der neuen Lehre (seit 1528 feststellbar) und das Abhalten musikalisch ausgestalteter evangelischer Privatandachten (schon in der 1. Hälfte des 16. Jh.s bezeugt). Als besonders wirkungsvoll erwies sich die aus einer adeligen Privatschule hervorgegangene evangelische Landschaftsschule, die über Zwischenstationen ab 1574 im L.er Landhaus eine dauernde Bleibe fand. Sie war ab 1600 auf kaiserlichen Befehl geschlossen und erreichte nach der Wiedereröffnung am 1.9.1608 in den Jahren bis 1624 ihren Höhepunkt. Sie diente dem Unterricht von Söhnen der in der Landstandschaft vertretenen Adeligen. Die Anstalt wurde trotz der anfangs sehr beschränkten Verhältnisse durch die Verpflichtung namhafter Gelehrter (1611 J. Kepler), Lehrer und Musiker über ihre pädagogische Zweckbestimmung hinaus zusammen mit dem „Kirchen Ministerium“ ein tragendes Element des L.er Musiklebens. Auf dem Musiksektor lag das Unterrichtsziel nahezu ausschließlich auf dem Erwerb praktischer Fertigkeiten in Choral- und Figuralgesang, insbesondere zum Nutzen der Ausgestaltung der Gottesdienste und anderer geistlicher Feiern, dann bei Schulschlussfeierlichkeiten und Aufführungen der Schulbühne, weiters außer Haus bei Hochzeitsfeiern und Begräbnissen. Die Kantoren besorgten den Musikunterricht und die musikalische Leitung der Gottesdienste in der Landhauskirche. „Teutsche Modisten“ (Lehrer für Lesen und Schreiben) betreuten das Instrumentalspiel und leisteten Organistendienst. Präzeptoren und Schulfamuli mussten bei Kirchenmusik-Aufführungen mitwirken. Lehrer und Schüler der Landschaftsschule bildeten den Chor. Seit 1608 leisteten die Modisten Hilfsdienste bei der Chorleitung, während ein eigener Organist zur Verfügung stand. Die Rektoren, unter ihnen Gelehrte und Dichter, führten den Schulbetrieb: Laurenz Pichler-Collinus 1574–76, Johannes Memhard 1576–1597, Matthäus Anomaeus 1597–1601 und 1609–14, Konrad Rauschart 1614–22, Urban Paumgartner 1622–24, Johann Friedrich Benzius 1624. Vom ganzen Lehrkörper wurden musikalische Fähigkeiten gefordert, von den Kantoren zusätzlich kompositorisches Können. In dieser Funktion wirkten: Georg Poppius 1576–78, Nikolaus Rosthius 1578/79, Leonhard Camerarius 1579–82, Wolfgang Rauch 1582–85, Johannes Linckh 1586–1600, Leonhard Prinner 1600–02, Petrus Dervancius 1608, J. Brassicanus 1609–24. Hilfsdienste im Kantorenamt leisteten: Johann Reichel (seit 1609), Tobias Zorer und Sigmund Pichler (1622–24). Den Organistendienst – bis 1602 mit dem Modistenamt verbunden – besorgten: Haymeran Kirchstain seit etwa 1580, Georg Laetus 1579–81, Christoph Schwarz 1586–1601, Marcus Antonius 1600 (Aushilfsorganist), Christoph Schönfelder 1600/01, Georg Mittermayr 1608–24. Aufgrund des kaiserlichen Reformationspatents vom 10.10.1624 haben wenige Tage später die Prädikanten und ein Großteil der Lehrkräfte der Landschaftsschule L. verlassen. Damit ist eine große Zeit des L.er Musiklebens zu Ende gegangen.
Der Stand der „landschaftlichen“ Trompeter und Pauker (Heertrompeter und -pauker) diente landständischer Repräsentation und hatte weitere Aufgaben in der Feldmusik, als Beamte und Kuriere. Der Zeitpunkt, ab dem sie bestellt wurden, ist nicht exakt zu datieren. Sie umfassten im 16. Jh. vier, gelegentlich fünf Trompeter und einen Pauker. In der mit 1594 beginnenden langen Liste namentlich überlieferter Trompeter zählen Wolf Hoy und Georg Gräzl zu den bekannteren und länger dienenden. Ein lange beschäftigter Heerpauker war Hans Pummer (nachweisbar 1605–28).
Die Pflege der Kirchenmusik an der Stadtpfarrkirche gehörte auch im 16. Jh. zu den Aufgaben des Lehrpersonals. Die mit 1555 beginnende Liste zeigt eine größere Anzahl überlieferter Namen, unter denen vergleichsweise länger im Dienst standen: Martin Löffler (1603–05, 1613–22) und M. Mayer (1622–25, nach Unterbrechung weiter bis 1640). Nachrichten über die Orgel der Stadtpfarrkirche fehlen bis zur Mitte des 17. Jh.s, nicht jedoch über die Organisten. Die erste Erwähnung bezieht sich auf Rueprecht Hoffmaister (1537). Für die folgenden hundert Jahre sind etwa ein Dutzend Inhaber dieser Funktion bekannt, von denen Veith Hentsch für 1553 und 1574 ausgewiesen wird und Martin Egger 1601–10/11 im Amt blieb. Zu den Mitwirkenden bei Kirchenmusikaufführungen gehörten auch pflichtgemäß drei „Gesellen“ des Thurnermeisters als Instrumentalisten. Deren Anfänge verlieren sich im Dunkel, die früheste Erwähnung erfolgte 1547 und die erstmalige namentliche Nennung mit „G[e]org Turnner“. Bis 1550 gab es zwei Thurnermeister: auf dem Turm des Schmidtores war der eigentliche Stadt-Thurner, auf jenem der Stadtpfarrkirche eher ein Beobachter. Joachim Faßolt (1558–1606?) und Konrad Fisch (1609–25) wirkten auch bei den evangelischen Gottesdiensten im Landhaus mit.
Die Reihe der L.er Buchdrucker beginnt mit Hans Planck. 1619 erschien mit Keplers Harmonices mundi libri V das erste Musiknoten enthaltende Buch und mit Elias Ursinus’ Christlich Valet Lied der erste selbständige Musikdruck. Meistersinger konnten bisher in L. nicht nachgewiesen werden.
Bedeutsame Anregungen, aber ohne Breitenwirkung erhielt das L.er Musikleben durch Besuche sowie vorübergehende Aufenthalte von Herrschern auch während der Barockzeit, insbesondere in Verbindung mit dynastischen Ereignissen und durch Erbhuldigungen. Diejenige von Leopold I. (1658), bei der neben den Hoftrompetern auch viele heimische Kräfte mitwirkten, stellte alles Bisherige in den Schatten. Der Anwesenheit des Herrschers mit der jungen Gattin verdankt L. die erste Opernaufführung am 6.1.1677 im Landhaus (Ercole acquistatore dell’immortalità von A. Draghi mit Ballettmusik von J. H. Schmelzer unter Mitwirkung erster Kräfte aus Wien). In die Zeit, da der Kaiser während der Pest (1680/81) und der Türkenbelagerung von Wien (September 1683 bis August 1684) in L. residierte, fallen mehrere Aufführungen von Balletten (v. a. in der Faschingszeit, M: A. Draghi, A. A. Schmelzer, vom Kaiser selbst, A. Scarlatti, G. B. Pederzuoli). Für Joseph I. wurde 1690 ein Ehrenfest veranstaltet. Die Erbhuldigung für Kaiser Karl VI. brachte 1732 eine grandiose Inszenierung im Schlossgarten (L’asilo d’amore, M: A. Caldara, Ballettmusik: N. Matteis, mit 86 Mann Theaterorchester). Zum Geburtstag des Kaisers erklang im Schloss die Festa di camera Alessandro il Grande (M: G. Reutter d. J.). Die Operntruppe P. Mingotti gastierte in L. im Sommer 1743 für Stände und Öffentlichkeit und brachte bei der letzten von den Ständen getragenen Erbhuldigung für Maria Theresia das Dramma per musica Siroe, Re di Persia (M: P. Scalabrini).
Die ständischen Trompeter und Pauker hatten im 17. und 18. Jh. mannigfache politische und musikalische Verpflichtungen, nicht nur für Erbhuldigungen und Herrscherbesuche, sondern auch für Kirche und Adel zu erfüllen. Ihre Anzahl blieb stets gering (insgesamt meist fünf Musiker, 1777 waren es 7 Trompeter und ein Pauker; G. Druschetzky). 1795 gingen ihre Rechte und Pflichten auf den Thurnermeister über.
Bei den im Jahre 1600 von K. Rudolph II. nach L. berufenen Jesuiten gehörte das Theaterspiel zum Bestandteil des Schulwesens. Es begann in L. 1608 und kann sich im Allgemeinen nicht mit jenem größerer Städte oder Orte mit Sitz von Fürstenhöfen messen. Die Aufführungen wandelten sich von halböffentlichem Charakter zu öffentlichen Aufführungen (sicher ab 1729). 1711 wurde ein eigenes „theatrum“ errichtet. Besondere Ereignisse stehen in Zusammenhang mit der Anwesenheit von Kaisern, insbesondere von Leopold I. Über die Verwendung von Musik – erstmals 1623 erwähnt – bestehen nur spärliche Nachrichten, dennoch bildete Musik sehr oft einen wesentlichen Bestandteil der dramatischen Gestaltung. Als Komponisten werden genannt: F. T. Richter 1684, 1690, 1709; Andreas Rochner 1695; J. B. Staudt 1698; M. Kämpfl 1714; Georg Putz, Weltpriester 1761, 1764; M. Oettl 1724; Franz A. Ehrenhardt 1731; Melchior Pichler 1736; G. Donberger 1738.
Im Zuge der Gegenreformation lenkte die geistliche und weltliche Obrigkeit ihr besonderes Augenmerk auf die Pflege der Kirchenmusik in der Stadtpfarrkirche. Hier wurden seit 1640 neben dem Regens chori und Organisten je ein Altist, Tenorist und Bassist, weiters Instrumentalisten als Pfarrmusiker verpflichtet. Das Amt des Regens chori ist seit 1668 selbständig und vom Lehramt an der Pfarrschule getrennt. Von 1640 an sind die Namen der Regentes chori nicht ganz lückenlos überliefert: Adam Obermayr, Schulmeister, 1640–43; Sebastian Capeller; Joachim Riedtinger, 1662–1702; Johann Wilhelm Khüperger; Johann Martin Resch; Johann Jakob Resch; Georg Haller; Johann Georg Roser, 1786–97. In seine Amtszeit fällt die Errichtung der Diözese L. (1783/85). Mit der Bestellung von F. X. Glöggl (1797) ging die Regens chori-Stelle in die Obliegenheit des Thurnermeisters über. Als Organisten wirkten: J. Weichlein 1639–77, dessen Schwiegersohn Johann Sigmund Freund 1677–88, F. Weichlein 1688–90, Andreas Matthias Mickh 1690–1727, Sohn des Pfarr-Altisten L. Mickh; Johann Georg Schoppenberger; Josef Zwettler. Von den Gesangskräften kennt man einige namentlich. Den Diskant sangen, wie früher, beim Regens chori in Kost und Quartier untergebrachte Schüler der Pfarrschule.
Mit Wandertruppen, bei denen eine wie immer auch geartete musikalische Ausgestaltung der öffentlichen Aufführungen anzunehmen ist, beginnen die Informationen über berufsmäßige Theatervorstellungen: Englische Komödianten vereinzelt ab 1600, deutsche Wandertruppen ab der 2. Hälfte des 17. Jh.s. Aktenkundig sind: finanzielle Zuwendungen an Truppen durch die Landstände (erw. erstmals 1633); die Platzzuweisung vor der Stadtmauer in Donaunähe für die primitiven Bühnen durch die Stadt L.; die erste Nachricht über eine öffentliche Opernvorstellung im April 1695 (Des großen Alexanders liebbs süg, M: G. G. Arrigoni); die Namen vieler Prinzipale der oft recht labilen Ensembles von unterschiedlicher Güte mit Auftritten zu Marktzeiten (Ostern, Bartholomäi); der erste fachlich bedeutende Theaterdirektor Johann Heinrich Brunius 1718 genannt; vereinzelte Gastspiele italienischer Operngesellschaften im ständischen Ball-Haus (Zweck: Ballspiel, Vorläufer des Tennis) 1712–58 v. a. für den Adel; gesicherter Hinweis auf einen Musikanteil bei den Vorstellungen ab 1727 durch den vorgeschriebenen Musikimpost; Gastspiel der berühmten Truppe P. Mingotti 1743 im Ballhaus auf Einladung der Stände.
Mit dem aktiven Eingreifen des Adels in das Theatergeschehen vollzog sich der Übergang von Wandertruppen zum stehenden Theater mit ganzjähriger Spielzeit und fest engagiertem Ensemble wohl unter wechselnden Direktoren. In der nächsten Periode von Theaterunternehmern (1782–1803) wurde das „Redoutensaal-Theater“ als vorübergehende Spielstätte (1788–1803) eingerichtet, an der durch F. X. Glöggl als Unternehmer und Direktor Oper und Singspiel ab 1791 laufend an Bedeutung gewannen. Auch nach seiner Bestellung zum Domkapellmeister (1798) und damit unter dem Unternehmer und Direktor Johann Georg Dengler verpflichtete sich Glöggl, weiterhin für ein gut besetztes Orchester zu sorgen, selbst zu dirigieren und v. a. die Einstudierung von Opernnovitäten zu leiten. Der Bau des neuen ständischen Landestheaters erfolgte 1802/03 auf dem jetzigen Standtort (Promenade). Für volkstümliche Vorstellungen dienten zusätzlich das „Sommertheater vor dem Pfarrtor“ (1777–94) und das „Sommertheater auf der Promenade“ (1795–1802).
Im ausgehenden 18. Jh. zeichnen sich erste deutliche Strukturen eines öffentlichen Konzertlebens ab, aus dem nach und nach die bürgerliche Musikkultur des 19. Jh.s entstand. Maßgeblich sind: Die Konzerte des Adels in den eigenen Häusern, veranstaltet u. a. von Fürst Carl Auersperg mit einer eigenen Kapelle, Graf Heinrich Franz v. Rottenhann (1737–1809) mit Haus- und öffentlichen Gesellschaftskonzerten bis 1791, Graf Johann Josef Anton v. Thun (1711–88) mit Hauskonzerten. Konzerte von Formierungen bürgerlicher Liebhaber und von Berufsmusikern und von solchen unter der Patronanz des Adels.
Im 19. Jh. übten das Kaiserhaus und seine Mitglieder keinen nennenswerten Einfluss auf Art und Umfang des Musiklebens mehr aus. Das neu errichtete Theatergebäude im Eigentum der Stände, jetzt Land Oberösterreich, beendete bisherige Zwischenlösungen. Der Oper ließen besondere Pflege angedeihen die Direktoren: F. X. Glöggl, J. Pellet (1824–33, 1839–43), F. Stöckl, Julius Laska (1884–91) und Alfred Cavar (1897–1903), wobei im Vormärz weitgehend die zeitgenössische Opernproduktion geboten wurde. Gute Zeiten hatte die Operette unter den Direktoren: J. Kotzky (1875–81), Alfred Cavar (1897–1903) und Hans Claar (1906–18).
Als Bischofskirche für das von der Diözese Passau 1783/85 abgetrennte Bistum L. diente in der Praxis 1785–09 die Ignatiuskirche („Alter Dom“); de jure war es bis 1841 die Stadtpfarrkirche. Domkapellmeister waren: Franz Haller 1785–87, Johann Georg Roser 1787–97, F. X. Glöggl 1797–1839, J. B. Schiedermayr 1839/40, Karl Zappe sen. 1840–71, Karl Zappe jun. 1871–90, K. Waldeck 1890–1905, Ignaz Gruber 1905–24, F. X. Müller 1924–43, J. Kronsteiner 1943–81, B. Sulzer 1981–86, A. Reinthaler 1986–2003, Norbert Matsch ab 2003. Domorganisten: Joachim Winkler 1785–88, Thaddäus Pichler 1788–1809, J. B. Schiedermayr 1810–40, Wenzl Pranghofer 1840–55, A. Bruckner 1855-68, K. Waldeck 1868–90, I. Gruber 1890–1905, F. Neuhofer 1905–30, Lud. Daxsperger 1930–82, W. Kreuzhuber seit 1982.
In der 1842/44 errichteten und 1845 geweihten (evangelischen) Martin-Luther-Kirche L. mit einer Orgel von Christian Wilhelm (ca. 1777/78–1857) leisteten Kirchenmusikdienst: Karl Süßmann, Theodor Gustav Neubert (als Künstler oft mit Zusatz Abendroth), Josef Hoffmann und Tochter Berta 1856–1936. Die Kirche verfügt seit 2006 über eine Orgel von Rowan West.
Beginnend mit der Wende zum 19. Jh. hat sich die Basis des L.er Konzertlebens verbreitert. Regelmäßige, auf Vereinsbasis organisierte Konzerte mit der Aufführung von größeren Orchesterwerken waren erst möglich, als sich Berufsmusiker und Dilettanten 1821 zur Gesellschaft der Musikfreunde in L., später L.er Musikverein genannt, zusammenschlossen. Diese Einrichtung bestimmte etwa hundert Jahre lang das Konzertleben der Stadt und sorgte gleichzeitig für schulischen Musikunterricht. Grundlage hiefür schuf der Lehrer und Regens chori Anton Mayer als Dirigent 1821–37. Seine Nachfolger waren Lehrer, Beamte und Theaterkapellmeister, insbesondere Franz Xaver Mayr (1839–49), E. Mayer (1849–53), Th. G. Neubert-Abendroth (1853–55), A. M. Storch (1856–60), E. Lanz (1860–65, 1867–72), Eduard Hauptmann (1865–67), Max Brava (1874–83), Ad. Schreyer (1883–96), A. Göllerich (1896–1923).
Aus einem Naheverhältnis zur Gesellschaft der Musikfreunde formte sich 1845 ein Männergesangsverein, aus dem 1849 die Liedertafel Frohsinn hervorging. Das prominenteste Mitglied war A. Bruckner (Sänger 1856–58, Chormeister 1860/61, 1868), unter dessen Leitung mehrere eigene Chorwerke und der Schlusschor aus R. Wagners Meistersinger uraufgeführt wurden. Unter den vielen 1. Chormeistern scheinen auf: Moritz Foßl 1845–54, A. M. Storch 1855–60, E. Lanz 1861–63, Karl Weilnböck 1863–65, Eduard Hauptmann 1865, Franz Behr 1868/69, W. Gericke 1870–72, W. Floderer 1872–75, 1877–99, J. F. Hummel 1875/76, A. Göllerich 1900–23. Ein besonders verdienstvoller Chormeister-Stellvertreter war Friedrich Arnleitner (1869–1905). Der Männergesang-Verein Sängerbund, 1857 von Alois Weinwurm gegründet und von ihm als Chormeister bis 1879 geleitet, war neben der Liedertafel Frohsinn ein wesentlicher Faktor im Musikleben der Stadt, gelegentlich auch von Bruckner dirigiert. Weitere Chormeister waren M. Brava 1879–83, Ad. Schreyer 1883–96, A. Göllerich 1896–1900, I. Gruber 1900–09. Aus der Fusion mit der Liedertafel Frohsinn entstand 1909 der Sängerbund Frohsinn, der über viele Jahrzehnte eine treibende und tragende Kraft im kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt war. Außerdem bestanden noch etwa ein Dutzend Gesangsvereine mit unterschiedlichem künstlerischem Profil und gesellschaftlicher Ausrichtung (1910), darunter: die L.er Meistersinger; der Arbeiter-Sängerbund L. (1880), der Gesangverein Kränzchen (1857), der Christlich-Deutsche Gesangverein (1905). Die Feste des Oberösterreichischen Salzburgischen Sängerbundes (1862) brachten ab 1865 mehrmals große Chorveranstaltungen auch nach L.
Einzelpersonen (F. X. Glöggl, Heinrich Hofmeister, A. Mayer) gelang im 1. Drittel des 19. Jh.s keine dauerhafte Einrichtung von MSch.n. Erfolgreich war erst die Gesellschaft der Musikfreunde bzw. der Musikverein, der mit Gesang (ab 1823) und Geige (ab 1825/26) den Anfang machte. Beginnend mit Cello und Klavier (1869) waren 1894 alle Orchesterinstrumente als Lehrfach besetzt. 1883 wurde mit A. Schreyer ein eigener Schuldirektor eingesetzt.
In der Zwischenkriegszeit (1918–1938) überschatteten die politischen und wirtschaftlichen Probleme das gesamte Kulturleben, insbesondere die Bereiche der Berufsmusiker und -sänger. Das Bürgertum konnte seine bisherige tragende Rolle nicht mehr voll bewältigen. Die hauseigene Oper fand am L.er Landestheater trotz einiger günstiger Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges keinen recht glücklichen Start. Sie bestand immer nur für kurze Zeit; endgültig Schluss war 1925. Die Nachfrage deckten viele Gäste und Ensemblegastspiele (insbesondere „Maifestspiele“ zwischen 1922 und 1927). Die Operette florierte noch am längsten, insbesondere durch Erfolge der Novitäten. Neun Direktionen leiteten seit 1918 das Theater in der Phase des Niederganges. Die 1932 wegen gravierender wirtschaftlicher Schwierigkeiten drohende vollständige Sperre hat die Oberösterreichische Theatergemeinde abgewendet, und Direktor I. Brantner führte die Bühne mit eigenem Operetten- und Schauspiel-Ensemble aus der Krise. Opernvorstellungen erfolgten 1932–37 mit Gästen, von 1937 an mit eigenem Ensemble.
Die Konzerttätigkeit des L.er Musikvereines setzte sich bis 1921 im bisherigen Umfang fort, anschließend nur mehr fallweise und ruhte gänzlich 1931–34. Die Grundlage für die Wiederaufnahme ab Dezember 1934 bildete die Gründung des L.er Sinfonieorchesters. Dirigenten waren A. Göllerich 1896–1923, A. Klietmann 1923–30, R. Keldorfer 1930–39.
Aus der 1919 gegründeten kleinen Orchestervereinigung Tonzunft entwickelte sich ein Symphonieorchester zum allergrößten Teil aus Liebhabern, 1925 L.er Konzertverein genannt. Er stellte unter den damaligen Umständen jahrelang das führende Symphonieorchester mit regelmäßigen Aufführungen (darunter UA.en u. a. von F. Kern, F. Neuhofer. Dir.: 1923–39 M. Damberger).
Der Brucknerbund für Oberösterreich und seine Ortsgruppe L. (beide 1926 gegründet) hatten als primäres Ziel die Sanierung der defekten großen Orgel in St. Florians Stiftskirche. Sie boten auch eine größere Anzahl von Bruckner-Aufführungen mit heimischen Kräften und Gastorchestern (Wiener Philharmoniker 1928). Bei den großangelegten Brucknerfesten 1935, 1936, 1937 mit überregionaler Beachtung dirigierten B. Walter, Eugen Ormandy, V. Andreae, Hans Weisbach, O. Kabasta die Wiener Philharmoniker und Wiener Symphoniker.
Die größeren vereinsmäßig organisierten Chöre, zum Teil weltanschaulich ausgerichtet, veranstalteten regelmäßig Aufführungen bedeutender Chor-Orchester-Werke: der Sängerbund Frohsinn, der Christlich-Deutsche Gesangverein (1936 umbenannt in Christlich-Deutscher Gesangverein − Brucknerchor), der 1880 gegründete Arbeiter-Sängerbund L. 1880 (Vorläufer Liedertafel des Arbeiterbildungsvereines L. 1869–77, ab 1893 mit eigenem Frauenchor); weniger prominent, dennoch leistungsfähig der Männergesangverein Einklang und der Männergesangverein Liederhort.
Gegen Ende der 1930er Jahre bestanden die Ensembles L.er Kammerquartett (W. Weller sen.), L.er Bläservereinigung.
Der Kirchenmusik wird v. a. im Dom „liebevolle Hingabe aller Beteiligten auf gewohnter Höhe“ bescheinigt. Die anderen größeren Kirchen brachten zumindest an hohen Feiertagen gelungene Aufführungen. Besondere Leistungen vollbrachte G. Wolfgruber als Kapellmeister und Chorleiter an der L.er Stadtpfarrkirche 1921–1963. An der Martin-Luther-Kirche gestaltete Helmuth Müllner (1910–86), im Hauptberuf Jurist, als 1. Organist 1936–75 die Hauptgottesdienste mit einem künstlerisch anspruchsvollen Repertoire von Barock bis zu Zeitgenössischem. Die schwierigen finanziellen Verhältnisse als Folge der geänderten Rahmenbedingungen veranlassten den L.er Musikverein, sich auf den Schulbetrieb zu konzentrieren. Die Anstalt erhielt 1932 die Bezeichnung Konservatorium (Bruckner-Konservatorium) und 1935 das Öffentlichkeitsrecht.
Mit einer Verordnung des Reichspropagandaministers vom 11.6.1938 begannen die Maßnahmen zur Gleichschaltung des Musiklebens mit dem Großdeutschen Reich. Die neuen Strukturen krankten allerdings am Kompetenzgerangel mehrerer Kulturbeauftragter von unterschiedlichen Organisationen. Aufgrund unterschiedlicher Interessen von Stadt und Land Oberösterreich/Oberdonau bestanden zeitweise drei Berufsorchester nebeneinander: das Städtische Symphonie Orchester (1940–45, für Konzerte und Oper im Theater) und das Bruckner-Orchester St. Florian des Großdeutschen Rundfunks (seit 1943, ab Mai 1944: L.er Reichs-Bruckner-Orchester, für Rundfunkaufnahmen und Konzerte), beide geleitet von G. L. Jochum, zu dessen Entlastung 1941 Kapellmeister Willy Wickenhäuser von der StadtL. berufen worden war. Schließlich stellte der Gau Oberdonau für die „leichte Muse“ ein eigenes Theaterorchester (1941–43) auf.
Die traditionellen großen Chöre waren von zwangsweiser Auflösung (Brucknerchor) bzw. Beeinträchtigung des Proben- und Konzertbetriebes (Frohsinn) betroffen. Gleichzeitig hatten aber die Behörden Scheu vor der Auflösung der Ensembles, da die Fortsetzung der Choraufführungen großen Stils geplant war. Weiters gab es eine Städtische Chorgemeinschaft (erw. Februar 1941), einen Gauchor der deutschen Erzieher (erw.1943) und den professionellen Bruckner-Chor St. Florian (1943–45) als Ensemble des Großdeutschen Rundfunks.
Ab der Saison 1940/41 ist eine steigende Zahl von Kammermusik- und Solistenkonzerten zu verzeichnen. An L.er Kammerensembles existierten drei Streichquartette und ein „Collegium Musicum“ am Bruckner Konservatorium. Konzertveranstalter waren neben privaten Konzertdirektionen und Vereinen die „NSG Kraft durch Freude“-Organisation (ab Oktober 1938) und das Kulturamt des L.er Magistrats (ab November 1939). Als mit der Verfügung des totalen Kriegseinsatzes (1.9.1944) jeder Konzert- und Theaterbetrieb eingestellt wurde, war das Reichs-Bruckner-Orchester ausgenommen.
Der 1945 einsetzende Wiederaufbau konnte auf dem Sektor Musik und Theater zum Teil an alte Strukturen anknüpfen, wenn sich auch viele Erschwernisse entgegenstellten. Das Reichs-Bruckner-Orchester spielte im Auflösungsprozess unter verschiedenen Namen. Das Städtische Symphonieorchester wurde auf Weisung der Amerikanischen Besatzungsmacht aus dem Dienst der Stadt entlassen, der Theaterpächter stellte den verbliebenen Rest an. Orchesterkonzerte kamen wegen unzureichender Kräfte nur zögernd in Schwung. Dabei war der Dirigent L. Daxsperger der „Mann der ersten Stunde“. Infolge der Verfügbarkeit mehrerer kleinerer Räume konnten lokale und auswärtige Solisten und Kammerensembles zahlreiche Konzerte geben; das Kulturamt des Magistrates wirkte dabei als Veranstalter. Nach Entlassung von Direktor Brantner wurde das Landestheater wieder Pachtbetrieb. Kirchenmusik konnte sich verstärkt entfalten, die Magistratsmusik bereits am 16.7.1945 wieder auftreten.
Das Berufsorchester, ursprünglich für die Erfordernisse des Theaters ausgelegt, wurde im Zusammenwirken von Stadt L. und Land Oberösterreich über organisatorische Zwischenstufen durch stetes personelles Wachstum auch für zunehmende Konzertanforderungen ausgebaut. Es wird seit 1967 Bruckner Orchester L. genannt, seit 1986 als eine selbständige Einrichtung („Anstalt“) des Landes Oberösterreich geführt. In der Regel ist die Funktion Opernchef des Theaters mit dem Chefdirigenten bzw. Konzertdirigenten verbunden. L. Daxsperger 1945/46 (nur Konzert), L. Leschetizky 1947–51, S. Meik 1951–58, Alexander Paulmüller 1958–61, K. Wöss 1961–74, Peter Lacovich 1969–74 (Opernchef, Konzertdirigent), Th. Guschlbauer 1975–83, R. Zeilinger 1983–85, M. Mayrhofer 1985–92, M. Sieghart 1992–2000 (Opernchef nur bis 1998), I. Ingensand 2000–02 (nur Chefdirigent), Dennis Russell Davies seit 2002 (Opernchef und Chefdirigent). Erster und einziger Ehrendirigent wurde 1989 K. Eichhorn.
Der L.er Konzertverein konnte erst 1947 seine Tätigkeit wieder aufnehmen; sie umfasst eine Vielfalt von Orchesterwerken und Solokonzerten für verschiedene Instrumente. Der Anteil der Amateure unter den Ausführenden geht zugunsten von Berufsmusikern und Musiklehrern zurück (Dirigenten: A. Konrath 1947–57, Michael Hutterstrasser 1957–61, Leopold Mayer 1961–90, seither Gastdirigenten). Eine regelmäßige Konzerttätigkeit entfaltet das 1979 gegründete Univ.s-Orchester, bestehend aus Mitgliedern des Lehrkörpers, Verwaltungsbeamten, Absolventen und Studenten (Dir.: Johannes Wetzler).
L.er Kammerorchester, gegr. 1952, für Rundfunkaufnahmen und Konzerte (Dir.: R. Schollum, Wilhelm Reutterer, M. Hutterstrasser, in neuerer Zeit B. Sulzer 1975–82, Fritz Hinterdorfer seit 1982). Das klassisch-romantische Repertoire ergänzen viele Werke aus Oberösterreichs Gegenwart auch als UA.en. Das ORF-Kammerorchester (1968–84), gegründet und geleitet von L. Mayer (1918–2003), spielte viele öffentliche Konzerte und Musikproduktionen, darunter zahlreiche mit UA.en von Werken heimischer Komponisten.
Das Kammerorchester des Bruckner-Konservatoriums aus Lehrkräften und Studierenden, von W. Jerger 1958 gegründet, von ihm und G. Dallinger geleitet, spielte auch viele Werke heimischer Komponisten und bestand bis 1990. Das Collegium musicum der MSch. der Stadt L., von Karl Schatz 1970 v. a. aus Lehrkräften gebildet, war für das Musikleben von Bedeutung und wurde 2002 zu einem Orchester aus Lehrern und Schülern umgestaltet (Dir.: K. Schatz 1970–94, seither bis 2002 Gäste, darunter H. Schiff). Im Lauf der Jahrzehnte entstanden auch immer wieder zum Teil vielbeschäftigte Kammermusikensembles.
Auch nach 1945 besorgte die Stadt Aufgaben einer Musikdirektion. Erfolge und Notwendigkeiten führten zur Gründung der Musikdirektion der Stadt L. mit einem planmäßigen Angebot, verantwortet von Musikdirektoren (F. Reidinger 1950–52, R. Schollum 1952–54 mit großem Verdienst um die Moderne, Günther Radhuber 1954–62, M. Wöss 1963–87, Reinhard Kannonier 1987–89, Th. D. Schlee 1990–98). Im Zuge der Umstrukturierung der L.er Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) wurde 1998 W. Winkler als künstlerischer Vorstandsdirektor bestellt.
Das 1974 eröffnete Brucknerhaus brachte die bis dahin in L. fehlenden zweckmäßigen Konzertsäle und ermöglicht die vermehrte Verpflichtung international führender Künstler. Es dient weiters Großveranstaltungen, gesellschaftlichen Ereignissen und fast allen Konzerten des 1974 begründeten Internationalen Brucknerfestes. Das Brucknerhaus und der nahe Donaupark bilden auch den Mittelpunkt der alljährlichen zum Teil visualisierten Klangwolke, die ab 1979 zu einem L.er Markenzeichen geworden ist. Nachdem damit die Vermittlung vorzüglicher Bruckner-Aufführungen unter namhaften Dirigenten erfüllt ist, versteht sich die Ortsgruppe des Brucknerbundes für Oberösterreich seither als allgemeiner Motor und Katalysator in Angelegenheiten Bruckner.
Die Konzerte für alle (jetzt AK Classics), 1961 gegründet und von der Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich veranstaltet, suchen neues Konzertpublikum zu gewinnen und verzeichnen durchschlagenden Erfolg mit einem Programm, ausgesucht unter volksbildnerischem Gesichtspunkt. Nicht zu übersehen sind die Eigenveranstaltungen von Chören und Orchestern sowie das reichhaltige Angebot von katholischen und evangelischen Pfarren und einiger spezieller Vereine (z. B. Freunde des L.er Musiktheaters, Musica sacra), des ORF-Landesstudios Oberösterreich und der Landesmusikdirektion.
Das L.er Landestheater wird seit 1957 nicht mehr als Privatunternehmen mit Subventionen von Stadt und Land, sondern als Betrieb des Rechtsträgers Land Oberösterreich geführt. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte bringt für die traditionellen Chöre allerdings auch Probleme mit sich. Kooperationen mit anderen Ensembles lassen solche künstlerischer wie finanzieller Natur leichter bewältigen. Aus dem Sängerbund Frohsinn wurde 1960 die L.er Singakademie, für den 1945 reaktivierten Brucknerchor bilden wie bisher die großen Oratorien sowie Chorwerke Bruckners die Konzertschwerpunkte, in letzter Zeit um Raritäten erweitert (Chormeister: L. Daxsperger 1945–65, J. Krebs 1965–93, Kurt Dlouhy 1993–98, Konrad Fleischanderl seit 1998). Die Konzertvereinigung L.er Theaterchor entstand 1976 aus dem Zusammenschluss des Berufs-Chores und des (nicht berufsmäßigen) Extra-Chores des L.er Landestheaters und vermittelt neben den Theaterverpflichtungen in Konzerten anspruchsvolle Aufführungen (Leitung: Ernst Dunshirn 1976–97, Georg Leopold seit 1997). Der seit 1986 bestehende Mozart Chor L. umfasst den Schulchor des Oberstufenrealgymnasiums der Diözese L. für Studierende der Musik („Musikgymnasium“) und Absolventen der Anstalt (Leitung: B. Sulzer 1986–97, Wolfgang Mayrhofer seit 1997). Der 1978 gegründete Studentenchor der Katholischen Hochschulgemeinde L., 1992 in Collegium Vocale L. umbenannt, befasst sich seit einigen Jahren, der Ensemblegröße entsprechend, v. a. mit Werken der Romantik und des Zeitgenössischen (Leitung: Josef Habringer). Der L.er Jeunesse Chor (gegründet 1983) besteht vorwiegend aus Studenten und Absolventen des L.er Adalbert-Stifter-Gymnasiums (mit Musik-Schwerpunkt) und widmet sich vorrangig anspruchsvoller A-cappella-Chormusik (Leitung: W. Mayrhofer). Der Kinderchor der Musikhauptschule Harbach wird seit etwa 1980 öfters bei Landestheater-Produktionen eingesetzt (Leitung: Eva-Maria Kleinhanns). Im Jahre 2003 bestanden im Stadtgebiet insgesamt 13 Chor-Ensembles, davon 4 Kinderchöre als Mitglieder des Chorverbandes Oberösterreich sowie 3 als Mitglieder des Österreichischen Arbeitersängerbundes.
Inzwischen aus verschiedenen Gründen aufgelöst wurden: der Kammerchor des Bruckner-Konservatoriums (1960, Leiter: H. Eder 1960–67, E. Posch 1967–73, G. Dallinger 1973–91), der Petriner-Chor („gemischter Knabenchor“ aus dem bischöflichen Gymnasium Petrinum), der L.er Mädchenchor, 1953–83 geleitet von Eva Schmutz). An der Spitze der L.er Kirchenchöre steht der Domchor (Maria Empfängnisdom). Er ist ein Amateur-Ensemble, das bis 1986 an den Sonn- und Feiertagen mit Ausnahme der Sommerferien eine Messe gestaltete. Seither werden hiefür auch Gäste eingesetzt (Leiter: J. Kronsteiner, B. Sulzer, A. Reinthaler). Im Juni 1947 wurde auch die Aufführung großer Chor-Orchesterwerke im Konzertsaal begonnen. Regelmäßige Aufführungen klassischer Werke in der Karmelitenkirche sind den Chorleitern P. Niederleuthner (ab 1943), Friedrich Neuburger 1959–94 und Markus Mayr 1994–2003 zu verdanken. Der Chor an der Kirche der Barmherzigen Brüder bildet seit 1958 eine hervorragende Pflegestätte für alte Musik v. a. aus der süddeutschen und österreichischen Barocküberlieferung (Leitung: W. Fürlinger). An den übrigen bedeutenderen Pfarrkirchen der Stadt werden zumindest an den hohen Festtagen des Kirchenjahres Orgel- bzw. Orchestermessen aufgeführt, oft klassische Messen für Soli, Chor und Orchester. An den L.er Pfarren bestehen (2003) insgesamt 19 Kirchen- und 8 kirchliche Jugendchöre. Die Evangelische Kantorei an der Martin-Luther-Kirche (gegr. 1951) erfüllt v. a. liturgische Aufgaben, gibt aber Kirchenkonzerte auch auswärts (Leitung: Gerhard Holzner, * 1930, 1951/52; Erich Posch, 1929–2006, 1952–2001; Kristian Schneider, * 1973, 2001–2013; Franziska Leuschner, * 1989, seit 2014, die drei Letzteren waren bzw. sind auch als Kirchenmusiker an der Martin-Luther-Kirche tätig). In den katholischen Kirchen und Einrichtungen der Stadt stehen 44 Orgeln: die bedeutendste moderne im Neuen Dom (1968 Fa. Marcussen/Dänemark, sog. „Rudigierorgel“, [s. Tbsp. und Abb.]), die historisch wertvollste im Alten Dom („Bruckner-Monument“, s. Abb.).
L. verfügt über 16 Blasmusikkapellen (Blasorchester). Sie gehören meist zu öffentlichen Institutionen, zu großen Berufsgruppen, Betrieben oder Stadtrandbereichen, und nahmen in den Jahrzehnten nach Kriegsende einen großen Aufschwung, so die: Magistratsmusik L. (gegründet 1926, Kapellmeister: S. Froschauer 1945–72, Fritz Hartmann 1972–99, Wilhelm Luckeneder seit 2000); Musikkapelle der L.er AG (früher: ESG-Betriebskapelle; Kapellmeister: Hans Duchatschek 1938–77, Otto Wimmer 1977–93, Wolfgang Panholzer 1993–98, Konrad Ganglberger seit 1998). Der Zweite Weltkrieg und die Jahre bis zum Staatsvertrag 1955 bildeten eine Zäsur im österreichischen Militärmusikwesen. Das erste Nachkriegs-Dezennium „überbrückten“ in L. die Gendarmeriemusik Oberösterreich (Leitung E. Rameis) und die Polizeimusik L. (Leitung R. Zeman). 1957 wurde die Brigademusik (4. Jägerbrigade) neu aufgestellt (Leitung: R. Zeman bis 1979, Eduard Stallinger 1979–88, A. O. Sollfelner 1988/89, Franz Bauer seit 1990).
Das Bruckner Konservatorium L., die bedeutendste Musiklehranstalt Oberösterreichs, ist eine Einrichtung der Kulturverwaltung des Landes (ab 2004 [erste] österreichische Privat-Univ.), wird auch von vielen ausländischen Studenten besucht und liefert wesentliche Beiträge für das Musikleben der Stadt (Direktoren: Carl Steiner 1945–57, Hans Winterberger 1958, W. Jerger 1958–73, G. Dallinger 1974–90, H. M. Kneihs 1990–95, Reinhart v. Gutzeit seit 1995).
Die anfänglichen Bestrebungen um Musikunterricht an der Volkshochschule L. endeten 1950, als die MSch. der Stadt L. wieder eröffnet wurde (Dienststelle der Stadt; Direktoren: F. Reidinger 1950–52, Heinz Peer 1952–69, Karl Schatz 1969–94, Gerhard Urban 1994–2001, Christian Denkmaier seit 2001). Die von H. Bachl 1950 gegründete „Singschule“ vermittelt Kindern im Volksschulalter eine gediegene musikalische Ausbildung mit Schwerpunkt Liedgesang.
Am Musikgymnasium studierten u. a. F. Welser-Möst, K. Azesberger, Anna Maria Pammer. Das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese L. ist eine katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht (gegr. 1992, geleitet von W. Kreuzhuber) und dient der Aus- und Weiterbildung von Kirchenmusikern.
Das Oberösterreichische Landesmuseum (früher: Francisco Carolinum) verfügt in der Bibliothek über mehrere Nachlässe von Musikern (z. B. Brüder L. Daxsperger, J. E. Habert, J. B. Schiedermayer, F. Neuhofer, M. v. Mayfeld) sowie über Drucke und Autographen (u. a. A. Bruckner). Im Schlossmuseum befindet sich eine reichhaltige Sammlung alter Instrumente, darunter den von der Pariser Firma Erard Frères gefertigten Hammerflügel aus L. v. Beethovens Besitz. Die Oberösterreichische Landesbibliothek (früher: Studienbibliothek) verwahrt zahlreiche Handschriften mit Neumen und musiktheoretische Drucke des 16. bis 18. Jh.s. Die Notenabteilung der Stadtbibliothek L. besitzt nach der ÖNB Wien „die zweitgrößte öffentlich zugängliche Notensammlung Österreichs“. Das Musikarchiv des Diözesanarchivs L. verwahrt die Nachlässe von J. und H. Kronsteiner, das Domchor-Archiv (19./20. Jh.) und pfarrliche Musikarchive.
MGG 8 (1960) u. 5 (1996); Bericht des Männergesangs-Vereines „Sängerbund“ in L. 28. Sept. 1857 bis 27. Sept. 1882, 1882; Bericht über das Wirken des Musikvereines in L. während des 50jährigen Bestandes vom Jahre 1821 bis 1871, 1871; H. Brenner, Stimmt an das Lied … Das große österr. Arbeitersänger-Buch 1986; E. Brixel, Das große oberösterr. Blasmusikbuch 1984; Brucknerchor [L.], Fs. zum 50-jährigen Jubiläum 1945–1995, [1995]; F. Brunner, Der L.er Musikverein in den Jahren 1821–1901 , 1901; H. Commenda, Gesch. des oberösterr. Sängerbundes 1935; H. Commenda, Volkskunde der Stadt L. an der Donau 2 (1959); R. G. Frieberger, Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. und 18. Jh. unter besonderer Berücksichtigung bestehender Instrumente 1984; S. Froschauer in Städtische Kulturchronik 1958/59 (1959), Anhang; [Bruckner-Konservatorium], 20 Jahre Kammerorch. des Bruckner-Konservatoriums 1958–1978, [1978]; K. Gerbel (Hg.), 20 Jahre Brucknerhaus 1994; BrucknerH 1996; R. M. Henke †/G. Winkler, Gesch. des Buchhandels in L. 2002; B. Heinzl in JbOÖMV 126/I (1981); W. Jerger, Vom Musikverein zum Bruckner-Konservatorium 1823–1963, 1963; K. Kerschbaum, Chronik der Liedertafel „Frohsinn“ in L. über den 50-jährigen Bestand 1895; K. M. Klier in Hist. Jb. der Stadt L. 1956; W. Knoglinger, Brucknerhaus L. Fs. zur Eröffnung des Brucknerhauses 1973; H. Kreczi, Das Bruckner-Stift St. Florian und das L.er Reichs-Bruckner-Orchester (1942–1945), 1986; H. Kreczi, L. Stadt an der Donau 1951; H. Kreczi, Städtische Kulturarbeit in L. 1959; H. Kreczi in Hist. Jb. der Stadt L. 1991, 1992, 1993, 1994; H. Kreczi, Bruckner Orchester L. und Brucknerhaus 1992; Beiträge v. E. Maier u. O. Wessely in O. Wessely (Hg.), [Kgr.-Ber.] Bruckner L. 1990, 1993; A. Marks in Jb. der Stadt L. 1954 (1955); F. Mayrhofer/W. Katzinger, Gesch. der Stadt L., 2 Bde. 1990; K. Mitterschiffthaler in J. Trummer (Hg.), Kirchenchöre Österreichs 1987; E. Posch in Evangelische Pfarrgemeinde A. B. L.-Innere Stadt (Hg.), [Fs.] 150 Jahre Martin-Luther-Kirche L. 1844–1994, 1994; F. K. Prieberg, Musik im NS-Staat 1982; O. Ruhsam, Hist. Bibliographie der Stadt L. 1989, 112–118, 130–133; H. Schardinger in Hist. Jb. der Stadt L. 1955; J. Schmidt, L.er Kunstchronik 3 (1952); E. Schmutz in Hist. Jb. der Stadt L. 1989; G. Stradner/E. Maier, L.er Musikinstrumente der Brucknerzeit 1983; J. Straub in L.er Konzertverein 1969; O. Wessely in Wessely 1950 u. 1953; O. Wessely in Mitt. des Oberösterr. Landesarchivs 3 (1954); O. Wessely in StMw 25 (1962), 32 (1981) u. 34 (1983); O. Wessely, Die Musikinstrumentensammlung des Oberösterr. Landesmuseums 1952; O. Wessely in Fs. zum 400jährigen Jubiläum des humanistischen Gymnasiums in L. 1952; O. Wessely in ÖMZ 25 (1970); H. Winterberger in Hist. Jb. der Stadt L. 1971 1972; M. Wöss in L.er Kulturhb. 2 (1965); Ph. T. Young, Die Holzblasinstrumente im Oberösterr. Landesmuseum 1997; F. Zamazal in J. Ebner et al. (Hg.), Das Bistum L. von 1945 bis 1995, 1996; F. Zamazal, Werden und Wachsen. 75 Jahre Brucknerbund für Oberösterreich 2001; Zehn Jahre L.er Veranstaltungsges. mbH. 1981; B. Drewniak, Das Theater im NS-Staat, 1983; J. Fröhler in Hist. Jb. der Stadt L. 1955, 1957, 1985, 1993; F. Fuhrich, Theatergesch. Oberösterreichs im 18. Jh. 1968; E. Grünsteidl, Die Gesch. des L.er landständischen Theaters im 19. Jh., Diss. Wien 1970; G. Gugitz in Heimatgaue 1927; G. Gugitz in Jb. der Stadt L. 1952; E. Haller in JbOÖMV 82 (1928); Ch. Hanna, Das L.er Landestheater 1945–1980, Diss. Wien 1987; R. Lampl, 140 Jahre L.er Landestheater 1803–1943 1943; L.er Theaterzeitung Juni 1969 (Nr. 10, 13. Jg.), Juni 1986 (Nr. 11, Sondernummer ) u. Juni 1998; K. Schiffmann in JbOÖMV 63 (1905); A. Sturm, Theatergesch. Oberösterreichs im 16. und 17. Jh. 1964; H. Wimmer, Das L.er Landestheater 1803–1958 1958; H. Wimmer, L.er Theaterstatistik 1945/46–1967/68, 1970 (= Anhang I zur Kulturchronik 1968/69); H. Wimmer in L.er Kulturhb. 2 (1965); M. Klügl (Hg.), Promenade 39. Das Landestheater L. 1803–2003, 2003; I. Sarlay in B. Brock/A. Preiß (Hg.), Kunst auf Befehl? Dreiunddreißig bis Fünfundvierzig 1990; A. Blöchl, Zur Gesch. der Blas- und Bläsermusik in Oberösterreich, Diss. Salzburg 2003; J. Unfried in Chorbll. 6/2 (1950); G. Allmer in Das Orgelforum 22 (September 2018); M. Helfgott in Das Orgelforum 23 (Dezember 2019);www.ooegeschichte.at (1/2015).