Karl VI. (Karl III. von Spanien), Kaiser
* 1.10.1685 Wien,
† 20.10.1740 Wien.
Österreichischer Regent und römisch-deutscher Kaiser (ab 1711).
Als jüngerer Bruder Kaiser Josephs I. wurde K. von seinem Vater Leopold I. schon bald dazu bestimmt, die Erbfolge in Spanien anzutreten, um nach dem zu erwartenden Aussterben der alten spanischen Linie mit Karl II. durch die Begründung einer neuen Linie die Rechte des Hauses Habsburg in Spanien zu sichern. Unter seinem Ajo, Anton Florian von Liechtenstein, erhielt K. daher eine umfassende Erziehung, die jedoch aus dem ernsten, schüchternen, religiösen (bis zu Bigotterie neigenden) und sehr traditionalistisch denkenden Jüngling keinen Strategen und Staatsmann formen konnte; K.s. Vorliebe für Zeremoniell förderte zwar einerseits die imperiale Prachtentfaltung bei Staatsanlässen, zeigte sich andererseits aber bei diplomatischen Verhandlungen als hinderlich. Obwohl Karl II. von Spanien schon 1700 verstorben war (und noch zu Lebzeiten mehrmals gebeten hatte, aus strategischen Gründen Karl zu ihm nach Spanien zu schicken, entschloss sich Leopold I. erst 1703, Karl öffentlich zum Thronprätendenten von Spanien erklären zu lassen. 1704 in Spanien angekommen, konnte Karl (nun Karl III.) trotz der Unterstützung durch England und die Niederlande seine Position gegenüber der mächtigen bourbonischen Partei nicht ausbauen. Der plötzliche Tod seines Bruders 1711 machte eine sofortige Rückkehr in das Reichsgebiet notwendig (1711 Wahl und Krönung zum Kaiser in Frankfurt a. M., 1712 Einzug in Wien). K.s Frau, Elisabeth Christine, blieb hingegen als Statthalterin in Barcelona und kehrte erst nach K.s Thron-, nicht aber Titelverzicht 1713 nach Wien zurück. Trotz einiger militärischer (v. a. gegen die Türken durch Prinz Eugen) und wirtschaftlicher Erfolge dominierte die Erbfolgefrage und deren Lösung für die habsburgischen Länder mit der Pragmatischen Sanktion 1713 (durch die die Erbfolge umgedreht wurde) die Regierungszeit K.s; ebenso blieben Divergenzen zwischen den Vertrauten und Ratgebern Josephs I., die K. im Amt belassen hatte, und den sog. „Spaniern“ (den Mitgliedern des Spanischen Rates bzw. allen, die zu K.s spanischem Hofstaat gehört hatten oder einen Bezug zu dieser für K. prägenden Zeit herstellen konnten) bestehen.K.s Vorliebe für große zeremonielle Inszenierungen und auch persönliche Liebe zu Musik ließen die Hofmusikkapelle unter seiner Regierungszeit ihren personellen Höchststand wie auch einen letzten künstlerischen Höhepunkt erreichen, der sich stilistisch im sog. Kaiserstil manifestierte; ab den 1720er Jahren kam es, ausgehend von den strikten zeremoniellen Vorstellungen des Kaisers zu gewissen Abschottungs- und Erstarrungstendenzen innerhalb der musikalischen Entwicklung des Hofes. K. selbst hatte eine umfassende musikalische Ausbildung genossen, spielte mehrere Instrumente und komponierte; er ist Träger zahlreicher Widmungen (u. a. J. J. Fux, Gradus ad parnassum).
Literatur
B. Hamann, Die Habsburger 3 1988; ÖL 1995; E. Th. Hilscher, Mit Leier und Schwert 2000; E. Th. Hilscher in StMw 41 (1992); F. W. Riedel, Kirchenmusik am Hof Kaiser Karls VI. (1711–1740) , 1977; MGÖ 2 (1995); A. Sommer-Mathis in J. Gmeiner et al. (Hg.), [Fs.] G. Brosche 1999.
B. Hamann, Die Habsburger 3 1988; ÖL 1995; E. Th. Hilscher, Mit Leier und Schwert 2000; E. Th. Hilscher in StMw 41 (1992); F. W. Riedel, Kirchenmusik am Hof Kaiser Karls VI. (1711–1740) , 1977; MGÖ 2 (1995); A. Sommer-Mathis in J. Gmeiner et al. (Hg.), [Fs.] G. Brosche 1999.
Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher,
Art. „Karl VI. (Karl III. von Spanien), Kaiser“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
25.4.2003, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d3ce
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