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Bodanzky Bodanzky Artur (Bodansky), Geschwister
Artur (eig. Arthur): * 1877-12-1616.12.1877 Wien, † 1939-11-2323.11.1939 New York/USA. Dirigent. Sohn eines jüdischen Papierhändlers aus dem damals ungarischen Deutschkreutz (Sopronkeresztúr, heute Bl). 1891–96 Ausbildung am Konservatorium der GdM in Wien, zunächst Violine-Vorbildung bei J. Bachrich, Nebenfach Klavier bei Ernst Ludwig, ab 1893 Violine-Ausbildung bei J. M. Grün. Außerdem privat Kompositionsunterricht bei A. Zemlinsky. Danach Violinist im Orchester der Wiener Hofoper (ab 1897 unter G. Mahler). 1900 begann er seine Karriere als Dirigent zunächst im Operettenfach in Budweis, 1901–03 am Wiener Carltheater (an der Seite von A. Zemlinsky). In der Saison 1903/04 kehrte B. als einer von vier Sologesang-Korrepetitoren an die Hofoper zurück. 1904–06 als Nachfolger Zemlinskys Erster Kpm. am Theater an der Wien, 1906/07 am Berliner Lortzing-Theater, 1907–09 am deutschen Landestheater in Prag und 1909–15 am Hoftheater in Mannheim/D (Nachfolger: W. Furtwängler). 1912 übernahm er interimistisch die Leitung des dortigen Opernhauses, spätestens im selben Jahr Leiter der Opernschule. Dirigierte 1914 u. a. die EA der Fledermaus von J. Strauss Sohn in London. Im September 1915 übersiedelte er in die USA (Einbürgerung 1921), wo er (mit einer kurzen Unterbrechung 1929) bis 1939 als Dirigent an der Metropolitan Opera in New York wirkte. Er war für das deutschsprachige Repertoire zuständig und dirigierte allein fast 600 Wagner-Aufführungen. B. nahm als Leiter der Konzerte der Society of Friends of Music (1921–31) und des New Symphony Orchestra 1919–22 bedeutenden Einfluss auf das New Yorker Musikleben. Die Sommer verbrachte er regelmäßig in Europa, wo er Plattenaufnahmen machte und als Gastdirigent (u. a. Amsterdam 1928, Mannheim 1929) wirkte. Seit 1909 verheiratet mit Ada Elise Perutz (* 12.2.1884 Prag?, † 19.4.1961 New York), mit der er zwei Kinder (Elisabeth [Elizabeth], verh. Muschenheim, * 24.3.1910 Mannheim, † 1993 Ann Arbor, Michigan/USA; Karl, * 3.5.1912 Mannheim, † 12.8.1930 Watertown, NY/USA) hatte. B. starb kurz vor Beginn der Saison 1939/40 unerwartet an den Folgen eines Herzinfarktes.
Werke
Neubearbeitung von W. A. Mozarts Don Giovanni, Bearbeitungen von Henry Purcells Dido and Aeneas, L. v. Beethovens Fidelio und C. M. Webers Oberon; Schallplattenaufnahmen.
Literatur
NGroveD 3 (2001); MGG 3 (2000); LdM 2000; Czeike 1 (1992); Orpheus im Exil 1995; Riemann 1959; Hb. österr. Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 1 (2002); J. Brown, Great Wagner Conductors 2012, 342ff; Qu. Eaton, The Miracle of the Met 1968; DirigentenE 1985; R. Kwasny/U. Scheideler in ÖMZ 56/3–4 (2001); Musikalisches Wochenbl. 29.8.1907, 717; Illustrirtes Wr. Extrabl. 30.4.1902, 10; Neues Wr. Tagbl. 13.2.1904, 9, 27.5.1906, 11; Der Humorist 10.9.1907, 5f; Prager Tagbl. 29.7.1912, 4, 28.12.1913, 6, Erste Beilage 2.2.1915, 3, 21.3.1915, 10; Prager Abendbl. 31.8.1907, 3; Signale für die musikalische Welt 11.6.1913, 926, 8.8.1934, 465f; Dt. Volksbl. 13.3.1914, 11; Radio Wien 29.1.1932, 42; Geburtsbuch der IKG Wien März–Dezember 1877, RZ 6798; Meldearchiv WStLA; eigene Recherchen (Bühnen-Jb.er; www.anno.onb.ac.at; www.familiysearch.org).


Robert (eig. Isidor, Pseud. Danton): * 20.3.1879 Wien, † 2.11.1923 Berlin. Librettist, Schriftsteller, Schauspieler. Begann seine Karriere als Schauspieler in der Saison 1901/02 in Budweis, 1903 in Czernowitz und im Sommer in Venedig in Wien, ab Herbst 1903 in Baden-Baden/D, möglicherweise in der Saison 1903/04 auch Regisseur und Schauspieler einer Theatertruppe aus Esseg (Osijek/HR), die in Triest gastierte. 1904 zunächst in Aachen/D, ab September 1904 Engagement am Theater an der Wien. Spätestens ab 1905 war B. auch als Schriftsteller tätig, gem. m. J. Brammer schrieb er die dreiaktige Posse Der Sündenbock (M: Franz Ziegler). Nach ersten Operetteneinaktern, etwa Phryne (gem. m. F. Grünbaum, M: E. Eysler) für die Eröffnung der Hölle 1906 und Chansontexten schrieb er gem. m. Grünbaum das Kindermärchen Peter und Paul reisen ins Schlaraffenland (M: F. Lehár, UA 1.12.1906) für das Theater an der Wien. Mit Saisonende 1906/07 beendete B. seine Karriere als Schauspieler und widmete sich ausschließlich jener als Schriftsteller. Durch die Zusammenarbeit mit A. M. Willner für Lehárs Operette Der Graf von Luxemburg (UA 12.11.1909 Theater an der Wien) gelang ihm der Durchbruch in der Operettenszene. In der Folge schrieb er zahlreiche Operettenbücher, fast alle in Zusammenarbeit mit einem Co-Autor (F. Grünbaum, L. Jacobson, B. Hardt-Warden), u. a. für F. Lehár, L. Fall, E. Kálmán, O. Straus, R. Stolz, B. Granichstaedten. Unter den Folgen des Ersten Weltkriegs wurde B. zunehmend politischer, stellte sich explizit gegen die Kriegsbefürworter und begann, politische Essais und sozialkritische Theaterstücke zu schreiben. Im Frühjahr 1917 lernte er Pierre Ramus (eig. Rudolf Großmann, 1882–1942) kennen, den bedeutendsten Vertreter der anarchistischen Bewegung in Österreich. Unmittelbar nach Kriegsende gründeten die beiden die anarchistische Zeitschrift Erkenntnis und Befreiung, in der B. unter dem Pseud. Danton revolutionäre Lyrik veröffentlichte. Außerdem war er Mitglied des von Ramus ins Leben gerufenen Bundes herrschaftsloser Sozialisten. Im Sommer 1922 übersiedelte B. mit seiner Familie aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen nach Berlin, wo er kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Wien verstarb. Seit 7.2.1907 verheiratet mit Malvina Goldschmied (gesch. Orthof, * 23.1.1877 Wien, † ?, seit 19.5.1938 verh. Singer), einer Cousine mütterlicherseits von A. Schönberg, mit der er zwei Kinder (Hans Robert [* 17.1.1911 Wien, † 26.11.1979 São Paulo/BR] und Renate [verh. Neschling, * 1.4.1912 Wien, † 22.4.1990 Rio de Janeiro/BR]) hatte. Sein Enkel John Neschling (* 13.5.1947 Rio de Janeiro) ist Dirigent.


Schriften
Vorträge und Chansons o. J.; Wenn der Glorienschein verbleicht 1919; Revolutionäre Dichtungen und Politische Essays, hrsg. v. P. Ramus und M. Bodanzky 1925.
Literatur
W. Portmann/S. Wolf, „Ja, ich kämpfte“ 2006; Czeike 1 (1992); Zohn 1986; Hb. österr. Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 1 (2002); Lex. dt.-jüdischer Autoren 3 (1995); Stieger III/1 (1979); Neues Wr. Journal 4.11.1923, 22; Neue Freie Presse (Abendblatt) 3.11.1923, 4; Wr. Morgenztg. 4.11.1923, 6; Illustrierte Kronen-Ztg. 4.11.1923, 7; Der Tag 4.11.1923, 9; Prager Tagbl. 16.1.1902, 6; Czernowitzer Tagbl. 3.3.1903, 3; Grazer Volksbl. 10.6.1904, 3; Neues Wr. Tagbl. 18.7.1903, 16, 14.12.1905, 13; Neue Freie Presse 10.9.1904, 17; Illustrirtes Wr. Extrabl. 12.8.1903, 10; Der Humorist 10.1.1906, 3; Geburtsbuch der IKG Wien 1874–77, RZ 5011 u. 1878–80, RZ 2570; Trauungsbuch der IKG Wien Landstraße 1907, RZ 23; https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Bodanzky (5/2020); www.geni.com (5/2020); https://en.wikipedia.org/wiki/John_Neschling (5/2020); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; www.genteam.at; div. Bibliothekskataloge; Bühnen-Jb.er).


Ida (verh. Hartung von Hartungen[-Reik]; verh. Reik[-B.]): * 28.6.1887 Wien, † 4.1.1968 San Francisco, CA/USA. Pianistin, Musikpädagogin. Sie studierte 1901–05 am Konservatorium der GdM Klavier bei Ernst Ludwig sowie im Nebenfach je ein Semester Harmonielehre bei H. Grädener und praktische Musiklehre bei F. Foll. Später nahm sie vermutlich privaten Unterricht bei H. Kanner-Rosenthal. I. trat spätestens ab 1907 öffentlich auf, u. a. im Ehrbar-Saal, Bösendorfersaal, Musikverein sowie 1914–37 besonders häufig im Wiener Konzerthaus. Sie widmete sich vornehmlich der zeitgenössischen Kammermusik und spielte als Begleiterin u. a. die Wiener EA.en von Edward Elgars Violinsonate e-Moll op. 82, Arnold Baxʼ Violinsonate Nr. 1 E-Dur und Nikolai Medtners Violinsonate op. 21 h-Moll sowie die UA.en von O. Dietrichs Klarinettensonate G-Dur und F. Reidingers Klaviervariationen über ein eigenes Thema. I. pflegte enge Kontakte zum Kreis um A. Schönberg und wirkte 1919/20 in sechs Konzerten des Vereins für musikalische Privataufführungen mit. 1937 spielte sie außerdem gemeinsam mit O. Novakovic A. Schönbergs Orchesterstücke op. 16, Nr. 2, 4 und 5 in A. Weberns Fassung für zwei Klaviere. Besonders häufig trat sie u. a. mit O. Adler, E. Bachrich, C. Dische, S. Stampfer, Wilhelm Winkler sowie dem Kolbe-Quartett auf. Sie trat am 3.1.1910 aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus und heiratete 1912 den Arzt Christoph Hartung von Hartungen (* 22.5.1882 Weidling bei Klosterneuburg/NÖ, † 15.1.1967 Meran [Merano/I]; Scheidung vor 1918), der eine Kuranstalt in Riva am Gardasee (Riva del Garda/I) betrieb. 1925 trat sie wieder in die IKG ein und heiratete im gleichen Jahr den Patentanwalt Richard Reik (* 30.5.1872 Raab/Ungarn [Győr/H], † 18.2.1949 Alameda, CA/USA), trat jedoch am 8.4.1927 erneut aus der IKG aus. I. erwarb 1932 mit ihrem zweiten Mann eine Villa in Bad Ischl, emigrierte jedoch ca. 1939 mit ihrem Mann in die USA, wo sie in Kalifornien u. a. in Los Angeles, Berkeley, Piedmont, Oakland und San Francisco lebten. I. war in dieser Zeit vornehmlich als Klavierlehrerin tätig.


Literatur
E. Kappel, Arnold Schönbergs Schülerinnen 2019; M.-Th. Arnbom, Die Villen von Bad Ischl 2017; Die Zeit 14.2.1907, 3, 24.1.1908, 4; NFP 10.3.1922, 7; Der Tag 24.2.1924, 11; Neues Wr. Tagbl. 5.3.1925, 12, 9.11.1926, 10, 7.12.1926, 12, 6.3.1938, 13; Zs. f. Musik April 1927, 212; Neue Eisenstädter Ztg. 5.5.1935, 16; Die Stunde 24.11.1926, 7, 10.4.1937, 4, 16.4.1937, 4, 21.4.1937, 5; Alpenländische Rundschau 30.4.1932, 19; Korrespondenz Richard Reik sowie Ida B. Reik an Gertrude Goldschmied (ÖNB Autogr.1175/55 u. Autogr.1175/14); www.geni.com (8/2022); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; www.anno.onb.ac.at; www.konzerthaus.at; http://archiv.vhs.at/vhsarchiv_suche.html).

Autor*innen
Monika Kornberger
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
1.3.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Bodanzky (Bodansky), Geschwister“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 1.3.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f8db
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Artur Bodanzky im September 1927 in Berlin (Die Stunde, 8.9.1927, 10)

DOI
10.1553/0x0001f8db
GND
Bodanzky Artur: 116215119
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Bodanzky Robert: 126097429
OBV
Weiterführende Literatur

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