K-R 1997; Eisenberg 1903; Wurzbach 54 (1886) [mit z. T. fehlerhaften Angaben]; Die Presse 5.3.1857, 2 u. 17.4.1877, 11; Bll. für Musik, Theater u. Kunst 3.5.1859, 140; Fremden-Blatt 31.5.1863, 5; Wr. Ztg. 12.10.1863, 351; NFP 25.1.1877, 6 u. 6.12.1898, 7; Morgen-Post 2.10.1878, 3; Die Bombe 6.10.1878, 2; Neuer Theater-Almanach 11 (1900), 154; Taufbuch der Pfarre St. Stephan (Wien I), 1838–1843, fol. 102; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; Bühnenjahrbücher; Briefwechsel zwischen H. und Ch. W. im Nachlass von Ch. W. in der Wienbibliothek im Rathaus).
Ihr Sohn
Charles (eig. Carl Rudolf Michael): * 3.4.1861 Wien, † 1.11.1939 Wien. Komponist und Kapellmeister. Sein Vater ist unbekannt. W. verbrachte seine Kindheit in Lausanne/CH und Paris, Musikunterricht erhielt er in Dresden/D und 1874–80 in Genf/CH bei Henri Adrien Louis Kling. Nach dem Abschluss einer Realschule besuchte er 1880–83 als außerordentlicher Student der Landwirtschaft die Hsch. für Bodenkultur in Wien. Daneben Fortsetzung der musikalischen Studien: 1880–85 Klavier bei H. Proksch, Kontrapunkt bei Ch. Wolff, Instrumentation bei A. Leitermeyer und J. Sulzer. 1882/83 Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger in einem k. u. k. Ulanen-Regiment. Danach zunächst Bankangestellter, ehe er sich ganz der Komposition zuwandte. Trat Anfang 1882 mit der Polka française Kornähren, die er für den Ball der Land- und Forstwirte komponiert hatte, erstmals an die Öffentlichkeit. Zunächst komponierte er Tänze, Märsche und Couplets. Am 28.4.1888 erlebte seine erste Operette Pagenstreiche nach einem Libretto seines Stiefvaters H. Wittmann, der für ihn noch weitere schrieb, ihre UA am Theater an der Wien, und wurde bald auf zahlreichen Bühnen des In- und Auslands (u. a. Bad Ischl, Karlsbad, Mödling, Prag, Pressburg, Hannover/D, Linz, Innsbruck, Salzburg, Marienbad) gegeben. In der Folge brachte W. beinahe jährlich eine Operette zur UA, zumeist mit großem Erfolg. Um 1900 gehörte W. neben C. Millöcker, mit dem ihn eine Freundschaft verband, F. v. Suppè und C. Zeller zu den erfolgreichsten, auch im Ausland gespielten Vertretern der Wiener Operette, bis die Generation um F. Lehár die Führung übernahm. Seine Operetten gerieten zunehmend in Vergessenheit, im Zuge des Ersten Weltkriegs verlor er sein Vermögen und geriet in eine schwierige finanzielle Lage. Um 1920 ging W. für einige Zeit in die Schweiz, wo er dramatische Komposition unterrichtete. Diese Tätigkeit setzte er nach seiner Rückkehr auch in Wien fort. Ab 1929 erhielt er von der Stadt Wien eine Ehrenpension, die ihm nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten bis kurz vor seinem Tod aus mehreren Gründen gestrichen wurde, u. a. warf man ihm eine Anhängerschaft an den Ständestaat und unklare Abstammungsverhältnisse vor. Dazu kam vermutlich auch, dass seine vierte Frau, die Schriftstellerin Käthe Susman (eig. Katharina, * 16.5.1875 Wien, † 1.3.1963 Neudörfl/Bl), mit der er seit 17.3.1930 verheiratet war, ursprünglich Jüdin war (Austritt aus dem Judentum am 29.8.1938). W. war Mitbegründer der Union dramatischer Autoren und Komponisten (1907/08 1. Vizepräsident, 1908/09 Präsident, 1909/10 1. Präsident), der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) sowie der Genossenschaft der dramatischen Schriftsteller und Komponisten Wiens, 1922–25 Präsident des ÖKB als Nachfolger F. Lehárs. Er war viermal verheiratet, seine zweite Frau Stefanie Adolfine Klein (* 30.1.1876 Wien, Scheidung 1905) war Schauspielerin, aus seiner dritten Ehe mit Helene Therese Emilie Schandl (* 9.12.1885 Wien, Scheidung 1924) ging Sohn Richard (* 20.11.1906 Wien) hervor. – W.s Witwe Käthe verkaufte einen großen Teil seines Nachlasses 1941 unter großem finanziellen Druck an die Wienbibliothek, die Enkelin W.s. verzichtete auf die Restitution und überließ ihn 2003 der Wienbibliothek.
W.-Platz (Wien XIII).
Franz Josephs-Orden 1913; Prof.-Titel 1928; Ehrenpension der Stadt Wien ab 1929; Ritterkreuz I. Klasse des Österreichischen Verdienstordens 1937.
Die Überfremdung der Wiener Theater in Der österr. Musiker 1/3 (Dezember 1934), 58f.
komische Oper Schlaraffenland [T: Mathilde Schurz nach Ludwig Fulda] 1904; Oper Das Sonnenkind 1929; etwa 20 Operetten (Pagenstreiche [T: H. Wittmann nach August v. Kotzebue] 1888, Die Ulanen [T: H. Wittmann] 1891; Die lachenden Erben [T: J. Horst und L. Stein] 1892, Die Karlsschülerin [T: H. Wittmann] 1895, Der Schmetterling [T: A. M. Willner und Bernhard Buchbinder] 1896 (s. Abb.); Die Blumen-Mary [T: Alexander Landesberg u. L. Stein] 1897, Adam und Eva [T: H. Wittmann u. Julius Bauer] 1899; Die Diva [T: B. Buchbinder] 1900; Das gewisse Etwas [T: V. Léon] 1902, Die romantische Frau [T: K. Lindau u. B. Jenbach] 1911, Der Frechling 1912 [T: F. Grünbaum u. H. Reichert], Drei arme Teufel [T: R. Oesterreicher u. H. Reichert] 1916, §§ 88 [T: Richard Wilde u. Maria Günther] 1919, Ein Nachtmanöver [T: B. Buchbinder] 1926; Die Liebesinsel [T: R. Wilde u. M. Schurz] 1928); Operetteneinakter (Der Adjutant [T: Adolf Ruprecht] 1889; Angelor [T: J. Horst] 1890; Der Wundertrank [T: Benjamin Schier u. J. Horst] 1900, Der alte Silbergulden [T: Fred Angermeyer-Höft] 1936); Pantomimen; Ouvertüren; Schlaraffenland-Phantasie; Tänze; Quartette; über 200 Lieder; Couplets.
K. Ploog, … Als die Noten laufen lernten… I.3 Komponisten R bis Z 2019; MGG 14 (1968) u. 17 (2007); Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938; Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Künstler, Gelehrte und Schriftsteller in Wort und Bild 31911; F. Jansa (Hg.), Dt. Tonkünstler und Musiker in Wort und Bild 21911; H. Weiner-Dillmann in Österr. Autorenzeitung 1 (1971); Der österr. Musiker 11 (November 1935), 182f u. 188; Czeike 5 (1997); Kosch 5 (2004); Lang 1986; DBEM 2003; Personenlex. Öst. 2001; Riemann 1961; Müller-Asow 1929; Eisenberg 1893; F. Planer (Hg.), Das Jb. der Wr. Ges. 1929; Stieger 4/1 (1982); Bauer 1955; Ulrich 1997; F-A 1936 u. 2 (1978); Wr. Allgemeine Ztg. 17.1.1883, 6; Morgen-Post 29.7.1886, 3; Neues 8 Uhr-Bl. 3.2.1921, 4; Neues Wr. Journal 21.11.1922, 9, 29.4.1928, 30; Die Stunde 3.12.1926, 7; Wr. Ztg. 20.3.1930, 4; Wr. Theaterztg. 22.9.1889, 48; www.wienmuseum.at/ (1/2020); www.wienbibliothek.at (1/2020); Taufbuch der Pfarre St. Stephan 1860–65, fol. 104; Trauungsbücher der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1897, RZ 35 u. 1906, RZ 10; Mitt. Archiv Univ. für Bodenkultur Wien; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).
Uwe Harten