
Proksch (Prokš), Familie
Böhmische Musiker:innenfamilie
Joseph (I; geb. Trenkler): * 4.8.1794 Reichenberg/Böhmen (Liberec/CZ), † 20.12.1864 Prag. Komponist und Musikpädagoge. Unehelicher Sohn von Rosalia Trenkler, die erst am 17.9.1798 Anton P. (I; * 1769) heiratete. Ob letzterer, ein musikbegabter Weber, von dem J. P. den ersten musikalischen Unterricht erhielt, sein leiblicher Vater war, ist unbekannt; das Taufbuch vermerkt jedenfalls keine spätere Legitimation der unehelichen Geburt. Danach Schüler von Philipp Pietsch (Gesang, Violine, Klavier, Blasinstrumente, Musiktheorie) und 1809–16 von Wenzel Franz Koželuch (Klavier), Václav Matyáš Farník (Klarinette) und Joseph Jarosch (Methodik, Pädagogik) im Prager Blindeninstitut (1802 teilweise, 1807 vollständig erblindet). 1817/18 auf Kunstreisen durch mehrere Städte der Monarchie (auch in Graz und Wien), widmete er sich anschließend dem Studium der musikalischen Pädagogik in Reichenberg und Prag sowie 1825 in Berlin bei Johann Bernhard Logier. Danach errichtete P. in Reichenberg (1825) und Prag (1831) MSch.n nach den Richtlinien neuer Lehrmethoden, wobei er die Prager Schule bis zu seinem Tod selbst führte. Sein berühmtester Schüler war F. Smetana.
Ehrungen
Ehrenbürger v. Reichenberg.
Ehrenbürger v. Reichenberg.
Werke
Oper Der Hungerthurm, Messen, kleinere Kirchenmusik, Konzert f. Klar. u. Klappentrp., Konzert f. Kl. u. Hf., Klarinettenkonzert, Klaviermusik, Lieder; zahlreiche Klavierbearbeitungen.
Oper Der Hungerthurm, Messen, kleinere Kirchenmusik, Konzert f. Klar. u. Klappentrp., Konzert f. Kl. u. Hf., Klarinettenkonzert, Klaviermusik, Lieder; zahlreiche Klavierbearbeitungen.
Schriften
Allgemeine Musiklehre, dargestellt nach pädagogischen Grundsätzen in Fragen u. Antworten , 2 Bde. 1857; Aphorismen über katholische Kirchenmusik 1858; Versuch einer rationellen Unterrichtsmethode im Pianofortespiel, 50 Teile 1841–64 (21894).
Allgemeine Musiklehre, dargestellt nach pädagogischen Grundsätzen in Fragen u. Antworten , 2 Bde. 1857; Aphorismen über katholische Kirchenmusik 1858; Versuch einer rationellen Unterrichtsmethode im Pianofortespiel, 50 Teile 1841–64 (21894).
Seine Brüder
Anton (II) Padua: * 20.10.1804 Reichenberg, † 17.5.1866 Reichenberg. Organist, Musikpädagoge, Komponist. Nach erstem Unterricht durch Vater und Bruder stellte ihn Letzterer 1825 ebenso als Klavierlehrer an seiner Reichenberger MSch. an wie seine Schwester Maria Anna Katharina (* 1.1.1812 Reichenberg, † ?), die am 9.1.1831 Peter Finke heiratete und die Großmutter von J. F. Finke werden sollte. Ab 1830 Direktor der Anstalt, wirkte er auch als Organist in seiner Heimatstadt. 1858 gründete er eine Klavierhandelsfirma.
Werke
Orchesterwerke, Klavier- und Orgelmusik, Kirchenmusik, Lieder.
Orchesterwerke, Klavier- und Orgelmusik, Kirchenmusik, Lieder.
Ferdinand Stephan: * 25.12.1808 Reichenberg, † 12.9.1866 Prag. Mediziner und Pianist. Ebenfalls vom Vater und Bruder J. P. musikalisch gefördert, war er neben einer medizinischen Ausbildung (Univ. Prag ab 1830) auch als Klavierlehrer an der MSch. seines Bruders tätig. 1833–49 lebte er in Wien (hier Dr. med.) und war ein anerkannter Klavierpädagoge. Ab 1849 wieder in Prag, unterrichtete F. P. abermals an der Anstalt seines Bruders, zog sich aber infolge von Differenzen mit ihm 1859 ins Privatleben zurück.
Josephs (I) Kinder
Marie: * 1836 Prag, † 17.5.1900 Prag. Pianistin und Musikpädagogin. Studierte bei ihrem Vater und gab 1856/57 erfolgreiche Konzerte in Laibach, Graz, Fiume (Rijeka/HR) und Triest. Nach einem längeren Aufenthalt in Paris bei Wilhelmine Clauss-Szarwady kehrte sie nach Prag zurück, wo sie als Musikpädagogin ausgebildet wurde und ihren Vater in der Leitung des Instituts unterstützte. Ab 1876 war sie alleinige Leiterin der Schule.
Theodor: * 1843 Prag, † 8.3.1876 Prag. Musikpädagoge und Komponist. Betrieb musikalische Studien bei seinem Vater und seinem Onkel F. P., 1864–76 leitete er die MSch. seines Vaters gemeinsam mit seiner Schwester.
Werke
Klaviermusik; Bearbeitungen f. Kl.
Klaviermusik; Bearbeitungen f. Kl.
Antons (II) Kinder
Joseph (II): * 17.7.1846 Reichenberg, † 2.6.1904 Markersdorf am Jeschken/Böhmen (Markvartice/CZ). Klavierfabrikant. Übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Klavierhandlung und -reparaturwerkstätte. Nach mehreren Vergrößerungen fertigte die Fabrik ab 1871 Pianinos und ab 1874 auch Flügel an. 1880 wurde eine Zweigniederlassung in Wien gegründet.
Ehrungen
Goldmedaille auf der Weltausstellung in Chicago/USA 1893.
Goldmedaille auf der Weltausstellung in Chicago/USA 1893.
Robert Ludwig (get. Robert Franz): * 6.11.1847 Reichenberg, † 20.12.1895 Reichenberg?. Organist, Musikpädagoge und Komponist. War Stadtpfarrorganist und leitete nach dem Tod seines Vaters die MSch. in Reichenberg.
Roberts Kinder
Robert Franz: * 4.4.1872 Reichenberg, † 17.12.1933 Prag. Musikpädagoge. Leitete nach dem Tod seiner Cousine M. P. 1900–33 die Prager MSch.
Hugo Heinrich Anton: * 6.3.1875 Reichenberg, † Juni 1946 Bregenz. Gesangslehrer. Betrieb Studien beim Vater und wirkte nach seiner Militärzeit als Berufsoffizier (1893–1919) ab 1919 als Gesangspädagoge und Konzertbegleiter in Bregenz (1919/20; Auftritte auch in der Schweiz), Berlin (ca. 1924), München. 1930 sind neuerliche Auftritte in Bregenz nachweisbar.
Literatur
LdM 2000; NGroveD 20 (2001); ADB 26 (1888); ÖBL 8 (1983); DBEM 2003; R. Müller, J. P. 1874; B. Tammen in B. Boisits (Hg.), Musik und Revolution 2013; Riemann 1961; F-A 1936; MGG 10 (1962) u. 16 (1979); Müller-Asow 1929; Wurzbach 24 (1872); Vorarlberger Tagbl. 11.12.1919, 3, 30.3.1920, 1, 6.6.1920, 2, 3.5.1928, 6, 9.5.1928, 6, 17.11.1930, 6; Signale für die Musikalische Welt 24.12.1924, 2033; Vorarlberger Nachrichten 9.7.1946, 3; Taufbuch der Pfarre Reichenberg 1794–98, pag. 36, 1799–1807, pag. 407, 1807–12, pag. 158, 453, 1846–49, fol. 53, 204, 1872–74, fol. 25, 1874–77, fol. 168; Trauungsbuch der Pfarre Reichenberg 1784–98, pag. 217, 1830–40, pag. 31; Sterbebuch der Pfarre Reichenberg 1866–76, pag. 26, 1894–1901, pag. 158.
LdM 2000; NGroveD 20 (2001); ADB 26 (1888); ÖBL 8 (1983); DBEM 2003; R. Müller, J. P. 1874; B. Tammen in B. Boisits (Hg.), Musik und Revolution 2013; Riemann 1961; F-A 1936; MGG 10 (1962) u. 16 (1979); Müller-Asow 1929; Wurzbach 24 (1872); Vorarlberger Tagbl. 11.12.1919, 3, 30.3.1920, 1, 6.6.1920, 2, 3.5.1928, 6, 9.5.1928, 6, 17.11.1930, 6; Signale für die Musikalische Welt 24.12.1924, 2033; Vorarlberger Nachrichten 9.7.1946, 3; Taufbuch der Pfarre Reichenberg 1794–98, pag. 36, 1799–1807, pag. 407, 1807–12, pag. 158, 453, 1846–49, fol. 53, 204, 1872–74, fol. 25, 1874–77, fol. 168; Trauungsbuch der Pfarre Reichenberg 1784–98, pag. 217, 1830–40, pag. 31; Sterbebuch der Pfarre Reichenberg 1866–76, pag. 26, 1894–1901, pag. 158.
Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
6.2.2025
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl,
Art. „Proksch (Prokš), Familie“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
6.2.2025, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001ddf4
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