Millöcker, Millöcker, true
Carl Joseph
*
1842-04-2929.4.1842
Wien,
†
1899-12-3131.12.1899
Baden bei Wien/NÖ.
Komponist, Theaterkapellmeister.
Erster Flöten-Unterricht mit 9 Jahren, später bei
A. Fahrbach, 1854 Aufnahme in die Flötenklasse des Konservatoriums der
GdM (
F. X. Zierer); erster Harmonielehre-Unterricht bei Josef Laimegger (Direktor des
Wiener Landesgerichtsarchivs), später Kompositionsstudien bei
F. v. Suppè. Mit 16 Jahren Engagement als 2. Flötist im
Theater an der Josefstadt; später Flötist im
Burgtheater und im
Theater an der Wien. Dank F. v. Suppès Vermittlung wurde M. im Herbst 1864 2. Kapellmeister am Thalia-Theater in
Graz. Neben Liedern und Possenmusiken komponierte er zwei
Operetten,
Der todte Gast und
Die lustigen Binder. Im Frühjahr 1866 schloss das Thalia-Theater. M. kam als Kapellmeister an das Theater an der Wien, wurde aber nach drei Monaten wegen Differenzen mit Sängern und Orchester entlassen. Im Herbst 1866 war er am
Harmonietheater in Wien, wo neben Possenmusiken am 2.1.1867 seine Operette
Diana erfolgreich aufgeführt wurde. 1867–69 war M. Kapellmeister am Deutschen Theater in Pest (
Budapest). Ab Herbst 1869 wurde M. wieder als Kapellmeister am Theater an der Wien engagiert. Viele Possenmusiken, die zu komponieren zu seinen Kapellmeisterpflichten gehörte, hatten ebensowenig Erfolg wie die Stücke, zu denen er sie schrieb. Seine Position wurde immer unsicherer, bis er am 5.1.1871 mit der Posse
Drei Paar Schuhe (T:
A. Berla) großen Erfolg hatte. In der Folge erschienen viele Kompositionen M.s: Lieder, Tänze, Einzelnummern aus der Musik zu Possen. Von September 1873 bis Dezember 1875 gab M. unter dem Titel
Musikalische Presse Monatshefte interessanter Pianoforte-Musik heraus. Die Möglichkeit zur Veröffentlichung eigener Werke nützte er, indem er viele Klavierstücke komponierte. Im 2. Jahrgang veröffentlichte er erstmals
W. A. Mozarts Ballettmusik zur
Pantomime
Les petits riens.
Neben R. Genée blieb M. am Theater an der Wien als 2. Kapellmeister verpflichtet. Er vertonte etliche Libretti von A. Berla. Bedeutung erlangten u. a. die lokale Operette Abenteuer in Wien (1873) oder Die Musik des Teufels (1875). Am 30.3.1878 leitete Das verwunschene Schloß (T: A. Berla) die erfolgreiche Operettenperiode M.s ein. Nun folgte fast jährlich eine neue Operette; alle wurden im Theater an der Wien uraufgeführt.
Nach den Melodien jeder seiner Operetten arrangierte M., wie es damals üblich war, Tänze und Märsche für Orchester, die auch in gängigen Arrangements (Klavier zwei- und vierhändig, Violine und Klavier etc.) erschienen. Der große Erfolg der Operette Der Bettelstudent ermöglichte es M., sich im Herbst 1883 seiner Kapellmeisterverpflichtungen zu entledigen und als freischaffender Komponist zu leben.
Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof (s.
Abb.); M.gasse (Wien VI u. Graz III); Gedenktafel am Geburtshaus (Wien VI, Gumpendorfer Straße 17).
ca. 110 Bühnenwerke (Operetten, Singspiele, Musik zu Possen etc.), Klavierstücke, ca. 90 Lieder, Musik f. Orch. (Tänze und Märsche), Chöre, Kammermusik.
F. Racek in Wr. SchriftenFritz Racek, Das Tagebuch Carl Millöckers, in: Veröffentlichungen aus der Wiener Stadtbibliothek. 3. Folge (Wiener Schriften 30). Wien–München 1969, 137–236. 30 (1969); N. Rubey, [Kat.] C. M. und BadenNorbert Rubey, Carl Millöcker und Baden. Begleitheft zur Ausstellung im Beethovenhaus Baden. Baden 1992. 1992; NGroveD 16 (2001); MGG 9 (1961). – Nachlass im Rollett-Museum Baden; WStLB; ÖNB, Theater-an-der-Wien-Archiv.
14.8.2023
Norbert Rubey,
Art. „Millöcker, Carl Joseph“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
14.8.2023, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d9ae
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