Der Arbeitskreis Musik im Kultur-Fachbereich der VF wurde von J. Rinaldini und J. Lechthaler geleitet. Aufgrund der „Kapellmeister- und Musiker-Verordnung“ von 1934 wurden vorerst der Ring der ausübenden Musiker und die Kapellmeisterunion ins Leben gerufen, die Staatspreise eingeführt (ab 1936 finanziert durch den von der RAVAG eingehobenen „Künstlerschilling“; Preise) und 1936 sowohl das Urheberrecht als auch dessen Durchführung (Autoren, Komponisten, Musikverleger) auf eine neue Basis gestellt. Nach dem Motto „Kultur- statt Machtpolitik“ wurde durch die Übernahme von offenen Singveranstaltungen, besondere Förderung der Hausmusikpflege, Inszenierung von Wettbewerben für Volksmusik und Volkstanz, Kampagnen gegen Jazz und Schlager, einen jährlich durchgeführten „Tag der Musikpflege“, schließlich mit dem Plan zur Wiederaufnahme von Arbeiter-Sinfonie-Konzerten auf allen Linien versucht, die Musik als Erziehungsmittel einzusetzen. Eine bedeutende Rolle wurde außerdem dem Rundfunk eingeräumt. Die allgemeine anti-moderne Einstellung schlug sich nicht nur in Aufführungszahlen, sondern auch in der Komposition selbst nieder (Zurückdrängung der Moderne, sog. Symphonische Unterhaltungsmusik). Das Dollfuß-Lied diente nicht nur der Stilisierung des ermordeten Bundeskanzlers als Märtyrer, sondern auch als eine Art Hymne. In ähnlicher Weise war der Reichsverbands-Marsch von M. Damberger ein „Pflichtstück“ der Blasmusikkapellen (Blasorchester). Auf allen Linien ist sichtbar, dass und wie bereits die VF die sog. modernen Medien gezielt einzusetzen verstand. Doch ist auch mit ihrem dirigistischen Zug zu erklären, warum sie das eigentliche Ziel, eine allgemeine Volksbewegung „aller hinter der Regierung Stehenden“ auszulösen, letztlich nicht erreichte.
Zs. Die Volksmusik. Mitt.bl. des VF-Werkes Neues Leben u. des Reichsverbandes f. österr. Volksmusik 1937/38.
I. Bärnthaler, Gesch. u. Organisation der V. F. 1972; G. Karnthaler, Die Kulturpolitik im österr. Ständestaat im Bereich der Musik , Hausarb. Wien 1976.