Kerndl,
Ella (eig. Aurelia Francisca Maria)
* 30.9.1863 Unter-Sievering/NÖ (Wien XIX),
† 18.4.1940 Wien.
Komponistin, Pianistin, Pädagogin.
Die Tochter eines Kaufmanns trat bereits im Alter von neun Jahren als Pianistin und Violinistin im Salon Streicher auf. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie in Klavier bei M. Winkler-Deutsch und in Violine bei K. Hoffmann. Ca. 1882–87 folgte außerdem ein Studium in Orgel bei K. Hausleithner und in Komposition bei C. M. Wolf an der MSch. des Wiener Cäcilien-Vereins (1887 Maturitätsprüfung für Orgel und Komposition, 1888 Staatsexamen für Klavier und Nebenfächer). Als Pianistin konzertierte sie ab 1878 in erster Linie in den Konzertsälen Wiens, ansonsten auch in anderen Städten Österreichs und Deutschlands. 1882 folgte ihr kompositorisches Debüt im Ehrbarsaal. Zw. 1882/84 trat sie als Pianistin in Wiener Neustadt auf. 1886–1926 gab K. Privatunterricht in Klavier, ab 1888 auch in Harmonielehre und Kontrapunkt und bot weiters Gesangskorrepetition an. Ab 1890 veranstaltete sie im Bösendorfersaal Konzerte mit eigenen Werken. Zw. 1890/96 war sie gelegentlich auch als Organistin in der Altlerchenfelder Pfarrkirche (Wien VII) zu hören. Ab 1892 förderte sie mit sog. „Novitäten-Abenden“ die Verbreitung von Werken internationaler (v. a. skandinavischer) und einheimischer Komponistinnen und Komponisten. Unterstützt wurde sie dabei u. a. von Carl Wehle (1868–1912), mit dem sie darüber hinaus in der Wintersaison 1893 mehrmals im Ehrbaarsaal konzertierte. 1893/96 war sie außerdem zu Gast bei Konzerten des Dom-Musik-Vereins bzw. der Internationalen Stiftung Mozarteum in Salzburg und fungierte zw. 1893/97 gelegentlich als Klavierbegleiterin des Duesberg-Quartetts. 1894 eröffnete K. in einem musikalischen Abend mit H. Kreuzinger den neuen Standort der MSch. des Kirchenmusikvereins an der Votivkirche. 1895 gründete sie mit Mary Karph (?–?; 1. V.), Anna von Baumgarten (? – nach 1931; Va.) und J. Donat (Vc.) ein Streichquartett zum Zwecke der Aufführung selten gehörter Kammermusik, bei dem sie die 2. Violine übernahm. Laut Presse eröffnete sie im selben Jahr mit Albertine Fornasari da Verce (1847–1932) eine Klavierschule mit Theorie- (ab 1896 auch Gesangs-)unterricht (Wien IX, Liechtensteinstraße 22–24; Inhaberin dürfte allerdings nur A. Fornasari gewesen sein). Für die Saison 1896 fungierte K. als Klavierbegleiterin des Fitzner-Quartetts. Ab 1898 betätigte sie sich außerdem als Musikschriftstellerin. 1897–99 veranstaltete K. eigene Schülerinnen- und Schülerproduktionen im Bösendorfer- und Ehrbaarsaal. 1899 unternahm sie eine Kunstreise durch den Norden Deutschlands, wo sie u. a. in Eberswalde/D mit G. Wietrowetz auftrat. Wieder in Wien, debütierte sie kurz darauf (am 11.01.1900) am Klavier mit einem neuen Trio (Albert Gruber [Vl.] und Karl Klein [Vc.]). 1907–33 trat sie nur mehr sporadisch bei Konzerten auf, davon u. a. 1913/14 in Leipzig/D und 1922 im Stift Admont. 1914 veranstaltete sie im Wiener Konzerthaus ein Jubiläumskonzert zu ihrem 50. Geburtstag, in dem auch das Orchester der Wiener Hofoper unter der Leitung von B. Tittel auftrat. Manche ihrer Stücke wurden in der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung publiziert. Korrespondenzen bestätigen ihre Bekanntschaft mit Max Reger (1873–1916) und Algernon Ashton (1859–1937). Ihr Nachlass befindet sich in der Musiksammlung der ÖNB (Archive und Bibliotheken).
Ehrungen
Prof.-Titel 1930.
Prof.-Titel 1930.
Schriften
mehrere Artikel in Musikzss. (u. a. in Die Redenden Künste und Neue Musikalische Presse).
mehrere Artikel in Musikzss. (u. a. in Die Redenden Künste und Neue Musikalische Presse).
Werke
Orchesterwerke (Skizze E-Dur f. kleines Orch. 1886), Klavierwerke (u. a. Bagatelle u. Lied ohne Worte 1878 [korrigiert 1880], Albumblatt 1880, Nocturne 1882, Variationen 1882, Mazurka 1890, Fragment 1903), Orgelwerke, Lieder (u. a. Sehnsucht 1886, Nun liegt die Welt umfangen 1887), Werke f. V./Vc., Bearbeitungen (u. a. Fantasie nach Motiven aus Tristan und Isolde von R. Wagner 1883, Benjamin Godards Canzonetta 1890, W. A. Mozarts Ave Maria 1896, M. Regers Fuge op. 134 o. J., Jean-Philippe Rameaus Gavotte f. Kl. o. J.). – Vollständiges Werkverzeichnis bei C. Billaut, Verschollene Werke einer Komponistin?, Masterarb. Univ. Wien 2010.
Orchesterwerke (Skizze E-Dur f. kleines Orch. 1886), Klavierwerke (u. a. Bagatelle u. Lied ohne Worte 1878 [korrigiert 1880], Albumblatt 1880, Nocturne 1882, Variationen 1882, Mazurka 1890, Fragment 1903), Orgelwerke, Lieder (u. a. Sehnsucht 1886, Nun liegt die Welt umfangen 1887), Werke f. V./Vc., Bearbeitungen (u. a. Fantasie nach Motiven aus Tristan und Isolde von R. Wagner 1883, Benjamin Godards Canzonetta 1890, W. A. Mozarts Ave Maria 1896, M. Regers Fuge op. 134 o. J., Jean-Philippe Rameaus Gavotte f. Kl. o. J.). – Vollständiges Werkverzeichnis bei C. Billaut, Verschollene Werke einer Komponistin?, Masterarb. Univ. Wien 2010.
Literatur
Eisenberg 1893; Kosel 1902; F. Jansa, Dt. Tonkünstler in Wort u. Bild 21911; Müller-Asow 1929; E. Mann et al. (Hg.), Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Musiker in Wort und Bild 1909/10; I. Korotin (Hg.), biografiA 2 (2016); Marx/Haas 2001; C. Billaut, Verschollene Werke einer Komponistin?, Masterarb. Wien 2010; Wr. Ztg. 12.3.1930, 1, 6.10.1895, 6; NFP 13.3.1879, 5, 30.3.1886, 7, 12.7.1890, 5, 5.4.1896, 7; Dt. Kunst- u. Musik-Ztg. 1882, H. 17, 183, 1887, H. 26, 225, 1890, H. 10, 93, 1892, H. 10, 90, 1893, H. 23, 300, 1897, H. 8, 100; Österr. Musik- u. Theaterztg. 1889, H. 15, 5, 1895, H. 2, 10; Die Lyra 15.4.1890, 3; Wr. Sonn- u. Montags-Ztg. 28.3.1892, 3; Dt. Volksbl. 19.1.1893, 2, 8.12.1893, 8, 22.10.1895, 10, 11.11.1896, 9, 5.5.1899, 20, 5.1.1900, 8, 30.12.1903, 13; Musikalisches Wochenbl. 13.7.1893, 6, 8.8.1895, 423, 16.9.1897, 502; Neues Wr. Tagbl. 20.10.1893, 24, 12.10.1895, 8; Salzburger Volksbl. 12.12.1893, 5; Montags-Ztg. 18.12.1893, 2, 14.1.1895, 3; Reichspost 15.12.1894, 5, 26.9.1926, 13, 12.3.1930, 5; Neues Wr. Journal 2.12.1896, 4; Dt. Musik-Ztg. 1897, H. 5, 62; Das Vaterland 5.2.1897, 6, 25.12.1897, 15; Wr. Neueste Nachrichten 25.4.1898, 6; Reichspost 19.12.1899, 10; Taufbuch der Pfarre Sievering (Wien XIX) 1861–73, fol. 33; C. Gubsch in Anton Bruckner-Lex. online (10/2022); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; https://www.onb.ac.at/; Veranstaltungsarchiv Wr. Konzerthaus; WSTLA [TBP 1940]).
Eisenberg 1893; Kosel 1902; F. Jansa, Dt. Tonkünstler in Wort u. Bild 21911; Müller-Asow 1929; E. Mann et al. (Hg.), Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Musiker in Wort und Bild 1909/10; I. Korotin (Hg.), biografiA 2 (2016); Marx/Haas 2001; C. Billaut, Verschollene Werke einer Komponistin?, Masterarb. Wien 2010; Wr. Ztg. 12.3.1930, 1, 6.10.1895, 6; NFP 13.3.1879, 5, 30.3.1886, 7, 12.7.1890, 5, 5.4.1896, 7; Dt. Kunst- u. Musik-Ztg. 1882, H. 17, 183, 1887, H. 26, 225, 1890, H. 10, 93, 1892, H. 10, 90, 1893, H. 23, 300, 1897, H. 8, 100; Österr. Musik- u. Theaterztg. 1889, H. 15, 5, 1895, H. 2, 10; Die Lyra 15.4.1890, 3; Wr. Sonn- u. Montags-Ztg. 28.3.1892, 3; Dt. Volksbl. 19.1.1893, 2, 8.12.1893, 8, 22.10.1895, 10, 11.11.1896, 9, 5.5.1899, 20, 5.1.1900, 8, 30.12.1903, 13; Musikalisches Wochenbl. 13.7.1893, 6, 8.8.1895, 423, 16.9.1897, 502; Neues Wr. Tagbl. 20.10.1893, 24, 12.10.1895, 8; Salzburger Volksbl. 12.12.1893, 5; Montags-Ztg. 18.12.1893, 2, 14.1.1895, 3; Reichspost 15.12.1894, 5, 26.9.1926, 13, 12.3.1930, 5; Neues Wr. Journal 2.12.1896, 4; Dt. Musik-Ztg. 1897, H. 5, 62; Das Vaterland 5.2.1897, 6, 25.12.1897, 15; Wr. Neueste Nachrichten 25.4.1898, 6; Reichspost 19.12.1899, 10; Taufbuch der Pfarre Sievering (Wien XIX) 1861–73, fol. 33; C. Gubsch in Anton Bruckner-Lex. online (10/2022); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; https://www.onb.ac.at/; Veranstaltungsarchiv Wr. Konzerthaus; WSTLA [TBP 1940]).
Autor*innen
Karoline Hochstöger
Letzte inhaltliche Änderung
21.2.2023
Empfohlene Zitierweise
Karoline Hochstöger,
Art. „Kerndl, Ella (eig. Aurelia Francisca Maria)“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
21.2.2023, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x003e1235
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