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Gyra, Gyra, Joseph: Familie
Joseph: * 1834-12-1919.12.1834 Schottenfeld (Wien VII), † 1883-07-099.7.1883 Raach am Hochgebirge/NÖ. Beamter, Chorleiter, Komponist. Sohn eines aus Mähren stammenden Maurerpoliers und dessen in Schwechat geborener Frau. Nach Studien trat er in die Dienste des Wiener Magistrats (bereits 1862 nachweisbar), wo er bis zuletzt als Conscriptionsamts-Commissär tätig war. Über G.s Musikstudien ist nichts bekannt, ab 1864 trat er als Komponist hervor. Um 1870 ist er als Ausschussmitglied des MGV Ottakring nachweisbar, 1872 war er Mitbegründer und Chormeister (neben Heinrich Netreffa) des MGV „Mozartbund“ in Neufünfhaus (Wien XV), ca. 1873 künstlerischer Leiter des Hernalser Geselligkeits-Vereins „Einigkeit“ (Wien XVII). G.s. Wirken als Chormeister verschiedener Männergesangvereine war immer nur von kurzer Dauer (1876 MGV „Eichenkranz“, 1877 Wiener Frauengesangverein, 1878 Neubauer Männerchor [Wien VII], 1877 MGV „Arminius“ Mariahilf [Wien VI; Nachfolger: J. A. Rotter]). 1872 erhielt G. die Konzession zur Errichtung einer MSch. in Neulerchenfeld (Wien XVI), die jedoch im Oktober 1872 in Währing (Wien XVIII) ihre Pforten öffnete, wo sie bis zu seinem Tod blieb. Der Unterricht umfasste zunächst Gesang, Klavier, Violine, Generalbass, Opern- und Männergesang; 1878 werden die Fächer Gesang, Klavier, Harmonielehre und Mimik genannt. 1875 war G. Gründer und erster Vorsitzender (Stellvertreter: J. Promberger und L. Salvi) des Vereins der Wiener Musiklehrer und -lehrerinnen. 1880 wird er als Mitarbeiter der Deutschen Kunst- und Musik-Zeitung bezeichnet, bis 1883 war er Obmann des Unterstützungs-Vereines der Wiener Conscriptionsbeamten. Die Texte seiner Vokalkompositionen schrieb G. meist selbst. Ob eine 1853 als Dank für das Misslingen des Attentats auf K. Franz Joseph I. veröffentlichte Umtextung des deutschen Te Deum (Großer Gott wir loben dich) von ihm stammt, oder ob hier nur eine Namensgleichheit vorliegt, bleibt offen (s. Abb.).
Ehrungen
Ehrenchormeister des MGV „Eichenkranz“.
Werke
kleinere Kirchenmusik (Graduale), Männerchöre (Abendlied 1864 [auch als Lied 1876/78], Sängers Wanderlied 1878, Wanderers Nachtlied 1879, Grablied 1880, Trinklied 1880, Waldeszauber 1883, O wenn dir Gott ein Lieb geschenkt), Männerquartette (Ich denke dein 1864 [auch als Nocturne f. Kl.], Practikantenseufzer 1869), Walzerchor Schmiegen und Wiegen f. S, A, Frauenchor und Orch. (auch f. SATB und Kl. op. 20, E. Strauss gewidmet [Wien: F. Schreiber]), Pasticcio-Operette Zwuzalinde v. Eipeldau (mit Musik von A. M. Storch, J. N. Hummel, G. F. Händel u. a.), Duette (Die Liebe 1875/76 [A. M. Storch gewidmet, bei F. Schreiber]), Lieder und Couplets (Die innere Stimme 1864, Wiegenlied 1873, Wie gern dir zu Füssen 1882 [Wien: Eberle]), Klavierstücke (Polka française Mehr umschlungen! 1864, Potpourri Erinnerung an Wien 1864).


Seine Frau

Barbara Katharina Fuchs (Betty): * 3.6.1844 Görkau/Böhmen (Jirkov/CZ), † nach 1918 (Ort?). Sängerin (Sopran). Tochter des Instrumentenmachers Anton Fuchs und dessen Frau Katharina Hoyer. 1864 heiratete sie in Ottakring (Wien XVI) J. G. Spätestens ab 1869 trat sie in Wien als Konzert- und Kirchensängerin (u. a. 1872 an St. Laurenz am Schottenfeld und 1876 an St. Augustin), 1877 auch in der Vorderbrühl bei Mödling in Erscheinung, wobei sie häufig als Solistin bei Liedertafeln von Männergesangvereinen auftrat. In der MSch. ihres Mannes war sie als Gesanglehrerin tätig. Nach dessen Tod dürfte sie nur mehr kurz Unterricht gegeben haben; Auftritte nach 1882 sind keine mehr belegbar. Um 1905 wohnte sie in Perchtoldsdorf (ein Kuraufenthalt in Karlsbad ist für dieses Jahr belegt), später ist sie noch bis 1918 in Wien nachweisbar. Ihre Stimme hatte einen großen Umfang, sie sang auch Koloratursopran-Partien.


Ehrungen
Ehrenmitglied des MGV Liesing 1874 und des MGV „Eichenkranz“.


Beider Tochter

Irene Eugenia (Beniczky-G.): * 2.2.1868 Wien, † nach 1914 (Ort?). Sängerin (Alt), Pianistin, Komponistin. Die älteste Tochter des Ehepaars zeigte schon früh große musikalische Begabungen. Als Schülerin der väterlichen MSch. trat sie bereits 1875 bei einem Elevenkonzert als Liedsängerin und Pianistin (mit einer Sonate von A. Diabelli) auf. Mit elf Jahren war sie schon Altsolistin in der Alservorstadtkirche (Wien VIII). Ein Jahr später wird ihr ein „Alt von erstaunlicher Tiefe und Fülle“ attestiert, sie trat in einem Schülerkonzert mit ihren kleinen Geschwistern Olga Sidonia (* 7.2.1870 Währing/NÖ, † nach 1940 [Ort?]; dürfte später Lehrerin geworden sein), Ida Johanna (* 18.1.1872 Währing, † ?) und Joseph Johann (* 20.1.1873 Währing, † nach 1940 [Ort?]/ET?) auf. 1883 sang sie mit einer weiteren Schwester, Betty (vermutlich Adele Barbara; * 16.4.1876 Währing, † ?), in Linz und Prag. Danach besuchte sie bis 1887 die Ausbildungsklassen der Horak-MSch. 1889 reiste sie neuerlich nach Prag. Ob es sich bei den ein Jahr später von Wien nach Prag reisenden Sängerinnen Ida und Olga um sie und ihre Schwester oder tatsächlich um die Schwestern Ida und Olga handelte, muss offen bleiben. 1897 heiratete sie in Budapest Barnabás Albert Beniczky. War sie bis dahin stets nur als Sängerin aufgetreten, ist sie nun als Pianistin und Komponistin belegt (1899 im Ehrbarsaal und 1900 in Budapest mit mäßigem Erfolg). 1899 unternahm sie mit staatlicher ungarischer Unterstützung eine Studienreise nach Russland und in den Orient (Auftritt in St. Petersburg/RUS mit guter Resonanz); 1904 reiste sie mit ihrem Mann in die USA. 1904 (aus Klavier?) und 1907 (aus Gesang) legte sie die Staatsprüfungen für das Musiklehramt ab, für letztere hatte sie sich in der Kaiser-MSch. vorbereitet. Um 1909 könnte sie in Perchtoldsdorf gewohnt haben, davor und danach lebte sie aber in Ungarn. Ihre kirchenmusikalischen Kompositionen gelangten bis 1918 in Wiener Kirchen zur Aufführung (Altlerchenfeld [Wien VII], Schottenfeld, St. Peter). Ein Fräulein G. ist noch 1914–17 ist als Sopransolistin an der Altenlerchenfelder Kirche nachweisbar. Hierbei könnte es sich um I.s Schwester Olga handeln, die unverheiratet geblieben sein dürfte.


Ehrungen
1. Preis beim Concurs der Ausbildungsklassen der Horak-MSch. 1887.
Werke
Messe in D 1906 (Erzhzg.in Maria Josepha gewidmet), Asperges me in As-Dur, Tantum ergo in G-Dur und in D-Dur, Ave Maria in B-Dur (= op. 6?, Wien: Jungmann 1900), Lieder (Die Mitternacht zog näher schon op. 23 [Wien: Becher] 1901), Albumbl. f. V. und Kl. op. 32 (Wien: Kulm 1905), Klaviermusik (A. Jungmann: Mazurken op. 2, 3 und 5, Nocturne op. 9 und 12, Impromptu op. 10, Berceuse op. 14, zw. 1898/1900).
Literatur
Fremden-Bl. 29.3.1853, 5, 6.12.1862, 12, 3.11.1870, 6, 10.9.1876, 6; Oesterr. Buchhändler-Correspondenz 20.2.1864, 58f, 10.3.1864, 79, 10.5.1864, 137; Der Kamerad 24.5.1867, 403; Die Presse 28.9.1869, 14, 19.5.1872, 23, 19.10.1872, 10, 4.3.1873, 11, 1.4.1873, 9, 12.12.1873, 9, 24.12.1873, 7, 24.4.1875, 9, 28.12.1875, 9, 12.4.1877, 11, 8.5.1878, 10, 4.12.1878, 11, 22.11.1879, Abendbl., 3; Dt. Ztg. 13.7.1872, 7; Morgen-Post 7.8.1872, 4; Illustrirtes Wr. Extrabl. 14.10.1872, 3, 1.7.1874, 5, 10.4.1877, 9, 10.8.1877, 4, 22.11.1877, 3; Neues Wr. Abendbl. 10.8.1874, 4; Neues Fremden-Bl. 12.2.1875, [15], 22.4.1875, [13], 1.6.1875, 3, 16.7.1875, 4, 20.7.1875, 6; NFP 27.3.1875, 5, 24.4.1875, 6, 19.5.1875, 5, 3.11.1875, 6, 14.8.1878, 5, 25.2.1879, 6, 1.1.1899, 19; Neues Wr. Tagbl. 12.5.1875, 20, 26.9.1878, 16, 8.5.1904, 12; Dt. Musik-Ztg. 19.2.1876, 1 u. 7f, 11.9.1876, 7; Gemeinde-Ztg. 8.12.1877, 6; Wr. Sonn- und Montags-Ztg. 19.11.1877, 3; Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 22.11.1879, 169, 6.4.1880, 76, 17.6.1880, 131, 5.9.1880, 190 und Musikbeilage Nr. 32, 1880, 128, Musikbeilage Nr. 46, 1880, 171; Musikbeilage Nr. 46, 6.5.1882, 170, Musikbeilage Nr. 43, 30.11.1882, 446; [Linzer] Tages-Post 6.1.1883, 5; Prager Tagbl. 16.1.1883, 10, 2.9.1889, 5, 2.8.1890, 11, 28.9.1890, 14; Wr. Ztg. 8.4.1883, 12, 15.7.1883, 11; Wr. Allgemeine Ztg. 10.7.1887, 7; Pester Lloyd 15.8.1897, [9], 27.11.1898, 8, 9.6.1899, 6, 9.8.1899, 7, 27.3.1900, 7, 25.1.1914, 10; Österr. Musik- und Theaterztg. 1.2.1899, 4; Neues Wr. Journal 6.4.1900, 12, 20.3.1904, 11, 13.1.1907, 12; Oesterr. Frauen-Ztg. 13.3.1904, 4; Karlsbader Kurliste 9.9.1905, 1; Reichspost 4.4.1906, 4, 28.2.1909, 17, 7.3.1914, 11, 14.11.1914, 11, 31.1.1915, 12, 29.5.1915, Nachmittagsausg., 2, 24.12.1915, Nachmittagsausg., 2, 12.5.1917, Nachmittagsausg., 4, 20.12.1917, Nachmittagsausg., 4; Die Zeit 24.12.1907, 7; Die Lyra 1.4.1908, 181f; Dt. Volksbl. 9.6.1917, Mittag-Ausg., 4, 19.5.1917, Mittag-Ausg., 4; Taufbuch 1834 der Pfarre Schottenfeld, fol. 258; Trauungsbuch 1857–64 der Pfarre Altottakring (Wien XVI), fol. 451; Taufbuch 1868 der Pfarre Landstraße (Wien III), fol. 168; Taufbuch 1869–70 der Pfarre Währing, fol. 181; Taufbuch 1872 der Pfarre Währing, fol. 18; Taufbuch 1873 der Pfarre Währing, fol. 33; Taufbuch 1876 der Pfarre Währing, fol. 137; Sterbebuch 1883 des Alservorstadtkrankenhauses (Wien IX), Männer, fol. 132; Sterbebuch 1882–84 der Pfarre Altottakring, fol. 241; WStLA (TBP 1883); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Lehmann-Adressbuch; Fromme; Kataloge ÖNB-Musikslg. und WStLB; www.familysearch.org [12/2021]).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
19.7.2022
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Gyra, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 19.7.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003d3d86
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Josef Gyra (Dt. Kunst- & Musik-Ztg. 8 [1876], [1])© ANNO/ÖNB
Neues Wiener Tagbl. 26.9.1878, 16© ANNO/ÖNB
Fremden-Bl. 29.3.1853, 5© ANNO/ÖNB
 NFP 1.1.1899, 19fr© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003d3d86
GND
Gyra, Joseph: 126225888X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gyra, Barbara: 1262261317
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gyra, Irene: 1262263336
OBV
Weiterführende Literatur

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