Schon 1709 soll H.s. Agrippina in Wien aufgeführt worden sein, 1731/32 Tamerlano und Julius Caesar, 1750 im Pasticcio Andromeda auch Musik von H. Eine Vorreiterrrolle in der H.-Pflege auf damals habsburgisch regiertem Boden nahm Florenz ein, in dem der englische Adelige George Earl Cowper, der bedeutendste Mäzen des Musiklebens der Stadt seiner Zeit, ab 1768 in privaten Konzerten div. Werke H.s zur Aufführung brachte (die Aufführung des Alexanderfestes am 18.4.1768 in Florenz war die erste H.-Aufführung außerhalb des Vereinigten Königreiches). 1771 kam es zur ersten Aufführung eines H.-Oratoriums in Wien (10.3., Alexanderfest), der ein Jahr später eine weitere Aufführung folgte. H.s Oratorien waren zu dieser Zeit (zumindest in Musikerkreisen) bereits bekannt. Auch Chr. W. Gluck, angeregt durch die Florentiner Aufführungen, soll für Wien eine Aufführung des Alexanderfestes (das er von seinem London-Aufenthalt 1746 „aus erster Hand“ kannte) geplant haben. 1779 begann G. v. Swieten mit seinen H.-Aufführungen in privatem Kreis, wobei er (in England undenkbar) die Stücke entsprechend dem aktuellen Musikgeschmack durch J. Starzer, J. Weigl und W. A. Mozart (Acis und Galatea, Alexanderfest, Cäcilienode, Messias) bearbeiten ließ; diese Praxis wurde bei den Aufführungen in Österreich bis gegen Ende des 19. Jh.s fortgeführt, erst dann (und nach heftigen Protesten des Publikums und der Musikkritik) die gereinigten Chrysander-Fassungen eingeführt. Die Van Swietenschen Privataufführungen wurden durch die 1786 gegründete Gesellschaft der associierten Cavaliers unter der organisatorischen Leitung Swietens weitergeführt (Aufführung von Oratorien von H., J. A. Hasse und Ch. Ph. E. Bach). Swieten schuf auch die Texte zu J. Haydns Schöpfung und Jahreszeiten, die (in Text und Komposition) deutlich unter dem Einfluss der Oratorien H.s stehen. Auch andere Adelige veranstalteten Akademien, in denen Teile aus H.-Oratorien einen zentralen Punkt bildeten (wenngleich die genannten Haydn-Oratorien als logische Fortsetzung denen H.s zunehmend Konkurrenz machten); u. a. wird Franz Graf Esterházy 1796 im Jahrbuch der Tonkunst für Wien und Prag als Veranstalter von Akademien erwähnt, bei denen besonders die„Hendelschen Chöre“ zur Aufführung kamen. Auch in die österreichischen Klöster hielt H.s Musik Ende des 18. Jh.s Einzug, wobei Kremsmünster (durch den H.-Verehrer P. B. Plank) eine führende Rolle zukam: 1783 wurde hier das Utrechter Te Deum aufgeführt, für 1794 plante Plank die Aufführung des Judas Maccabaeus, und er schuf Kontrafakturen zu einzelnen Sätzen des Messiah, die bis ca. 1870 in Verwendung standen.
Einen wesentlichen Impuls erfuhr die H.-Pflege in Österreich durch das Entstehen einer Bürgerlichen Musikkultur zu Beginn des 19. Jh.s. H.s Oratorien (Alexanderfest, unter dem Titel Timotheus oder die Gewalt der Musik, Samson, Belsazar) sind untrennbar mit der Geschichte der ab 1812 entstandenen Musikvereine verbunden. Auch bei diesen monumentalen Aufführungen, oft mit mehreren hundert Ausführenden wurden die Werke in Bearbeitung nach den Stilkriterien der Wiener Klassik zu Gehör gebracht. I. F. v. Mosel bearbeitete für die von ihm geleiteten H.-Aufführungen der Gesellschaft der Musikfreunde die Partituren von Belsazar und Jephta (erschienen 1830 bei T. Haslinger), gab aber auch Klavierauszüge der bekanntesten Oratorien H.s. heraus (Messias, Judas Maccabaeus, Samson, Saul, Israel in Ägypten, Josua, Semele, Athalia). Auch die Tonkünstler-Sozietät und die Concerts spirituels schlossen sich dem „H.-Boom“ an. 1820–40 bildete auch der Sitz der Familie Haugwitz in Namiest (Náměšt/CZ) ein wesentliches Zentrum der H.-Pflege; alleine 1837 sollen 12 verschiedene H.-Oratorien (in bearbeiteter Form, u. a. durch I. v. Mosel) aufgeführt worden sein. Nachdem um die Mitte des 19. Jh.s die Werke Haydns die H.s. auf den zweiten Rang verwiesen hatten, erfolgte eine neuerliche „H.-Welle“ ab den 1860er Jahren, nun mit dem Messias als beliebtestem Werk; diese Aufführungen erfolgten nach den Bearbeitungen von Robert Franz. 1874 plante der Musikverein in Innsbruck Festwochen, denen die „Oratorien von G. F. Händel zum Siege“ verhelfen sollten. Angeregt durch die beginnende Alte-Musik-Bewegung und die H.-Ausgabe Friedrich Chrysanders wurde in den 1890er Jahren die Diskussion „Bearbeitung oder Original“ in aller Heftigkeit geführt, doch setzten sich bald Chrysander-Fassungen (wenngleich bis in die 1960er Jahre meist noch mit deutschem Text) durch. Erst seit diesem Zeitpunkt bemüht man sich auch in Österreich die Erkenntnisse der Historischen Aufführungspraxis bei der Aufführung H.scher Werke (immer noch dominiert durch die Oratorien) umzusetzen.
H.straße (Graz VI u. VII).
MGÖ 2 u. 3 (1995); MGG 5 (1956); NGroveD 10 (2001), Th. Antonicek, Zur Pflege H.scher Musik in der 2. Hälfte des 18. Jh.s 1966; R. Flotzinger in I. Fuchs/S. Antonicek (Hg.) [Kgr.-Br.] J. S. Bach 1985 , 1992.