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Volksliedwerk, Niederösterreichisches
Im Zuge des 1904 vom Ministerium für Kultus und Unterricht eingerichteten Volksliedunternehmens am 27.9.1905 gegründeter Arbeitsausschuss zur Erforschung der Volksmusik in Niederösterreich und Wien: Vorsitzender K. Kronfuß, Schriftführer E. K. Blümml, A. Kirchl, E. Kremser, K. Liebleitner, J. W. Nagl, H. Wagner. Nach dem Tod von Kronfuß übernahm R. Zoder den Vorsitz (1924–38) und begründete mit G. Kotek und K. M. Klier die sog. Wiener Schule der Volksliedforschung.

Die methodische Verbindung von Forschung (Wissenschaft) und Pflege führte zur Gründung zahlreicher Volkstanzgruppen in Niederösterreich und Wien und zum Volksliedersingen in Chören, aber auch zu politischer Vereinnahmung (Offenes Singen, Faschismus). Ein Archiv wurde beim Bundesstaatlichen Volksbildungsreferenten im Unterrichtsministerium (30.282 Aufzeichnungen bis ins Jahr 1937) eingerichtet; seit 1924 besteht bezüglich Aufführungspraxis eine Kooperation mit der RAVAG/Radio Wien.

1938/39 vorerst als Gauausschuß des Ostmärkisches Volksliedunternehmens geführt, dann als Gauausschuß für Volksmusik in den Gauen Wien und Niederdonau (1940–45) unter Leitung von K. M. Klier (Archivleiter) und F. Vogl (Geschäftsführer) in den Dienst der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude gestellt. Die Forschungsarbeit wurde bald eingestellt, da Klier 1941 zur Wehrmacht kam.

Das Archiv war während des Krieges in der Biologischen Versuchsanstalt Vivarium im Prater (Wien II) untergebracht, das im April 1945 durch Granatenbeschuss abbrannte. Klier brachte nach Kriegsende die vom Brand verschont gebliebenen Reste ins Museum für Volkskunde. 1947–59 war R. Zoder erneut Arbeitsausschussvorsitzender für Wien und Niederösterreich des nunmehr Österreichischen Volksliedwerkes. 1949 kam das Archiv in das Haus Fuhrmannsgasse 18a (Wien VIII). Auf Zoder folgte F. Schunko (1959–75). Forschungskooperation mit dem Phonogrammarchiv (ab 1952/53) und dem von W. Deutsch 1965 gegründeten Instituts für Volksliedforschung der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien in Zusammenarbeit mit dem Zentralarchiv des Österreichischen Volksliedwerks (ab 1955).

1973 erfolgte die Gründung des Vereines Nö. V. mit K. Schnürl als Vorsitzendem und Herbert Rathner als Archivleiter (beide bis 1991). Der gemeinsame Arbeitsausschuss mit dem gleichzeitig gegründeten Wiener Volksliedwerk bestand bis 1991: Leiterinnen: G. Haid (1977–89), M. Walcher (1989–91). Arbeitskreis für Feldforschung (1977–86), Wanderausstellung „jetzt gemma aussi“ (1990/91); Sänger- und Musikantenwochen in Groß-Rußbach/NÖ (1976–2002); vermehrt Präsentation von Wiener Musik und auch Erforschung der Musik von Minderheiten. 1977 übergab das Unterrichtsministerium die Archivbestände in das Eigentum des Landes Niederösterreich. 1993 wurde das Archiv in den Bockkeller in Ottakring (Wien XVI) und 1999 in die Niederösterreichische Landesbibliothek in St. Pölten übersiedelt, die Geschäftsführung des Vereines Nö. V. kam 1998 nach Atzenbrugg/NÖ.

Vorsitzende des Nö. V.: Karl Nigl (1992–2003), Johannes Coreth (2003–10), Hubert Schultes (seit 2010); ArchivleiterInnen: Dorothea Draxler (1991–2000), Wolfgang Stanicek (2000–04), Erna Ströbitzer (2004–09), Nicole Malina-Urbanz (2009–12), Peter Gretzel (seit 2012); Geschäftsführerin: D. Draxler (seit 1991).

Ab 1995 Zusammenarbeit der Vereine Nö. V. und Niederösterreichische Heimatpflege als Volkskultur Niederösterreich (gemeinsame Zeitschrift Schaufenster); 1998 Gründung der Tochtergesellschaft Volkskultur Niederösterreich BetriebsGmbH, ab 2007 Umfirmierung in Kultur.Region.Niederösterreich GmbH mit den Abteilungen Volkskultur Niederösterreich GmbH, Musikschulmanagement Niederösterreich GmbH, Museumsmanagement Niederösterreich GmbH, Weinviertler Museumsdorf Niedersulz GmbH (ab 2019 in die NÖ Kulturwirtschaft eingegliedert), NÖ Kreativ GmbH (2014–2018), Bildungs- und Heimatwerk Niederösterreich GmbH, Genuss und Tradition Gastro- und Event GmbH. Seit 1993 findet alljährlich in einem anderen Ort das Volksmusikfestival aufhOHRchen statt, 1993 Präsentation des 1. Bandes der Reihe Corpus Musicae Popularis Austriacae (COMPA) in St. Pölten, ab 2000 Radiosendung aufhOHRchen, ab 2002 aufhOHRchen im Festspielhaus St. Pölten, ab 2004 im Haus der Regionen in Krems mit Präsentation der Kulturen Europas, ab 2005 Kremser Kamingespräche, CD- und Buchproduktionen. Seit 2015 werden die Agenden des Nö. V.s von der Kultur.Region.Niederösterreich Privatstiftung und dem 2017 gegründeten Beirat wahrgenommen.


Literatur
Das dt. Volkslied 7 (1905), 152, 167, 9 (1907), 15, 125, 10 (1908), 72, 11 (1909), 74, 12 (1910), 12, 13 (1911), 40f, 14 (1912), 4f, 15 (1913), 107f, 31 (1929), 97, 119, 32 (1930), 55f, 33 (1931), 48, 34 (1932), 50f, 60f, 35 (1933), 51, 111, 36 (1934), 18, 97, 37 (1935), 64f, 38 (1936), 84, 39 (1937), 84, 40 (1938), 60f; W. Deutsch/E. M. Hois, Das Volkslied in Österreich 2004, 40; Anonym in Das dt. Volkslied 42 (1940); B. Gamsjäger in B. Gamsjäger/V. Hofstetter (Red.), Tradition in Bewegung 2006; B. Gamsjäger in W. Froihofer (Hg.), Volkstanz zwischen den Zeiten 2012; B. Gamsjäger in JbÖVw 2018/19; K. M. Klier in Das dt. Volkslied 41 (1939) u. 42 (1940); K. Kronfuß in Das dt. Volkslied 15 (1913) u. 16 (1914); St. Löscher in Das dt. Volkslied 40 (1938); K. Lugmayr (= Lugmayer) in Das dt. Volkslied 33 (1931).

Autor*innen
Bernhard Gamsjäger
Letzte inhaltliche Änderung
22.11.2019
Empfohlene Zitierweise
Bernhard Gamsjäger, Art. „Volksliedwerk, Niederösterreichisches‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.11.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003b0a96
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003b0a96
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