Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Bilik, Bilik, true Franz (Franzi)
* 1937-11-2323.11.1937 Wien, † 1983-11-1313.11.1983 Wien. Liedermacher, Musiker, Textdichter. B., dessen Vater Garderobemeister im Burgtheater war, wuchs zunächst in der Hadikgasse (Wien XIV) in der Nähe von F. George auf. Er erhielt zehn Jahre Geigenunterricht und spielte im Orchester der Jeunesse Musicale, mit dem er auch Konzertreisen unternahm. B., der eine Ausbildung zum Schriftsetzer gemacht hatte, interessierte sich bald auch für Jazz, fand im Wiener „Studio für Jazz“ der 1950er Jahre Gleichgesinnte und machte sich mit den verschiedenen Jazzstilen vertraut. Im „Hot Club de Vienne“, dem heutigen Jazzland, wirkte er Ende der 1950er Jahre zunehmend als Sänger mit eigenen Texten im Wiener Dialekt zu Jazzstandards und spielte mitunter auch Geige. Nach dem Bundesheer, wo er in der Wirtschaftskanzlei beschäftigt war, trat er immer häufiger als Sänger mit seinem typischen, eher monotonen Sprechgesang in diversen New Orleans- und Dixieland-Bands auf. Daneben machte er 1957–59 die Abendmatura. Im Trio Jazz mit Geige trat er einige Zeit mit dem Pianisten Walter Terharen (* 14.8.1933 Wien, † 11.6.2014 Wien? [begr. Wien]) und dem Schlagzeuger Horst Bichler (* 8.6.1940 Mistelbach/NÖ, † 2.9.2020 Wien [begr. Wien]) auf. 1960 Mitbegründer der Barrelhouse Jazzband, in der er zunächst auf der Geige (von ihm als „Lamentier-Biskotte“ bezeichnet) die fehlende Klarinette ersetzte. Nachdem 1961 mit Alfons Würzl (* 9.3.1941 Wien, † 5.4.2016 Wien? [begr. Wien]) ein Klarinettist gefunden war, erlernte er autodidaktisch Gitarre und war ab spätestens 1964 Gitarrist der Band. Hauptberuflich wechselte B. 1963 vom Schriftsetzer zum Lektor und arbeitete ab 1970 als Bibliothekar der Städtischen Bücherei Alsergrund (Wien IX). 1971 Heirat, zwei Kinder (geboren 1972 und 1979). Seit 1968 gehörte er zu den Organisatoren des Wiener Vereins Golden Gate Club, aus dem der Folkclub Atlantis entstand, in dem sich die österreichischen Protestsänger versammelten. Zusammenarbeit mit der Worried Men Skiffle Group, für deren erste Platte The damned best dance band in town (1970) er drei Nummern beisteuerte. Kennzeichnend für B.s häufig sozialkritische Texte waren skurrile Wortspiele und scharfe Formulierungen mit Hang zum schwarzen Humor. B. lieferte mit Mit’n Schmäh und Haberer auch die ersten Dialekttexte für die Dialekt-Rock-Band One Family, die 1970 als Single erschienen. Mit seinem gemeinsam mit G. Bronner getexteten Ballawatschata, hinicha, hatschata, Schmarrn, erschienen 1971, erzielte die Band einen ersten Erfolg. Im selben Jahr gründete B. mit Gerhard Breyer und Franz Berger eine Kabaretttruppe, die in und um Wien (u. a. in Krems) vorwiegend in Kellerlokalen und Clubs politisches Kabarett machte (s. Abb.en). 1973 erfolgte eine personelle Erweiterung und die Umbenennung in Makabarett. Dessen erste Show wurde im Wiener Porrhaus und in Kellerlokalen gegeben. Im Herbst 1972 hatte er als F. B. & seine Brogressivschrammeln (B: „der Gitarrist F. B., der 2. Geiger F. B., der Sänger F. B. und der Texter F. B.“) das Album Pfui Teufel, mir graust … mit zehn selbst getexteten Dialektliedern aus der Zeit ab 1957 aufgenommen. Seine Musik (B: „Bei den Kompositionen handelt es sich meist um freie Nachschöpfungen – die aber niemandem schaden – oder gar um Parodien“) bewegt sich großteils zwischen Blues, Jazz und Wienerlied, er griff aber neben Tänzen von Joh. Schrammel auch auf Stille Nacht und Was Menschenhände alles können von A. Krakauer zurück. Nach der dritten Produktion von Makabarett, das am 12.2.1975 Janus Tuntigams Glück und Ende oder Die Zwitter in Österreich im Theater am Belvedere uraufführte, verließ B. 1976 die Truppe. 1980 gründete er F. B., 2. Geige. 1983 fungierte er als Conférencier bei Livekonzerten von Drahdiwaberl und gelangte damit zu einem größeren Bekanntheitsgrad. Am 2.10.1983 verunglückte B. beim Klettern mit seinem Sohn auf der Hohen Wand und starb wenig später an den Folgen. B. zählt zu den Urvätern der sog. „Dialektwelle“ in der österreichischen Pop- und Rockmusik, die den Austropop begründete, konnte aber weder als Textdichter noch als Musiker eine größere Popularität erzielen.
Tondokumente
CD Remembering F. B. – F. B. & seine Brogressivschrammeln (Neuauflage des Albums mit zwei neuen Titeln).
Werke
Album Pfui Teufel, mir graust … 1973 (Neuauflage als CD mit zwei unveröffentlichten Titeln 2008); Liedtexte (Mit’n Schmäh [M: One Family], Haberer [M: One Family], Elisabeth [M: F. B.], Bluat mit Bierfam fian Vampir [M: F. B.], Zeitschriftenannoncen [M: F. B.]; gem. m. F. Berger: Theaterstück Janus Tuntigams Glück und Ende oder Die Zwitter in Österreich (M: gem. m. G. Breyer) 1975.
Literatur
Ph. Maurer, Danke, man lebt 1987, 85, 89ff; A. Melhardt, Swing that Music! 2002; CD-Booklet F. B. & seine Brogressivschrammeln. Pfui Teufel, mir graust … FB 1973904, 2008; P. Faber (Hg.), Der schwarze Schmäh 1977; Die Furche 22.2.1975, 3; https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Bilik (8/2023); www.kabarettarchiv.at (8/2023); https://forum.geizhals.at (8/2023); www.bear-family.de (8/2023); https://www.discogs.com/de/artist/1268587-Franz-Bilik (8/2023); https://sra.at (8/2023); https://www.discogs.com/de/artist/1631744-One-Family-2 (8/2023); www.friedhoefewien.at (8/2023).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
12.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Bilik, Franz (Franzi)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 12.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e85bf
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Franz Berger (links) und Franz Bilik bei einem Auftritt mit Makabarett© Franz Berger/Österreichisches Kabarettarchiv
© Franz Berger/Österreichisches Kabarettarchiv
Franz Bilik und Gerhard Breyer (rechts) in Janus Tuntigams Glück und Ende oder Die Zwitter in Österreich 1975© Franz Berger/Österreichisches Kabarettarchiv
© Franz Berger/Österreichisches Kabarettarchiv

DOI
10.1553/0x003e85bf
GND
Bilik, Franz (Franzi): 1033003972
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag