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Koffler, Koffler, true Josef
* 1896 -11-2828.11.1896 Stryj/Ostgalizien (heute UA), † --zw. 1943/44 bei Krosno/PL. Komponist, Musikkritiker. Sohn eines Kaufmanns, absolvierte das Gymnasium in Stryj; inskribierte an der Univ. Wien zuerst Rechts- und Staatswissenschaft (1914–16); 1916–18 diente er im österreichischen, 1918–20 freiwillig im polnischen Heer. Ab 1920 setzte er seine Studien fort: Musikwissenschaft in Wien (Dr. phil. 1923); außerdem studierte er Klavier bei Vilem Kurz (Brünn), Komposition bei J. B. Foerster (Prag), Kapellmeisterkurs bei Ludwig Kaiser; war als Solokorrepetitor und Chordirigent am Wiener Burgtheater tätig. 1928 übernahm er eine Theorie- und Kompositionsklasse am Konservatorium des Polnischen Musikvereins in Lemberg (L’viv/UA), dort blieb er bis zum Ausbruch des sowjetisch-deutschen Krieges (1941). 1930–37 war er Chefredakteur der volkstümlichen musikalischen Monatsschrift Orkiestra, 1936/37 der Monatsschrift Echo. Er war ständiger Musikrezensent der Lemberger Tageszeitung Exspress Wieczorny, schrieb aber auch zahlreiche Artikel für Musik- und Kunstzeitschriften wie Muzyka, Lwowskie Wiadomosci Literacki i Muzyczne u. a. Ende der 1920er Jahre bildete sich die Sekcija miendzynarodowego towarzystwa muzyki wspolczesnej [L’viver Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM)]. 1934 war K. Mitglied der internationalen Jury. Seine Werke wurden wiederholt auf den Musikfestivals der IGNM (1931, 1933, 1938) aufgeführt. Als Jude musste er sich 1941–43 verstecken. Von Ojcow oder Wieliczka, der Stätte seines letzten Aufenthaltes, wurde er verschleppt und 1943 oder 1944 getötet.

K. gilt als erster galizischer Expressionist und erster Komponist in Polen, der die Neue Wiener Schule vertrat und A. Schönbergs Reihentechnik (Zwölftontechnik) anwendete. Seine Stilentwicklung führte von einer nachromantischen Musiksprache zur dodekaphonischen Technik. 1926 verwendete er zum ersten Mal die neue Technik in Musique de balett (15 Variationen), die nur ein Jahr nach der ersten Zwölftonkomposition von Schönberg erschien. K. schickte sie an Schönberg mit einer Widmung und erhielt von diesem eine positive Reaktion. K. verwendete zwar die Reihe als Material für den motivischen Aufbau, aber nicht als Dogma. Er war vielleicht der Erste, der in Zwölftonkompositionen Folklorequellen benutzte (Musique quasi una sonata op. 8). Seine polyphonische Schreibweise verband er mit einem feinen Empfinden für klangliche Koloristik und neoklassizistische Formen (Streichtrio op. 10, Händeliana, 30 Variationen auf G. F. Händels Passacaglia-Thema für Orchester). K.s Zwölftonwerke fanden in Polen in den 1920/30er Jahren nur kühle Aufnahme, dagegen waren sie in den westeuropäischen Zentren bekannt und wurden von russisch-sowjetischen Musikern auf dem Komponistenkongress in Kiew 1939 unterstützt.


Ehrungen
Preis der IGNM in London für seine 2. Symphonie 1936.
Werke
15 Variationen über eine Zwölftonreihe f. Streichorch. op. 9; 4 Symphonien op. 11 (1930), op. 17 (1933), op. 21 (1933), op. 26 (1941); Polnische Suite op. 24, Heitere Ouverture (1941); Kammermusik: Streichtrio op. 10; Streichquintett op. 20, Divertimento f. Ob., Klar. u. Fg.; Ukrainische Skizze f. Streichquartett (vor 1941); Kantate Milošč [Liebe], Korinther-Brief f. 1 Singst., Br., Vc. u. Klar. op. 14. Für Kl.: Chanson slave (1918); 40 Polnische Volkslieder op. 6; Musique de balett op. 7; Musique quasi una sonata op. 8; Sonatine op. 12; Variations sur une valse de Johann Strauss op. 23. Für Singst.: 4 Poeme (frz. Dichter) op. 22. Ballett: Alles durch M.O.W. f. Orch., Chor u. 2 Singstimmen op.15 (1932).
Schriften
Über orchestrale Koloristik in den symphonischen Werken von Mendelssohn-Bartholdy, Diss. Wien 1923; Problemy muzyki w radio [Probleme der Musik im Radio] in Muzyka 1932; Drei Begegnungen in [Fs.] A. Schönberg 1934; Muzyka polska w niebiezpeczeństwie [Polnische Musik in Gefahr] in Muzyka Nr. 10–12 (1934); Muzyka awangardowa z lotu ptaka [Avangardistische Musik aus der Vogelschau] in Muzyka Nr. 1/2 (1935).
Literatur
J. Freiheiter in Muzyka Nr. 7/8 (1936); T. Kaczyński in Ruch muzyczny Nr. 17 (1961); NGroveD 13 (2001);ÖBL 4 (1969); M. Gołąb in Ruch muzyczny Nr. 14 (1982); M.Gołąb in Muzyka Nr. 2 (1993); M. Gołąb in Musica Jagellonica 1 (1995); L. Mazepa, Storinky musycznoho mynuloho Lvova [Die Gesch. der Vergangenheit von L’viv] 2001, 9–39.

Autor*innen
Natalja Samotos
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Natalja Samotos, Art. „Koffler, Josef‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d528
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d528
GND
Koffler, Josef: 121149072
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