Zwölftontechnik
Eine Satzart, mit der alle 12 Halbtöne einer temperierten Oktave weitestgehend gleich(wertig) genutzt werden; eine so entstandene Komposition wird daher als „Zwölftonmusik“ bezeichnet. Die triviale, v. a. durch Darmstadt (A. v. Webern) und Th. W. Adorno beförderte, Bezugnahme der beiden Ausdrücke v. a. oder gar ausschließlich auf A. Schönbergs Methode der „Komposition mit 12 nur aufeinander bezogenenen Tönen“ unterschlägt allerdings, dass derartige Verfahren im Zuge der Moderne in mehreren Ländern und unter durchaus unterschiedlichen Bedingungen entwickelt wurden (z. B. von russischen Futuristen), allein in Österreich wenigstens zwei recht verschiedene Systeme (Schönbergs Reihentechnik und J. M. Hauers Tropenlehre sowie die davon hergeleitete Klangreihenlehre nach O. Steinbauer), und daß all diese außerdem gewisse Weiterentwicklungen erfuhren (z. B. die Systematisierung durch H. Jelinek). Wegen unterschiedlicher Ansätze sind Prioritätsfragen nebensächlich, allfällige wechselseitige Beeinflussungen (2006) sind nicht hinlänglich geklärt. Fraglos bestehen innere und durchwegs konsequent zu nennende Zusammenhänge mit Veränderungen von Satzlehre und Tonalität im 19. Jh., mit der „Emanzipation der Dissonanz“ in der Moderne (Atonalität), weiteren Unterteilungen der Oktave (F. Busoni, A. Hába, Mikrotonale Musik) und der Einbeziehung von Geräuschen in die artifizielle Komposition. Einzelne Entwicklungsschritte wurden nicht nur von Akteuren als „notwendig“ verteidigt, werden aber heute keineswegs mehr als geradezu teleologisch angesehen. Spätestens die Postmoderne hat auch die Z.en als historische Phänomene erwiesen (Historismus) und als Möglichkeiten, wie andere auch.
Literatur
MGG 9 (1998); H. Oesch in Basler Studien zur Musikgesch. 1 (1975); H. U. Götte, Die Kompositionstechniken Josef Matthias Hauers 1989; M. Sichardt, Die Entstehung der Z.methode A. Schönbergs 1990; Th. W. Adorno, Philosophie der neuen Musik 1958; D. Gojowy, Arthur Lourie und der russische Futurismus 1993.
MGG 9 (1998); H. Oesch in Basler Studien zur Musikgesch. 1 (1975); H. U. Götte, Die Kompositionstechniken Josef Matthias Hauers 1989; M. Sichardt, Die Entstehung der Z.methode A. Schönbergs 1990; Th. W. Adorno, Philosophie der neuen Musik 1958; D. Gojowy, Arthur Lourie und der russische Futurismus 1993.
Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
17.6.2006
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger,
Art. „Zwölftontechnik“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
17.6.2006, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e7d7
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