L.s III. Urururenkel
Ferdinand Bonaventura (I): * 14.7.1637 (Ort?), † 15.6.1706 Karlsbad (Karlovy Vary/CZ). Diplomat. Trat sehr früh in den Hofdienst und wurde, nachdem er zahlreiche hohe Hofämter innegehabt hatte, 1669 Botschafter in Paris, 1673–76 und 1697/98 (als die spanische Erbfolge zu regeln war) Botschafter in Madrid und war ab 1698 Obersthofmeister Kaiser Leopolds I. F. B. H. war sehr kunstsinnig, erweiterte die Familiengalerie und förderte die Musik.
Dessen Sohn
Franz Anton: * 4.10.1665 Wien, † 18.7.1727 Salzburg. Geistlicher. Studierte in Rom Theologie und Kirchenrecht und wurde wohl 1683 (nicht 1673 wie Wurzbach schreibt) Domizellar und kurze Zeit später Domherr von Passau und Salzburg. 1702 wurde F. A. Bischof von Wien, 1705 erzbischöflicher Koadjutor in Salzburg und 1709 nach dem Tod von J. E. v. Thun Erzb. von Salzburg. Der prachtliebende Erzb. förderte Kunst und Musik; v. a. das Wirken von A. Caldara, den der Erzb. für musikdramatische Produktionen (ab ca. 1712) heranzog, prägte die Musik der Salzburger Residenz nachhaltig (1716 komponierte Caldara das Huldigungswerk Il giubilo della Salza für F. A. H.). Den Hofkapellmeistern M. S. Biechteler und C. H. Biber war hingegen die Kirchenmusik zugeteilt.
Dessen Bruder
Alois Thomas Raymond: * 7.3.1669 Wien, † 7.11.1742 Wien. Diplomat. Wurde 1715 Landmarschall von Niederösterreich, folgte dann seinem Vater als spanischer Gesandter nach, konnte jedoch die für Habsburg ungünstigen Erbfolgeregelungen nach Karl II. nicht verhindern. 1728–33 war er Vizekönig von Neapel, dann am Hof tätig bzw. mit der Verwaltung seiner Güter beschäftigt.
Dessen Sohn
Ferdinand Bonaventura (II) Joseph Georg Leopold Anton: * 11.4.1708 (Ort?), † 28.1.1778 Wien. Staatsmann. Wuchs in Neapel bzw. bei seinem Onkel F. A. H. in Salzburg auf, der die Aufsicht über die Erziehung übernommen hatte. 1747 wurde F. A. H. Gouverneur von Mailand, das er nach den langen Kriegen wirtschaftlich wie kulturell wiederaufbaute. 1750 nach Wien zurückberufen, wurde er Präsident des Reichshofrates, geriet wegen seiner konservativen Haltung jedoch zunehmend in Konflikt mit Joseph II. J. Haydn spielte 1757 bei ihm in Rohrau gemeinsam mit musikalischen Bediensteten Quartett; mehrere Quellen deuten darauf hin, daß F. B. H. eine kleine Adelskapelle in Diensten hatte. 1762 spielte W. A. Mozart in seinem Wiener Palais.
Dessen Großneffe
Karl Borromäus: * 11.5.1761 Wien, † 19.10.1829 Wien. Arzt, Humanist und Mäzen. Wandte sich nach sorgfältiger privater Ausbildung dem Medizinstudium zu (Promotion jedoch erst 1803). Als Mitglied des Johanniterordens war K. B. v. a. in der Pflege Armer und Eingekerkerter tätig, widmete er seine freie Zeit humanistischen Studien und Musik. Er gehörte zum Kreis um Baron F. S. v. Greiner und war gerngesehener Gast in den musikalischen Salons Wiens.
Dessen Großneffe
Johann Nepomuk: * 2.11.1828 Wien, † 12.12.1909 Wien. Gutsbesitzer und Mäzen. Neben seines Engagements für das Schulwesen in Böhmen bzw. die tschechischen Schulen in Wien trat er als Förderer von Kunst und Wissenschaften u. a. für die Errichtung eines böhmischen Landesmuseums ein und förderte die Sammlung und Herausgabe böhmischer Volkslieder.
Karl Leonhard (Leonhard IX.): * 11.7.1765 Wien, † 8.3.1831 Wien. Musikgraf. Stammte aus der älteren H.-Linie, die im Besitz von Schloss Rohrau stand (sein Ururgroßvater war ein Cousin von F. B. [I]). Er war ein begeisterter Dilettant, spielte selbst ausgezeichnet Flöte (Duos mit L. Gehring) und war ab 1798 Mitglied der Gesellschaft der associierten Cavaliers (G. v. Swieten). L. Hirsch, F. V. Krommer (der ab 1807 bei K. L. eine Anstellung als Musiker hatte) und F. Pössinger widmeten ihm Kompositionen, 1824 komponierte Saverio Mercadante eine Kantate für eine Festlichkeit bei K. L. 1794 ließ er ein Haydn-Monument im Schlosspark von Rohrau errichten, das J. Haydn 1795 besichtigte. 1826–31 war H. in der Nachfolge von M. Graf Dietrichstein Hofmusikgraf sowie Protektor und Präses der Tonkünstler-Sozietät.
ÖL 1995; MGÖ 2 (1995); Wurzbach 7 (1861); NDB 7 (1966); Czeike 3 (1994); ÖBL 2 (1959); Hintermaier 1972; Erhart 1998; O. Biba in HaydnJb 10 (1978); Wr. Ztg. 11.3.1831; Sterbebuch 1819–35 der Pfarre Am Hof, fol. 124.
Christian Fastl