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Adelskapellen
Privatkapellen (im Sinne von Musikerensembles) adeliger Familien. Seit der Mitte des 18. Jh.s, als die kaiserliche Hofkapelle an Bedeutung verlor, leisteten sich Mitglieder des Hochadels eigene Musikensembles, was davor nur ganz vereinzelt vorgekommen war (Esterházy). Im Winter waren sie in den Wiener Palais tätig, im Sommer auf den Landsitzen, v. a. in Böhmen und Ungarn. Joseph Adam Fürst zu Schwarzenberg hatte schon ab 1743 eine Hauskapelle und ließ in Wien und Krumau sogar kleine Musikdramen spielen. Sein Sohn beschäftigte eine „Harmonie“ in Form eines Bläseroktetts (Harmoniemusik), einer beim Adel beliebten Formation (z. B. bei den Fürsten von Liechtenstein). Prinz Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen dagegen hatte in Wien und Schlosshof bis 1761 ein ganzes Orchester, das von J. Bonno und dann von Chr. W. Gluck geleitet und auch in Opern eingesetzt wurde, ebenso wie das Orchester des Fürsten Franz Joseph Lobkowitz, das durch seine EA.en Beethovenscher Werke bedeutend ist. Ein reines Opernensemble beschäftigte Graf Johann Nepomuk Erdödy in Pressburg zwischen 1785 und 1789. Dort hatten der Kardinal Fürst Joseph Batthyány und Graf Anton Grassalkovics etwa 24 Mann starke Kapellen.

Kleinere Ensembles waren allerdings häufiger, wie etwa die Streichquartette des Fürsten Karl Lichnowski 1794–99 bzw. des Fürsten Andreas Rasumowsky 1808–16 in Wien (Leiter: I. Schuppanzigh) und des Grafen Joseph Erdödy in Wien, Pressburg und Freystadtl (Hlohovec/SK), oder Bläserquintette (Graf K. Palm) und -sextette. Das Repertoire dieser Kammermusikgruppen bis zum Bläseroktett setzte sich zu einem großen Teil aus Bearbeitungen beliebter Symphonien, Opern- und Oratorienstücke zusammen.

Die politisch-finanzielle Katastrophe von 1809/10 überlebten nur wenige A., so etwa die Liechtensteinsche, mit der 1835 eine der Letzten aufgelöst wurde.


Literatur
MGÖ 2 (1995).

Autor*innen
Herbert Seifert
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Herbert Seifert, Art. „Adelskapellen‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f65b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001f65b
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