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Gund Gund Robert: (Pseud. Gound), Ehepaar
Ernst Robert: * 1865-11-1818.11.1865 Neuhausen (Neuhausen am Rheinfall/CH), † 1927-06-2626.6.1927 Wien. Komponist, Pianist, Gesangspädagoge. Außerehelicher Sohn des Komponisten Robert v. Hornstein (* 5.12.1833 Donaueschingen/D, † 19.7.1890 München/D); evangelisch getauft in Seckenheim (Mannheim/D). Besuchte vermutlich ab 1876 die städtische MSch. in Zürich/CH, wo er Violinschüler Friedrich Hegars (1841–1927) und Klavierschüler Georg Steinmetz’ war. 1882–88 (1884/85 unterbrochen durch Militärdienst) studierte G. am Königlichen Konservatorium der Musik zu Leipzig/D (Komposition bei C. Reinecke, Klavier bei Robert Papperitz [1826–1903]) sowie 1888–91 am Konservatorium der GdM in Wien (Komposition bei J. N. Fuchs, Klavier bei J. Epstein). Bereits 1888 trat G. mit seinem Künstlernamen auf und betätigte sich schon während seines Studiums als Schriftführer des Wiener Tonkünstler-Vereins. Es folgten rege kompositorische Tätigkeiten sowie 1893–96 die Veranstaltung eigener Kompositionsabende in Leipzig, Berlin und Wien. 1897/98 wirkte G. als unterstützende Hilfskraft bei den in Wien stattgefundenen Schülerproduktionen der Gesangsmeisterin Julie Salter (später verh. Trebič [1862–?]) mit. Am 5.3.1899 leitete G. die Aufführung seiner von der GdM preisgekrönten Symphonie durch den Wiener Tonkünstler-Verein; anschließend ging er auf Empfehlung J. N. Fuchs’ für die Wintersaison 1899/1900 nach Berlin. Im Anschluss daran bis zu seinem Lebensende war G. als privater Gesangs-, Klavier und Kompositionslehrer in Wien tätig. Zu seinen bekanntesten Schülern und Schülerinnen zählten u. a. A. Schindler, E. Kurth, Flore Kalbeck (1882–1948; Tochter von M. Kalbeck) und Olga Schnitzler, geb. Gussmann (1882–1970). In der nur von kurzer Dauer bestehenden Vereinigung schaffender Tonkünstler fungierte G. als Archivar; in derselben Zeit (1904/05) wurden vereinzelt eigene Werke in Wien und München gespielt. Nach bereits erfolgreicher Wiener Aufführung 1909 führte er 1911 seine Bearbeitung von Jean-Jacques Rousseaus (1712–78) Oper Le Devin du Village auch in Leipzig auf und arrangierte im selben Jahr mit Mitgliedern des Rosé-Quartetts sowie seiner 2. Frau einen Kompositionsabend in Wien. Zwischen 1914/16 konzertierte G. – der zu Beginn des Ersten Weltkriegs sein (französisch klingendes) Pseudonym ablegte – u. a. mehrmals mit O. Schnitzler. 1916 plante G. die Publikation einer musiktheoretischen Abhandlung, scheiterte jedoch an der Annahme des Manuskriptes vonseiten der Herausgeberinnen Lizzi von Waldheim und Johanna Krauss. Anlässlich der in Wien veranstalteten Schweizer Woche (1917), bei der G.s Frau im Musikverein auftrat, komponierte G. einige Schweizer Volkslieder, die 1918 durch die Universal Edition verlegt wurden und von seiner Frau auf ihrer Schweiz-Tournee (1918/19) und in München (1921) aufgeführt wurden. 1920–26 war G. Gastgeber eigener Konzertzyklen in seiner Wohnung (Wien XIX, Döblinger Hauptstraße 73) sowie in den Sommermonaten in Langnau im Emmental/CH, bei denen er die Gesangsvorträge seiner Frau bzw. seiner Schüler und Schülerinnen am Klavier begleitete. Zu G.s Freundeskreis zählten Adelina Herms (verh. Sandow), P. Dürrnberger, A. Finger und M. Kolbe, die ebenfalls Interpreten und Interpretinnen seiner Werke waren. Sein Nachlass wird von der Bayerischen Staatsbibliothek verwaltet.
Ehrungen
Zusner’scher Liederpreis der GdM 1889 u. 1890; Beethovenpreis der GdM f. d. Symphonie in g-Moll 1897.
Schriften
Artikel in der Zs. Musikbote (Meine Erinnerungen an J. Brahms 1925 u. Österreichische Liederkomponisten 1925); Ms. Meine Lebenserinnerungen 1926; Ms. Skizzen zu einer musikwissenschaftlichen Arbeit von R. G..
Werke
Oper Der Küfer von Rothenburg ca. 1900 [unaufgeführt]; Symphonie in g-Moll 1897; Kammermusik (u. a. Trio in a-Moll f. Kl., V. u. Vc. 1893, Romantische Suite f. V. u. Kl. 1896, Suite in A-Dur f. Streichorch. 1896, Sonate in d-Moll f. V. u. Kl. 1922); Klavierkonzerte; Melodram; Chöre; Lieder; Bearbeitungen (u. a. von Schweizer u. deutschen Volksliedern, sämtlichen Ouvertüren von R. Schumann 1914, einer Oper von Hermann Goetz (1840–76) 1889, Singspielen von J.-J. Rousseau 1909 u. Fr. Schubert 1922).
Literatur
E.-J. Dreyer, R. G. (Gound): 1865–1927, 1988; Riemann 1929; Eisenberg 1893; Kosel 1902; A. Fischer (Hg.), Die Musikstätten Österreichs 1928, 47; NFP 30.4.1898, 9, 13.9.1914, 11, 19.3.1918, 10, 23.9.1918, 6, 21.9.1925, 6, 4.10.1926, 6; [Linzer] Tages-Post 9.2.1915, 9, 27.9.1927, 6; Illustrierte Kronen-Ztg. 29.6.1927, 8; Kleine Volks-Ztg. 29.6.1927, 9; Neues Wr. Journal 6.1.1898, 8, 29.6.1927, 18; Neues Wr. Tagbl. 18.11.1916, 15, 7.3.1918, 12; Fremden-Bl. 13.11.1917, 7; Wr. Ztg. 15.6.1889, 7, 6.5.1904, 4f; Das Vaterland 11.3.1905, 6; Die Lyra 15.4.1897, 6; Österr. Musik- u. Theaterztg. 1892, H. 1, 4, 1897, H. 1, 5; Wr. Montags-Journal 17.12.1906, 8; Dt. Musik-Ztg. 1894, H. 1, 36; Signale f. die musikalische Welt 1888, H. 1, 321f, 1893, H. 1, 340, 1899, H. 1, 282, 1918, H. 1, 273; Neue Zs. f. Musik 1927, H. 9, 527; www.ancestry.ac.at (3/2023); www.geni.com/photo/view (6/2023); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Jahresberichte des Konservatoriums der GdM in Wien).


Seine 1. Frau

Henrike Katharina Luise (Henriette, geb. Krafft v. Dellmensingen): * 1868 (Ort?)/Bayern? (D), † 8.10.1908 Aflenz/St. Sängerin (Sopran). Tochter des in München ansässigen Justizrats und Notars Konrad K. v. D. (1833–1902). Nach Wien gekommen, um ihrem Bruder, dem angehenden Geologen Albrecht K. v. D. (1871–1901) den Haushalt zu führen, war sie zumindest 1898 R. G.s Gesangsschülerin und heiratete ihn am 10.3.1899 in Tendring/GB. Wirkte 1900–06 als Sängerin an der Seite ihres Mannes bei Kompositions- und Konzertabenden in mehreren Städten, wo sie seine Lieder (von ihm am Klavier begleitet) vortrug.


Literatur
E.-J. Dreyer, R. G. (Gound): 1865–1927, 1988; C. Diener in Jb. der k. k. geologischen Reichsanstalt 51/2 (1901); Österr. Musik- u. Theaterztg. 1904, H. 11, 16; Signale f. d. musikalische Welt 1900, H. 23, 359; Das Vaterland 20.10.1905, 6; Neues Wr. Journal 12.1.1906, 10, 19.10.1906, 10, 17.11.1906, 9; NFP 11.10.1908, 12, 26; Sterbebuch der Pfarre Aflenz 1875–1909, pag. 575; www.deutsche-biographie.de (6/2023); www.ancestry.ca (6/2023).


Seine 2. Frau

Henriette Elisabeth (Lis, geb. Lauterburg): * 13.5.1885 Langnau im Emmental/CH, † 1974 (Ort?). Sängerin (Mezzosopran, Alt), Pädagogin. Als Fabrikantentochter in Langnau und Bern aufgewachsen, absolvierte sie ihre Gesangsstudien 1905/06 am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main/D (bei Johannes Messchaert [1857–1922]) und 1906–09 am Konservatorium der GdM in Wien (bei August Iffert [1859–1930] sowie R. Papier-Paumgartner). Ab 1909 besuchte sie den Gesangsunterricht R. G.s, den sie anlässlich einer Aufführung der von ihm bearbeiteten Rousseau’schen Oper Le Devin du village im Kabarett Fledermaus (Wien I) kennengelernt hatte. 1909/10 trat sie außerdem bei Konzerten des Hietzinger Musikvereins (Wien XIII), der GdM (u. a. mit M. Kolbe), des Camillo-Horn-Bundes sowie bei einem J. Brahms-Abend mit G. im Bösendorfersaal auf. Am 7.9.1911 erfolgte ihre standesamtliche Trauung in Langnau, ein Tag später die kirchliche in Luzern/CH. Ab 1911 konzertierte sie des Öfteren gemeinsam mit ihrem Mann, z. B. in Bad Hall/OÖ, Linz und Wien. Daneben konzertierte sie solistisch auch in Deutschland (Tübingen, Leipzig) sowie der Schweiz (St. Gallen, Zürich, Neuchâtel, Bern) und brachte eine erhebliche Anzahl seiner Lieder zur Erstaufführung. Spätestens ab 1913 unterstützte sie G. beim Erteilen von Gesangsunterricht. Ihre Konzertreise durch die Schweiz (1918/19) führte sie (vermutlich in Begleitung ihres Mannes) nach Bern, Thun, Langnau, Biel, Zürich, Burgdorf, Baden, Winterthur und Basel. Eine weitere Tournee dürfte sie nach Italien unternommen haben.


Literatur
E.-J. Dreyer, R. G. (Gound): 1865–1927, 1988; Müller-Asow 1929; Neues Wr. Tagbl. 5.3.1909, 42, 16.1.1910, 14, 26.2.1911, 61, 19.1.1912, 12; Wr. Allgemeine Ztg. 3.4.1909, 3; Neuigkeits-Welt-Bl. 11.12.1909, 11; Sport u. Salon 19.2.1910, 12; Ostdt. Rundschau 20.2.1910, 9; Arbeiter-Ztg. 27.2.1910, 11; Dt. Volksbl. 13.3.1910, 10; Wr. Ztg. 3.3.1911, 4; Linzer Volksbl. 21.6.1912, 5; NFP 1.11.1912, 16, 12.9.1913, 10, 3.1.1914, 11, 3.11.1917, 9, 23.1.1918, 10; Wr. Sonn- u. Montags-Ztg. 6.3.1911, 8; www.hfls.ch (6/2023); eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM in Wien).

Autor*innen
Karoline Hochstöger
Letzte inhaltliche Änderung
18.9.2023
Empfohlene Zitierweise
Karoline Hochstöger, Art. „Gund (Pseud. Gound), Ehepaar“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.9.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e5e3c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Robert Gund (Gound), Fotografie von Moritz Ludwig Winter, ca. 1890 (?)© Wien Museum, Inv.-Nr. 50795,
		CCO
© Wien Museum, Inv.-Nr. 50795, CCO

DOI
10.1553/0x003e5e3c
GND
Gund Robert: 118844822
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gund Henrike: 1306326702
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Gund Elisabeth: 1263771564
OBV
Weiterführende Literatur

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