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Wohlmuth Wohlmuth Hans (Wolmut), Ehepaar
Hans Theodor (John): * 1900-02-088.2.1900 Wien, † 1953-04-2121.4.1953 Chicago, Illinois/USA [begr. Milwaukee, Wisconsin/USA]. Opernregisseur. Der Sohn des Wiener Nordwestbahnbeamten Siegfried W. (* 3.3.1871 Wien, † vor 1925 Ort?) und dessen Ehefrau Rosalie, geb. Nelken (* 5.11.1877 Wien, † 25.5.1938 Wien) lernte die ersten Grundbegriffe auf der Geige von seinem Vater; im Alter von sechs Jahren erhielt er Geigenunterricht von einem in Wien lebenden Amerikaner namens Gruber. Mit seinem Cousin E. P. Stekel musizierte er schon in seiner Kindheit zusammen; dessen Vater Wilhelm Stekel, Arzt und Psychoanalytiker, förderte ihre Musikalität und schrieb Kinderlieder für sie. Ab dem Alter von 14 Jahren spielte er zunächst zweite Geige, bald darauf Viola im Wiener Tonkünstler-Orchester von O. Nedbal. Nach seiner Matura am Leopoldstädter Gymnasium (Wien II) studierte W. ab 1919 Musikwissenschaft an der Univ. Wien u. a. bei G. Adler, H. Gál, E. Wellesz, H. Graedener, W. Fischer (Promotion 1924). Daneben erhielt er Gesangsunterricht bei Gustav Fukar. 1924 folgte am Stadttheater Reichenberg sein erstes Engagement als Bariton und Hilfsregisseur. Er inszenierte dort seine erste Oper, Charles Gounods Faust, und war bis 1927 dort engagiert. 1925/26 sang er (auch?) am Schönbrunner Schlosstheater. Danach ging er in die Schweiz, zunächst an das Theater Solothurn-Biel, 1930/31 dann als Regisseur ans Stadttheater Basel (unter F. Weingartner). 1931–33 Gastregisseur an der Volksoper Wien, wo er u. a. 1931/32 die komische Oper Fatme von F. v. Flotow inszenierte. Darüber hinaus unterrichtete W. 1927/28 und ab 1933 an der Opernschule des Neuen Wiener Konservatoriums. Hier baute er eigenhändig eine kleine Bühne und führte notgedrungen seine eigene Inszenierungsmethode ein, die auf Dekorationen weitgehend verzichtete und Kostüme nur andeutete. 1934 gründete er gemeinsam mit Kpm. Viktor Gomboz eine kleine Operntruppe, deren erste Produktion Der Barbier von Sevilla (23.10.1934 Urania) war. Als Rosine fungierte seine spätere Frau Felice v. Antburg (Zivilehe am 17.4.1935, römisch-katholisch am 4.7.1936). 1935 inszenierte er für das Kabarett Der liebe Augustin zwei Kantaten von J. S. Bach mit Libretti von Gerhard Hermann Mostar unter Kapellmeister F. E. Klein. In den Sommern 1936/37 war er Leiter der Opernschule am Salzburger Mozarteum (als Stellvertreter von H. Graf) und führte für die Chor- und Knabenszenen der Zauberflöte unter A. Toscanini Regie. Bis zu seiner Emigration (Exil) im April 1938 nach New York/USA wohnte er in der elterlichen Wohnung in Wien II, Castellezgasse 9. In den USA unterrichtete W. zunächst im Staat New Jersey Chöre an Schulen und in Sommercamps. 1938–43 Opernregisseur an der Philadelphia Opera Company. Außerdem hatte er seine eigene Operntruppe. 1939–51 Leiter der Opernklasse des Curtis Institute of Music in Philadelphia. 1944 Regisseur der New York City Center Opera Company und 1944/45 auch Leiter der Opernschule der Columbia University in New York City. Im Mai 1945 war er einer der Juroren einer Rundfunk-Gesangsaudition in Philadelphia. 1948–51 Opernleiter des Wisconsin College of Music, Milwaukee. Hier und in Philadelphia unterrichtete er jeweils die Hälfte eines Jahres. Darüber hinaus gründete er in Milwaukee seine eigene Kammeroper, mit der er u. a. Einakter zeitgenössischer amerikanischer Komponisten auf die Bühne brachte, geleitet von dem aus Graz stammenden Dirigenten Milton Weber (1910–68). 1952 folgte eine Berufung als Opernleiter an die Roosevelt Univ. in Chicago. W. starb dort während eines von ihm gestalteten Opernabends zum Thema „Faust in der Opernliteratur“.
Schriften
Die Grundsätze deutscher Gesangskultur von 1750 bis 1790, Diss. Wien 1924. – Teilnachlass New York Library.
Literatur
Orpheus im Exil 1995; [Fs.] 25 Jahre Neues Wr. Konservatorium 1934; G. Gaugusch, Wer einmal war. L–R (2016), 2840f; The Curtis Institute of Music. Catalogue 1942–1946, 1946; [Kat] Die Vertreibung des Geistigen aus Öst. 1985, 367; The Philadelphia Inquirer 19.5.1945, [1]; Die Stunde 30.10.1934, 5; Wr. Ztg. 25.12.1931, 5; Geburtsbuch der IKG Wien 1900, RZ 403; http://scopeq.cc.univie.ac.at (10/2012); www.demos.ac.at (6/2024); www.myheritage.at [R. Nelken] (6/2023); DÖW, mschr. Autobiographie Felice Wolmut, 9761, Materialien zu H. Th. Wolmut, 11534, Brief von F. Wolmut an Peter Eppel v. 17.3.1986, 21.094 u. F. Wolmut, mschr. Biographie von Emil Alfons Rheinhardt, 11607/a; WStLA (Meldearchiv); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Bühnen-Jb.er).


Gerty (Felice; eig. Gertrud Natalia Stefania Felicia Landesberger [ab 27.4.1916 von Antburg], gesch. Rheinhardt; Pseud. Felice d’Antbourg): * 14.1.1897 Wien, † 17.8.1989 Portland/USA. Sängerin (Koloratursopran), Gesangspädagogin, Musiktherapeutin, Übersetzerin. Tochter des Rechtsanwalts, Finanzfachmanns und Universitätsprof.s Julius Gustav Landesberger (* 4.3.1865 Lemberg/Galizien [L’viv/UA], † 21.6.1920 Wien), der am 27.4.1916 nobilitiert wurde und danach das Adelsprädikat „von Antburg“ trug. Ihre Mutter Else Theresia, geb. Störk, verwitwete Traumann (* 20.5.1869 Wien, † 8.12.1945 Tel Aviv/ISR), war die Tochter des Mediziners und Univ.prof.s Karl Störk, trennte sich von G. W.s Vater jedoch schon um 1904 und verließ die Familie. Ihr Vater heiratete am 31.3.1908 in Budapest Johanna (Hansi) Schwarz-Pfeifer (* 11.8.1882 Hinterbrühl/NÖ, † 8.12.1958 Bad Ischl/OÖ), mit der er drei weitere Kinder hatte. G. W. erhielt bereits früh Klavierunterricht von verschiedenen Musiklehrerinnen, für wenige Wochen auch von K. Weigl. 1912 besuchte sie Generalprobe und EA von G. Mahlers Achter Symphonie unter B. Walter und beschloss daraufhin, Sängerin zu werden. Ihren ersten Gesangsunterricht erhielt sie von einer russischen Sängerin namens Rubini, danach von F. Steiner. Nach der Matura am Mädchen-Obergymnasium des Vereins für erweiterte Frauenbildung (Wien VI, Rahlgasse 4) studierte sie 1915/16 und im Sommersemester 1919 drei Semester Musikwissenschaft an der Univ. Wien, belegte aber auch Lehrveranstaltungen aus den Bereichen Soziologie, Psychologie, Geschichte und Philosophie. Ab 1917 komponierte G. W. Lieder (ihr erstes [Der junge Dichter denkt an die Geliebte von Sao-Han, übersetzt von Hans Bethge] widmete sie am 10.3.1917 ihrer älteren Schwester Lili) und erhielt bald Harmonielehreunterricht von A. Schönberg. Später unterrichtete sie auch E. Kornauth. Ein von ihr veranstalteter Kompositionsabend in privatem Rahmen am 14.11.1919 wurde auch von Arthur Schnitzler, mit dem (wie mit seiner Tochter Olga) sie und ihre Familie ab spätestens 1916 regelmäßig Kontakt pflegten, besucht. Am 28.8.1920 heiratete sie den Dichter Emil Alphons Rheinhardt (* 4.4.1889 Wien, † 25.2.1945 KZ Dachau/D) in Bad Aussee/St und übersiedelte mit ihm nach München. Hier half sie ihrem Mann bei der Übersetzung von Honoré de Balzacs La Peau de chagrin, indem sie in der Staatsbibliothek die Rohübersetzung anfertigte und er ihr dann seine literarische Version in die Maschine diktierte. Später übersetzte sie Geschichten aus Simal von Rudyard Kipling aus dem Englischen für ihn. Nach zwei Jahren Ehe verließ W. Rheinhardt, kehrte zurück nach Wien und studierte 1922–24 Gesang bei I. Schlemmer-Ambros an der Wiener MAkad. Infolge einer Tuberkuloseerkrankung 1922 war sie zwischendurch beurlaubt und verbrachte zwei Winter im Süden. Als ihr aufgrund ihrer Erkrankung das Klavierspiel verboten wurde, nahm sie Geigenunterricht. 1925/26 wurde sie von ihrem Arzt nach Davos/CH zur Ausheilung geschickt und begann dort, Gedichte zu schreiben. Wieder gesund, ging sie nach Florenz und absolvierte eine Ausbildung zur Opernsängerin bei Marietta Amstad (1882–1972). In der Folge trat sie unter dem Namen Felice d’Antbourg in Essen/D, Osnabrück/D, Hannover/D, Stettin/D, Berlin, Luxemburg, Basel und Marseille/F auf und arbeitete als Gesangslehrerin. Ihre erste Rolle war die Konstanze in W. A. Mozarts Die Entführung aus dem Serail, zu ihren weiteren Rollen zählten Susanne (Die Hochzeit des Figaro), Philine (Mignon), Musetta (La Bohème), Frau Flut (Die lustigen Weiber von Windsor). Ab Herbst 1934 stand sie in Wien als Felice (von) Antburg in verschiedenen Opernproduktionen (Der Barbier von Sevilla im Oktober 1934 in der Urania, Der Freischütz am 17.1.1937 im Opernstudio der Volkshochschule) auf der Bühne, sang auf Radio Wien und 1935–38 in diversen Produktionen ihres (späteren) Mannes (u. a. in szenischen Versionen von Kantaten J. S. Bachs im Februar 1935 im Kabarett Der Liebe Augustin, in G. B. Pergolesis La serva padrona im Dezember 1936 im Theater der 49, in Mozarts Die Hochzeit des Figaro im März 1937 im Volksbildungshaus Stöbergasse [Wien V]). Am 9.5.1937 veranstaltete sie einen Liederabend im Ehrbar-Saal, bei dem sie auch Lieder junger Komponisten interpretierte („Ihr Vortrag zeigt jene feinsinnige Einfühlungsgabe, die nur Liedersängern von wirklichem musikalischen Niveau eigen ist.“ [Gerechtigkeit 13.5.1937]). Im April 1938 emigrierte W. gemeinsam mit ihrem zweiten Mann nach New York, wo am 14.7. Sohn Peter Francis († 13.3.1998 Portland?, Oregon/USA) geboren wurde. In den USA nannte sie sich Felice Wolmut, studierte an der University of Philadelphia (Bachelor in Musik 1942) und war als Gesangspädagogin (privat und an verschiedenen Schulen) tätig. Das Ehepaar veranstaltete Hauskonzerte und engagierte sich für die Verbreitung von Messen J. Haydns, L. v. Beethovens und Fr. Schuberts in Kirchen. W. assistierte ihrem Mann bei der Opernregie in Wien, New York City und Philadelphia. Nach seinem Tod übersiedelte sie mit ihrem Sohn nach Amarillo, Texas, wo sie zwei Jahre lang am örtlichen Konservatorium unterrichtete, und ging danach nach Portland. An der dortigen Univ. unterrichtete sie 1957–65 Gesang und leitete die Opernschule, die sie gegründet hatte. Davor hatte sie eine in Milwaukee, Wisconsin geleitet. Anfang der 1960er Jahre studierte G. W. an der University of Portland (Bachelor in Psychologie und Soziologie 1963 oder 1964), befasste sich intensiv mit Musiktherapie und arbeitete nach einem erfolgreichen Praktikum an zwei Kliniken in Philadelphia bzw. Milwaukee 1965–80 als erste weibliche eingetragene Musiktherapeutin des Bundesstaates Oregon in erster Linie mit Kindern. Im Sommer 1971 arbeitete sie als ehrenamtliche Musiktherapeutin im Kinderdorf Grinzing in Wien XIX, im darauffolgenden Sommer besuchte sie musiktherapeutische Schulen und Lehrerinnen und Lehrer in Wien. Ihre Halbschwester Hedy (eig. Hedwig Katharina Sophie, verh. Morley, * 30.1.1909 Wien, † 3.3.1974 bei Paris [Flugzeugabsturz]) war vor ihrer Emigration nach Großbritannien als Schauspielerin u. a. an verschiedenen Wiener Kleinkunstbühnen tätig.


Werke
rund 70 Lieder.
Schriften
In Musik eingehüllt von der Jahrhundertwende zum Robotalter [Autobiographie, unveröff. msch. Ms.]
Literatur
M. F. Hüsers, Sehnsuchtsort Musiktherapie. Vom langen Weg der emigrierten Wiener Musikerin Felice Wolmut zur Musiktherapeutin in den USA der 1960er Jahre, Dipl.arb. Wien 2021; M. Hüsers in Zwischenwelt (August 2022); G. Gaugusch, Wer einmal war L–R (2016), 2840f; Kosch 7 (2012); H. Veigl/I. Fink (Hg.), Verbannt, verbrannt, vergessen und verkannt 2012 [Antburg]; A. Fessen, Der österreichische Wirtschaftsadel von 1909–1918, Diss. Wien 1974, 88ff; Radio Wien 29.3.1935, 15; Die Stunde 30.10.1934, 5, 16.1.1937, 4, 23.3.1937, 4; Der Wr. Tag 2.2.1935, 11, 23.2.1935, 8, 20.6.1935, 11, 12.12.1936, 8; Gerechtigkeit 13.5.1937, 11; Taufbuch der Votivkirche (Wien IX) 1895–97, [1897] fol. 2; DÖW, mschr. Autobiographie F. W., 9761; Univ. Wien, Institut für Psychologie, Tagebücher F. W.; www.demos.ac.at (3/2023); https://schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at (3/2023); Mitt. Ted Ficken (6/2023).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
4.9.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Wohlmuth (Wolmut), Ehepaar“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.9.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00297cfb
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x00297cfb
GND
Wohlmuth Hans: 1049304691
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