Alois Isidor (Pseud. Fatalis): * 20.6.1794 Brünn, † 16.4.1858 Brünn. Arzt und Schriftsteller. Studium der Medizin in Prag, Brünn und Wien (Promotion 1819). Nach ausgedehnten Studienreisen ließ sich J. 1821 in Brünn nieder. Bereits 1818 gründete er gemeinsam mit seinem Cousin Ignaz J. die jüdische Wochenzeitschrift Siona zur Hebung der jüdischen Bildung. 1848–58 war er zudem Schriftleiter der Brünner Zeitung. J. verfasste sehr beliebte Lustspiele und übersetzte u. a. Stücke von Calderón; sein Liederzyklus An die ferne Geliebte wurde von M. Giuliani und L. v. Beethoven, der mit J. befreundet war, vertont; nach dem Tod Beethovens verfasste A. I. J. das Huldigungsgedicht Beethovens Begräbnis.
Aug und Ohr, Der Liebe Wahn und Wahrheit, Moderne Walpurgisnacht, Der Schicksalsstrumpf (gem. mit I. F. Castelli); Das Fegefeuer des hl. Patricius (Calderón, Übersetzung).
Ignaz: * 6. (13. ?) 9.1783 Prag, † 19.6.1843 Wien. Ästhetiker und Schriftsteller. Cousin von Alois Isidor und Sohn des Humanisten, Aufklärers und Schriftstellers Benedikt J. (* 22.4.1762 Prag, † 17.12.1813 Prag). Studierte Jus an der Univ. Prag und begann sich schon zu dieser Zeit auf Anregung von August Gottlieb Meißner, Prof. für Ästhetik und klassische Literatur, für die „Philosophie des Schönen“ zu interessieren. 1804 wurde I. J. durch ein Huldigungsgedicht an Kaiser Franz II./I. bekannt. Als Teilhaber eines Wiener Handelshauses übersiedelte er in die Hauptstadt, schrieb jedoch neben seinem Hauptberuf zahlreiche Kritiken und satirische Beiträge für Wiener Zeitschriften und Almanache. Gemeinsam mit seinem Cousin redigierte er ab 1819 das jüdische Wochenblatt Siona. Bekannt wurde I. J. v. a. durch sein Ästhetisches Lexikon. I. J. war mit Beethoven und C. M. v. Weber befreundet. Das Pseudonym Julius Seydlitz wird I. J. zu Unrecht zugewiesen.
Ästhetisches Lexikon. Ein alphabetisches Handbuch zur Theorie der Philosophie des Schönen und der Schönen Künste, 2 Bde. 1835/36.
NBD 10 (1974); DBE 5 (1997); ÖBL 3 (1965); Wurzbach 10 (1863); K. Blaukopf, Pioniere der empirischen Musikforschung 1995.