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Göß (Goess)
Älteste klösterliche Niederlassung in der Steiermark. Die von Adala, der Gemahlin des Pfalzgrafen Aribo, vor 1020 begonnene und von ihrem Sohn Aribo, Erzb. von Mainz, vollendete Stiftung war ursprünglich für Kanonissinnen errichtet und wohl von Salzburg/Nonnberg besiedelt, übernahm aber im 12. Jh. die Benediktinerregel. Die Nonnen betätigten sich auch kunstgewerblich, unterhielten eine Schule und ein Spital. Der Charakter eines adeligen Damenstiftes blieb im Wesentlichen bis zur Aufhebung 1782 gewahrt. Die mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln wurden dabei in alle Winde zerstreut, die Baulichkeiten waren 1783–1800 Sitz des kurzlebigen Bistums Leoben-G., wurden dann von einer Radmeisterkommunität erworben und 1893 Brauerei. Der Ort G. wurde 1939 zu einem Stadtteil von Leoben.

Über die frühe Musikgeschichte von G. ist gar nichts und auch über die spätere nicht allzuviel bekannt. 1631 wurde am Torturm ein Hornwerk errichtet, das vielleicht bis zur Auflösung des Stifts vorhanden war. An Stiftsmusikanten kennt man: Fridericus Fabritius (nach 1606 Organist), Matthias Halmb (bis 1682), Mag. Franz Thomas Prunner (Organist, vielleicht Sohn des 1683–85 in Graz genannten Schulmeisters Franz Simon Pr., komponierte die Musik zu den am Leobener Gymnasium aufgeführten Schauspielen Poena talionis 1694 und Pietas, mundani amoris 1709), Ignatius Maranitsch (1692–1701), Josef Suessl (1723–25 Tenorist), Josef Waldegger (1725 Chormusiker), Matthias Wimmler († 16.7.1726 Bassist), Franz Haas (vor 1743 Organist), Johann Georg Plöchl (1780 Regens chori). Mehrere Anschaffungen für den Musikchor unter der Äbtissin der Jahre 1706–37 Mechtildis v. Berchtold (1710 Instrumente und Musikalien, große Choralbücher, 1718 die noch weitgehend erhaltene Orgel von J. G. Mitterreiter, 1736 Trompeten) lassen eher auf einen gewissen Nachholbedarf schließen. Zwei Musikalienverzeichnisse (1750, 1775) zeigen, dass die Repertoires einerseits durch die üblichen Druckwerke des Verlagshauses Lotter (Augsburg) und andererseits von (besonders steirischen) sog. Klosterkomponisten dominiert waren. Nach der Aufhebung wird 1787 Sebastian Fleisner als Regens chori in G. genannt. Aus G. gebürtig waren die Brüder P. Heinrich (1748–1815) und P. Anton Stenitzer (1750–97), beide zeitweise Regentes chori in Admont, Letzterer auch Komponist von Kirchensachen.


Literatur
J. Wichner in SMGB 13 (1892) u. 14 (1893); H. Federhofer in KmJb 35 (1951); StMl 1962–66; 1990; G. Lade in Das Orgelforum 5 (2002); eigene Recherchen.

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Göß (Goess)“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cf4a
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Goess bei Leoben, Ansichtskarte 1912.© AKON/ÖNB, 
				Public Domain Mark 1.0

DOI
10.1553/0x0001cf4a
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