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Geiger, Geiger, Leopold: Familie
Leopold: * --ca. 1857 (Ort?),1922-02-1212.2.1922 Wien. Kapellmeister. Zunächst in Budapest tätig, wo er am 1.10.1897 möglicherweise Vorsitzender der Gründungsversammlung des Vereines der Volksmusikanten war. Übersiedelte später mit seiner Familie nach Wien.
Literatur
Neues Wr. Tagblatt 13.2.1922, 6; Pester Lloyd 2.10.1897, 7; Volks-Ztg. 11.1.1915, 4.


Seine Söhne

Ernö (Ernst): * 21.9.1885 Budapest, † nach 30.9.1942 KZ Auschwitz (Oświęcim/PL). Geiger, Kapellmeister. Gründer und Leiter der Kapelle D’ Geigerbuam (auch Geigerbuben), mit der er in zahlreichen Wiener Etablissements auftrat (1913 Tabarin, 1914 Fürstenhof, ab November 1914 in den neu eröffneten Reichshallen). Darüber hinaus Auftritte im Hotel Esplanade in Baden 1915 sowie 1916 in Marienbad. Um 1910–20 auch mehrere Schallplattenaufnahmen, die als „qualitätvolle Beispiele des europäischen Salonkapellen-Ragtime“ (Nowakowski) gelten. Im Oktober 1916 rückte er zum Militär ein, woraufhin die Kapelle vorübergehend aufgelöst wurde. 1917 trat er in den Reichshallen wieder mit den Geigerbuam auf, 1919 im Trocadero, 1920 wieder im Tabarin. Vermutlich 1924 ging G. nach Berlin, wo er ein eigenes Tanzorchester leitete (Engagements u. a. im Palais de Danse, Hotel Bristol, Karstadt-Dachgarten, Femina). 1924/25 spielte er mit seinem Orchester amerikanische Jazztitel auf Platte ein. Trat auch als Komponist einiger Schlager hervor, z. T. gemeinsam mit seinem Bruder Gyula. 1933 Emigration (Exil), zuletzt in Frankreich. Hier wurde er am 30.9.1942 von Drancy nach Auschwitz deportiert, wo er umkam.


Werke
Schlager (Noch einmal laß mich glücklich sein, [T: A. Steinberg-Frank]; Oh, Marianka, komm auf die Banka, op. 81 [T: A. Rebner], gem. m. G. G: Heliane [T: F. Löhner], Ein Blick ins Auge – ein blaues Billetdoux [T: Alfred Löbl]; Schöne Frau, kannst Du mir treu sein [T: F. Rotter]); Plattenaufnahmen.
Literatur
K. Wolffram, Tanzdielen und Vergnügungspaläste 42001; NFP 8.3.1914, 14 u. 21.11.1914, 11; Badener Ztg. 18.8.1915, 3; Neues 8-Uhr-Blatt 24.10.1916, 3 u. 2.11.1920, 3; Wr. Allg. Ztg. 9.6.1917, 3, 16.6.1917, 2 u. 13.10.1917, 4; K. Nowakowski in Ch. Glanz/M. Permoser (Hg.), Anklaenge 2011/2012 (2012); M. Cullin/P. Driessen Gruber, Douce France? 2008; http://grammophon-platten.de (5/2015); www.doew.at (5/2015); eigene Recherchen.


Gyula (Julius): * 20.12.1886 Budapest, † 5.6.1967 Paris. Geiger, Pianist, Kapellmeister und Komponist. Leitete 1917 seine eigene Salonkapelle im Wiener Café Steiner. Für die Stummfilmversion von Ferdinand Raimunds Der Verschwender 1917 schrieb er eine Marschouvertüre und arrangierte gem. m. Oskar Virág C. Kreutzers Musik. 1918 und 1920 als Barpianist in der Orient Bar der Hölle nachweisbar, ging er etwa Mitte der 1920er Jahre nach Berlin (Geburt des Sohnes Erich am 9.7.1926 in Berlin). Trat in den 1930er Jahren mitunter bei der RAVAG auf und schrieb Unterhaltungsmusik, besonders Wienerlieder und Tänze für Singstimme mit Salonorchester bzw. Schrammelquartett (Schrammelmusik), z. T. in Arrangements von O. Wagner, Fritz Gerhold, Louis Feigel u. a. Lebte ab etwa 1936 bis 26.5.1938 in Wien, danach emigrierte er über Zürich/CH nach Frankreich, wo er den Zweiten Weltkrieg im Pariser Untergrund überlebte.


Werke
Wienerlieder (Wien, Traum meiner Seele, op. 65 [T: Ernst Wengraf]; Mir hat heut’ Nacht von Wien geträumt, op. 69 [T: L. Einöhrl], Mei’ Alte macht heut’ gründlich [T: Rudolf Hoffmann u. Otto Rejzek], Der Wein, der Wein, der derfat net sein [T: F. Löhner]); Schlager (Und wär’ es auch nur eine Stunde, op. 52 [T: F. Löhner], Yolah, op. 61 [T: E. Wengraf], Marquischen, horch!, op. 66 [T: Benno Vigny], 1920 auch als Serenade für V. u. Kl. publiziert, Elsie, op. 70 [T: B. Vigny], Mein kleines Garçon, op. 74 [T: Egon Schubert], Lippen so heiß, op. 77 [T: K. Farkas], Hadschi Baba aus Istanbul [T: F. Löhner]); Plattenaufnahmen (z. T. gem. m. seinem Bruder Ernö).
Literatur
Lang 1986; Orpheus im Exil 1995; Wr. Allg. Ztg. 7.4.1917, 4 u. 25.7.1917, 3; M. Cullin/P. Driessen Gruber, Douce France? 2008; Mitt. WStLA (Meldearchiv); eigene Recherchen.


Oskar: * 17.3.1889 Budapest, † 15.5.1966 Wien. Pianist und Komponist. Trat als einer der ersten Wiener Barpianisten u. a. im Wiener Moulin Rouge und während des Ersten Weltkriegs in der Carlton-Bar auf. Daneben Mitglied der Geigerbuam. Nach Ende des Ersten Weltkriegs erneut als Barpianist tätig. Emigrierte über Frankreich nach 1938 nach Buenos Aires und kehrte 1957 nach Wien zurück, wo er u. a. als Alleinunterhalter im Kerzenstüberl tätig war.


Werke
Schlager (Nur eine Nacht sollst du mir gehören, op. 52 [T: Richard Rilló], engl. Version: Just for to-night; Heut hab ich Zeit [T: K. Farkas], Und wär’ es auch nur eine Stunde, op. 53 [T: F. Löhner], Bist du mir treu? [T: F. Löhner]).
Literatur
Lang 1986; Fremden-Blatt 30.9.1914, 14 u. 8.9.1918, 9; Neues Wr. Journal 27.8.1916, 20.

Autor*innen
Monika Kornberger
Uwe Harten
Letzte inhaltliche Änderung
11.5.2015
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Uwe Harten, Art. „Geiger, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 11.5.2015, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cece
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001cece
GND
Geiger, Leopold: 1077456034
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Geiger, Ernö: 1077443137
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Geiger, Gyula: 139666885
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Geiger, Oskar: 1042167699
OBV
Weiterführende Literatur

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