Wiener Bohême-Verlag
Am 1. November 1919 von O. Hein mit Hilfe von R. Stolz gegründeter Musikverlag (Verlag und Vertrieb dramatischer und musikalischer Bühnenwerke) in Wien IV (bis zumindest Juli 1920 Schikanedergasse 1, danach Mühlgasse 24, ab 1922 Rechte Wienzeile 33) und (spätestens 1920) in Berlin. Der Name wurde nach einem Künstlerkreis gewählt, zu dem neben Hein und Stolz auch F. Löhner, A. Rebner und Kurt Robitschek gehörten. Die Schreibweise des Verlags war nicht einheitlich, neben anfangs Bohême-Verlag (Plattennummer B. V.) und dem bald folgenden Wiener Bohême-Verlag (Plattennummer W. B. V.) wurde auch Wiener Boheme-Verlag sowie die eigentlich korrekte Schreibweise Wiener Bohème-Verlag verwendet, allerdings seltener. Etwa 1924–26 betrieb der W. B.-V. auch eine Niederlassung in New York/USA (geleitet von F. Wreede). Als Prokuristen fungierten neben O. Heins Bruder K. Hein (als Einzelprokurist bis 14.1.1930) Eduard Polzer (bis 13.2.1925), Leopold Graf Löwenstein (bis 10.1.1928), Armin Lackenbacher-Robinson (bis 10.1.1928 als Kollektivprokurist, bis 14.1.1930 als Einzelprokurist), E. Wengraf (bis 14.1.1930) sowie ab Oktober 1925 O. Heins Bruder E. Hein. Als ersten Titel veröffentlichte der Verlag den Schlager Einmal sang die Liebe uns ein Lied von R. Stolz. In der Folge etablierte sich der W. B.-V. in kürzester Zeit zu Wiens wichtigstem Schlagerverlag, dem bereits 1919 mit dem zweiten im Verlag publizierten Titel, R. Stolz‘ Halloh! Du süße Klingelfee (T: A. Rebner) ein erster großer Erfolg gelang. Als Haupttexter gewann Hein F. Löhner, der über 200 Schlagertexte für den Verlag verfasste, darunter Bananen (Ausgerechnet Bananen, M: Frank Silver/Irving Cohn, 1923), Was machst du mit dem Knie, lieber Hans? (M: R. Fall, 1925) und in Zusammenarbeit mit E. Neubach Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren (M: F. Raymond). Als Arrangeure waren u. a. F. Fox, Walter Borchert, Martin Uhl, Fred Ralph tätig. Der Plan, den Verlag 1924 in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln und größere Niederlassungen in Deutschland und Amerika zu gründen, schlug fehl. Ab 1929 war der W. B.-V. Mitgesellschafter der von O. Hein mitgegründeten Universum-Film AG (Ufa). Am 19.12.1931 wurde in Berlin die Wiener Bohème Verlag G.m.b.H. mit Gesellschaftsvertrag der Universum-Film AG gegründet, die mit Wirkung vom 1.1.1932 den W. B.-V. übernahm, der 1931 in wirtschaftliche Turbulenzen geraten war und zuletzt als „der größte und erfolgreichste noch in einer Hand befindliche Schlagerverlag“ (Österr. Film-Ztg. 9.1.1932) gegolten hatte. Sitz des neu gegründeten Verlags war nunmehr Berlin, die Wiener Zweigstelle befand sich ab 1.5.1932 in Wien VII (Neubaugasse 1), die Auslieferung erfolgte zunächst über die alte Adresse in Wien IV (Rechte Wienzeile 33), ab 1.6.1933 über den Verlag Doblinger und ab Februar 1936 über die Friedrich Hofmeister-Figaro-Verlag G.m.b.H. Den Schwerpunkt legte man auf Filmmusik, die nicht aus Ufa-Filmen stammten. O. Hein blieb bis Ende 1932 dessen erster Geschäftsführer. Nach seinem Ausscheiden wurde die Wiener Bohème Verlag G.m.b.H. eine hundertprozentige Tochter der Universum-Film AG. 1934 strengte die Druckerei Josef Eberle, einer der Hauptgläubiger des W. B.-V.s, die Druckerzeugnisse geliefert und ein Magazin und ein Warenlager des Verlags beherbergt hatte, eine Klage gegen die Ufa an. Am 21.11.1941 erfolgte die Löschung des Verlags in Wien „von amtswegen“.
Literatur
M. G. Hall, Zur Gesch. des Wr. Bohème-Verlags – Austrian Posters (www.austrianposters.at, 12/2019); 60 Jahre Wiener Bohème Verlag 50 Jahre Ufaton-Verlag 1979; K. Ploog, Als die Noten laufen lernten. Bd. 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil Unterhaltungsmusik bis 1945, 2015; Amtsbl. zur Wr. Ztg. 28.7.1922, 578, 27.7.1932, 522; Die Stunde 21.4.1926, 2, 28.4.1934, 3; Neues Wr. Journal 2.1.1934, 14, 30.3.1934, 13, 28.4.1934, 13; Reichspost 4.1.1932, 3; Österr. Film-Ztg. 9.1.1932, 2; Wr. Ztg. 5.1.1932, 6; Der Tag 2.1.1934, 7; Kleine Volks-Ztg. 7.1.1932, 7, 2.1.1934, 9; Die Weltpresse 16.12.1946, 6; Komödie 4/31, 28.7.1923, 11; Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 13.2.1932, 306, 30.4.1932, 4, 3.6.1933, 101, 10.6.1933, 105, 22.2.1936, 32; Völkischer Beobachter 8.12.1941, 4; WStLA Handelsregister A 53/44 (www.wien.gv.at, 12/2019); eigene Recherchen (Lehmanns Adresskalender, www.anno.onb.ac.at).
M. G. Hall, Zur Gesch. des Wr. Bohème-Verlags – Austrian Posters (www.austrianposters.at, 12/2019); 60 Jahre Wiener Bohème Verlag 50 Jahre Ufaton-Verlag 1979; K. Ploog, Als die Noten laufen lernten. Bd. 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil Unterhaltungsmusik bis 1945, 2015; Amtsbl. zur Wr. Ztg. 28.7.1922, 578, 27.7.1932, 522; Die Stunde 21.4.1926, 2, 28.4.1934, 3; Neues Wr. Journal 2.1.1934, 14, 30.3.1934, 13, 28.4.1934, 13; Reichspost 4.1.1932, 3; Österr. Film-Ztg. 9.1.1932, 2; Wr. Ztg. 5.1.1932, 6; Der Tag 2.1.1934, 7; Kleine Volks-Ztg. 7.1.1932, 7, 2.1.1934, 9; Die Weltpresse 16.12.1946, 6; Komödie 4/31, 28.7.1923, 11; Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel 13.2.1932, 306, 30.4.1932, 4, 3.6.1933, 101, 10.6.1933, 105, 22.2.1936, 32; Völkischer Beobachter 8.12.1941, 4; WStLA Handelsregister A 53/44 (www.wien.gv.at, 12/2019); eigene Recherchen (Lehmanns Adresskalender, www.anno.onb.ac.at).
Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
1.12.2020
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger,
Art. „Wiener Bohême-Verlag“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
1.12.2020, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x003b5035
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