Noverre,
Jean Georges
* 29.4.1727 Paris,
† 19.10.1810 Paris.
Tänzer, Choreograph.
Nach Ballettunterricht in Paris war N. ab 1743 zunächst als Tänzer an der Opéra comique/Foire St. Laurent in Paris, ab 1744 in Berlin sowie 1747–50 in Dresden/D, Lyon/F und Marseille/F tätig. 1750 folgte ein Engagement in Strassburg/F und die Heirat mit der Tänzerin und Schauspielerin Maguerite-Louise Sauveur. 1750–54 waren die N.s in Lyon, wo er erstmals am dortigen Theater als Choreograph wirkte. Erste bedeutende Choreographien 1754/55 am Foire St. Laurent führten 1755/56 zu einem Engagement an das Drury Lane Theatre in London durch David Garrick, dessen moderne Schauspielkunst N. entscheidend prägte. Nach ersten Versuchen der Ballettreform ab 1757 am neuen Opernhaus Lyon folgte 1760–67 das hierfür entscheidende Engagement durch Hzg. Karl Eugen v. Württemberg nach Stuttgart-Ludwigsburg/D; 1760 erschien N.s erste Ausgabe der Lettres sur la Danse et sur les Ballets in Lyon und Stuttgart. Ebenso bedeutend für N. war das Engagement an die Wiener Bühnen 1767–74, wo er mit Ch. W. Gluck sowie J. Starzer und F. Aspelmayr zusammenwirkte und eine Ballettschule gründete. Nach einem weniger erfolgreichen Engagement in Mailand/I 1774–76 und einem glanzvollen Gastspiel in Wien 1776 wurde N. durch seine ehemalige Schülerin Marie Antoinette als Ballettmeister an die Pariser Opéra berufen. Hier kam es zur kurzen Zusammenarbeit mit W. A. Mozart für Les petits riens. 1779 gab er infolge gegen ihn gerichteter Intrigen seine Pariser Tätigkeit auf. Ab 1781 folgten diverse erfolgreiche Gastspiele in London (1781, 1787–89, 1793/94); danach zog sich N. ins Privatleben zurück, überarbeitete seine Lettres, die dank seines Schülers Ch. Le Picq 1803/04 in einer erweiterten Auflage in St. Petersburg/RUS erschienen.N. ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Ballettgeschichte. Zusammen mit F. A. Hilverding und Ga. Angiolini initiierte er die Ballettreform der 2. Hälfte des 18. Jh.s. Erstmals wird hierbei das Ballett zu einer autonomen Kunst, wobei dramatische Inhalte durch rein tänzerische Mittel, jedoch wesentlich unterstützt durch die Musik, transportiert werden. Seine Theorien hat er in den viel beachteten Lettres, die in zahlreichen Auflagen – auch in Deutsch und Englisch – erschienen, dargelegt. Von den rund 100 autonomen Balletten N.s sind zahlreiche Libretti, auch Kompositionen (F. J. Deller, J. Starzer, F. Aspelmayr, Johann Joseph Rudolph etc.), jedoch keine Choreographien erhalten.
Literatur
NGroveD 18 (2001); MGG 9 (1961); K. Petermann (Hg.), Briefe über die Tanzkunst vom Herrn N. Kommentierte NA 1977; S. Dahms, J. G. N. Ballet en action. Theoretische Schriften und Werke , Hab.schr. Salzburg 1988.
NGroveD 18 (2001); MGG 9 (1961); K. Petermann (Hg.), Briefe über die Tanzkunst vom Herrn N. Kommentierte NA 1977; S. Dahms, J. G. N. Ballet en action. Theoretische Schriften und Werke , Hab.schr. Salzburg 1988.
Autor*innen
Sibylle Dahms
Letzte inhaltliche Änderung
30.6.2004
Empfohlene Zitierweise
Sibylle Dahms,
Art. „Noverre, Jean Georges“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
30.6.2004, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001db71
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