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Weißhappel Weißhappel Friedrich: (Weisshappel), Familie
Friedrich: * 1875-02-1313.2.1875 Urfahr/OÖ (Linz-Urfahr), † 1962-07-1919.7.1962 Wien. Musikpädagoge, Chorleiter, Kirchenmusiker. Besuchte nach der Volksschule in Linz die Bürgerschule in Wien. 1887–95 musikalische Ausbildung an der MSch. Kaiser (Klavier bei Ch. Boyes-Rucker) mit Diplom ersten Grades im Juli und Staatsprüfung für Violine und Klavier im November 1895. Daneben war er bereits seit Juni 1892 als Privat-Musiklehrer für Violine und Klavier tätig. 1899 übernahm er zumindest bis 1933 die Chorleitung des neu gegründeten Währinger evangelischen Chorvereins, leitete um 1903/04 auch den Sängerbund des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsvereins in Wien und ab Herbst 1936 den neu gegründeten Währinger Singverein. 1899–1935 außerdem Kantor der evangelischen Gemeinde in Wien-Währing (Wien XVIII). Im Mai 1903 übernahm W. die von Jutta Pawel (* 1859 Budislau/Böhmen [Budislav/CZ], † 5.2.1919 Baden bei Wien [begr. Wien]) 1887 gegründete MSch. in Währing, Canongasse 19, an der bis dahin Klavier und Gesang unterrichtet wurde. In seiner mehr als 50-jährigen Tätigkeit als Musikschulinhaber baute W. das Angebot kontinuierlich aus. Offerierte er zunächst nur den Unterricht in Klavier (auch mit dem Jankosystem), Violine und Gesang, wurden kurz darauf auch Theorie und Kammermusik und ein Staatsprüfungskurs angeboten (1907/08 unterrichteten neben W. Valerie v. Pistor, Louise Hofbauer und Mely Schultes, s. Abb.). Später kamen noch Viola, Cello, Laute, Chor und Orchester hinzu. Bereits 1894 hatte W. eine Reform-Notenschrift (Notation) auf vier Notenlinien ohne Schlüssel und Vorzeichen mit nur 12 Noten erfunden, die er mit den Buchstaben a – m bezeichnete. Durch eine radikale Vereinfachung des Notenbildes würde die Musikschrift seiner Meinung nach „so eindeutig und klar lesbar […] wie die Buchstaben- und Ziffernschrift“. In zahlreichen Aufsätzen, Flugblättern und mit seinem Buch Die Frage der Notenschriftreform 1948 setzte sich W. unermüdlich für die Durchsetzung seiner Reformideen ein. Einen weiteren Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildete die Verbreitung der von P. v. Jankó gebauten neuartigen Klaviatur, bei der die Tasten in sechs stufenweise übereinanderliegenden Tastenreihen im Ganztonabstand angeordnet sind. Spätestens 1894 hatte W. diese kennengelernt, konzertierte mit einem entsprechenden Instrument im Rahmen der Schlussveranstaltung des 20. Schuljahres der MSch. Kaiser im Juli 1894 und ließ sich 1901 in seinen Stutzflügel eine Janko-Klaviatur mit der Konstruktion von Bryan Boyes einbauen. Im Juni 1905 gründete er darüber hinaus den Janko-Verein (Verein zur Förderung der Janko-Klaviatur) mit Sitz an seiner Wohnadresse bzw. der Adresse seiner MSch. in Währing. In der Folge präsentierte er die Janko-Klaviatur als Vortragender und/oder Pianist bzw. Klavierbegleiter auch außerhalb des Janko-Vereins. Darüber hinaus seit spätestens 1913 Vorstandsmitglied, 1924–38 Präsident des Verbandes der konzessionierten MSch.n sowie in den 1930er Jahren auch im Vorstand bzw. Präsidium der Landesgruppe Wien der Österreichischen Musiklehrerschaft aktiv.
Ehrungen
Ehrenchormeister des Währinger evangelischen Chorvereins 1914 [?]; Ehrenpräsident des Gremiums der konzessionierten MSch.n vor 1929; Silbernes Verdienstzeichen der Republik Österreich 1932; Ehrenmitglied des Janko-Vereins 1933; Prof.-Titel 1937.
Schriften
Die Vortheile der Janko-Claviatur und ihre unberechtigte Gegnerschaft 1896; Die Jankó-Boyes-Claviatur in Dt. Kunst- und Musik-Ztg.20 (1900) u. 10 (1901); Hinweg mit der bisherigen Claviatur!, in Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 24 (1901); Die Janko-Klaviatur in Musikpädagogische Zs. (Februar 1925); Zur Frage der Notenschriftreform in Wr. Zither-Ztg. 37/12 (1926) u. 38/1 (1927); Die Notenschrift in Österr. Musiker-Ztg. 34 (1926); Notenschrift ohne Schlüssel u. ohne Versetzungszeichen 1933; Gedanken zur Frage der Notenschriftreform in Mitt.en der Oesterr. Musiklehrerschaft 3 (1933); Gedenkblatt zu Prof. F. W.’s 50jährigem Berufsjubiläum 1892–1942, 1942; Prof. F. W.’s 40jährige Tätigkeit als Musikschulinhaber 1943; Die Frage der Notenschriftreform. Kritische Betrachtungen 1948 (Ms.); Was braucht die musizierende Welt?, 1951 (Ms.); Was jeder Musiker u. Musikfreund wissen sollte!, 1954 (Ms.); Janko-Verein, Wien. Gründungstag 27.6.1905. Vor 50 Jahren 1955 (Ms.); P. v. Jankó u. seine Klaviatur 1956; Zwei wichtige Fragen an die musizierende Welt 1956 (Ms.); Zwei wichtige Reformbestrebungen 1958 (Ms.; Mss.-Titel in der ÖNB-Musikslg.).


Seine Ehefrau

Annie (eig. Anna Maria, geb. Probst): * 14.7.1880 Wien, † 17.2.1952 Wien. Sängerin (Sopran), Gesangspädagogin. Erhielt Gesangunterricht von Lilly Claus-Neuroth (L. Claus-Dostal) und Helene Kröker in Wien. Ab 1903 unternahm sie Konzertreisen, ab 1917 lebte sie als Gesanglehrerin in Wien und unterrichtete an der MSch. ihres Mannes. Gelegentlich trat sie noch als Konzertsängerin auf. Seit 31.1.1904 verheiratet.

Deren Kinder

Elfriede Emma Anna (verh. Bauernfeind): * 27.2.1905 Wien, † 22.9.1996 Klosterneuburg/NÖ. Klavierpädagogin. Dürfte ihre Ausbildung an der MSch. ihres Vaters erhalten haben und war danach dort als Klavierpädagogin tätig.

Fritz (eig. Friedrich Karl Johann): * 18.7.1908 Wien, † 28.1.1964 Reykjavík. Pianist, Chordirigent. Erhielt seine musikalische Ausbildung in Wien und ging danach nach Reykjavík. Hier arbeitete er seit 1928 zunächst als Cellist (vermutlich als Mitglied eines Streichquartetts) in einem Hotel, später wirkte er in erster Linie als Pianist und Chordirigent. Als beliebter Musikbegleiter zahlreicher Solisten und Chöre prägte er das Musikleben Islands entscheidend mit, trat in Konzerten und im Rundfunk auf und nahm zahlreiche Schallplatten auf. Ab 1939 war er als fest angestellter Pianist im dortigen Rundfunk tätig, ab 1962 war er Direktor des Island Symphony Orchestra.


Werke
Schallplattenaufnahmen.
Literatur
Kürschner 1954, 1446f u. 1698; Kosel 1902; L. Deutsch in Musikpädagogische Zs. 17 (1927); Müller-Asow 1929; F-A 1936; Müller-Asow 1929; Tonfilm, Theater Tanz 3/2 (1935); K. Schnürl in W. Jauk et al. (Hg.), [Fs.] R. Flotzinger 1999; Das Kleine Volksbl. 11.2.1950, 9; Die österr. Hausfrau 10 (Oktober 1937), 10; Gerechtigkeit 25.3.1937, 12; Neues Wr. Tagbl. 19.3.1944, 5; Dt. Presse 3.9.1915, 3; Österr. Musik- und Theaterztg. 19 (1894), 8; Neues Wr. Journal 17.7.1895, 7; Ostdt. Rundschau 28.11.1895, 9, 19.12.1900, 9, 12.9.1903, 9; Dt. Tagbl. 19.3.1904, 4, 4.6.1904, 5; Österr. Frauen-Rundschau 81 (1911), 11f; Reichspost 26.4.1915, 12, 12.12.1919, 8; Signale für die musikalische Welt 93/8 (1935), 134; Die Stunde 19.11.1937, 4; Wr. Ztg. 6.3.1887, 1; NFP 10.5.1913, 9; Trauungsbuch der Lutherkirche Wien-Währing und Hernals 1904–05, fol. 3; Taufbuch der Lutherkirche Wien-Währing und Hernals 1904–05, fol. 159; Sterbebuch der Pfarre Baden-St. Stephan 1919/20, fol. 12; www.ismus.is (5/2021); https://glatkistan.com (5/2021); www.evang-friedhof.at/ (4/2021); WStLA (Biographische Slg.); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Karl Schnürl
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
14.10.2021
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Karl Schnürl/Christian Fastl, Art. „Weißhappel (Weisshappel), Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.10.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e673
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Die Lyra 15.9.1907, 318/4© ANNO/ÖNB
Frédéric Chopin, Mazurka op. 37 Nr. 2 G-Dur, traditionelle Notation
in Weißhappels Reform-Notenschrift in A (F. Weisshappel's Notenschrift [1931], o. S.)

DOI
10.1553/0x0001e673
GND
Weißhappel Friedrich: 127040137
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Weißhappel Annie: 1047022826
OBV
Weiterführende Literatur

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