Die unmittelbar nach dem Anschlag zurückfallenden Tangenten fungieren als ungarnierte Hämmer, die ähnlich klingen wie die ungarnierten Hämmer zahlreicher Klaviere des späten 18. Jh.s. Da beide Klaviertypen ähnlich aussehen und ähnlich klingen, wurden sie damals nicht so unterschiedlich wahrgenommen wie heute. So wird verständlich, dass W. A. Mozart 1777 während seines Besuchs bei Stein die „spättischen“ Instrumente mit den „steinischen“ direkt vergleicht.
1792 schrieb Gerber, dass die Hämmer der meisten Hammerflügel beledert seien, während jene der T. von Spath und später seines Schwiegersohnes Christoph Friedrich Schmahl (1739–1814) unbeledert seien (was jener bis 1802 beibehielt). Vermutlich war es dieser seit damals evidente Klangunterschied, der den T. als speziellen Klaviertyp mit eigenem Namen erscheinen ließ.
Wie beim Hammerklavier können dynamische Unterschiede allein durch den Anschlag erzielt werden. Charakteristisch ist die Registervielfalt: üblicherweise Verschiebung (una corda) und Dämpferhebung mittels Kniehebel, weiters Harfe und Piano (Moderator: Lederzungen zwischen Saite und Tangente) sowie Dämpferhebung im Diskant, die jeweils per Handhebel (bzw. fallweise durch zusätzliche Kniehebel) bedient werden. 1770 kündigte Spath die Kombination seiner Tangirung-Mechanik mit einem Cembalo in J. A. Hillers Musikalische Nachrichten und Anmerkungen an. 1765 bewarb eine Leipziger Zeitung verschiedene Instrumente von Spath (ohne die Begriffe Tangente oder Tangierung zu erwähnen) als Kombination eines Forte-piano (d. h. vermutlich eines T.s) mit einem Kielflügel, einer Traversflöte und einem Cello (möglicherweise einem Geigenwerk). Diese Kombinationsinstrumente (1770 wurden 50 Veränderungen angepriesen) bezeugen die Vorliebe des 18. Jh.s für Klangfarbenvielfalt. Nicht nur Flügel wurden mit Tangentenmechanik gebaut, sondern auch Instrumente in Form von Tafelklavieren, letztere vorwiegend in Italien (bis ca. 1830), Deutschland und England. In einigen italienischen Instrumenten scheint die Tangentenmechanik als einfache Lösung zum Umbau eines Cembalos in ein Hammerklavier gedient zu haben. Dennoch sollte bis ca. 1790 der T. nicht als eigener Instrumententyp gesehen werden, sondern als spezieller, in einer älteren Tradition stehender Hammerflügel mit Bevorzugung einer breiten Registervielfalt. Die Beliebtheit dieser Instrumente wird durch die Tatsache bezeugt, dass mehr T. von Spath und von Schmahl erhalten sind als Hammerflügel von J. A. Stein und A. Walter zusammengenommen.
GerberATL 2 (1792); H. Herrmann, Die Regensburger Klavierbauer Späth u. Schmahl u. ihr T. 1927; R. Menger in P. Cahn/A.-K. Heimer, [Fs.] H. Hucke 1993; M. Latcham in The Galpin Society Journal 57 (2004).