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Rossballett
Kunstvoll choreographierte Dressur-Reitdarbietung in der Gruppe, meist mit Bühnenbild (bzw. Maschinen) und Musik, auch Karussel genannt. Entwickelt aus dem mittelalterlichen Turnier und basierend auf der sog. „Hohen Schule“ der Reitkunst, ist das R. seit der Frühneuzeit als Teil höfischer Repräsentation und Festlichkeit zu finden; für den österreichischen Raum scheinen v. a. die italienischen Höfe als Vorbilder gedient zu haben (in erster Linie Florenz). Das erste in Wien aufgeführte R. war Il Sole, e dodici Segni del Zodiaco, aufgeführt am 4.3.1631 anlässlich der Hochzeit Ferdinands III. mit der spanischen Infantin Maria auf dem Burgplatz in Wien, veranstaltet durch Leopold V. von Tirol und entworfen von J. Paradis. Weitere R.e folgten 1633 und 1636. Wie für die große höfische Oper wurde ein Libretto geschrieben und gedruckt, eigens Ballettmusik komponiert und kunstvolle Kutschendekorationen bzw. Kostüme entworfen; die Choreographie entwarf meist ein hochrangiger Bereiter des Marstalls. Einen Höhepunkt stellte die Aufführung von La Contesa dell’Aria e dell’ Acqua am 24.1.1667 (Libretto: F. Sbarra, M: A. Bertalli und J. H. Schmelzer, Choreographie: Francesco Carducci, Ausstattung: Carlo Pasetti) anlässlich der Hochzeit Leopolds I. mit Infantin Margarita Teresa im großen Burghof dar. Bereits um 1700 kamen die großangelegten, einem Turnier ähnlichen R.e aus der Mode. R.e (nun als Karussel/Caroussel bezeichnet) zählten bis in die Zeit Maria Theresias (I) zu den höfischen Vergnügungen, wurden jedoch nicht mehr so opernhaft inszeniert wie unter Ferdinand III. und Leopold I. Letzte R.e wurden (im Stil der maria-theresianischen als Divertissements, nicht der barocken Form) als historistisches Vergnügen im späten 19. Jh. veranstaltet.
Literatur
Seifert 1985; H. Seifert, Der Sig-prangende Hochzeitsgott 1988; Czeike 4 (1995).

Autor*innen
ETH
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Rossballett‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dfb7
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.