Kathreintanz
Im Volksbrauch der katholischen Alpenländer kennt man im Jahresablauf Tanzzeiten und tanzfreie Zeiten (Brauch). Zu Letzteren gehören der Advent und die Fastenzeit, früher auch der Sommer. Tanzverbote für diese Zeiten wurden oftmals durch entsprechende Verordnungen dekretiert und mit Kalenderfesten verbunden. „Kathrein sperrt den Tanz ein“ ist eine Bauernregel, die besagt, dass nach dem Fest der Hl. Katharina (25.11.) nicht mehr getanzt werden darf. Mit Bezug auf dieses Heiligenfest wurde der letzte Tanz vor dem Advent daher vielerorts K. genannt. In der österreichischen Volkstanzpflege, die sich seit dem späten 19. Jh. um ein Wiederaufleben von Volkstanztraditionen in städtischen Verhältnissen bemüht, hat man diesen Namen für das letzte Volkstanzkränzchen vor der Adventzeit aufgegriffen. Der erste K. unter dieser Bezeichnung wurde 1935 in Wien vom Bund Neuland, einer Gruppierung der „Jugendbewegung“, veranstaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der K. das große Repräsentationsfest der Wiener Volkstanzbegeisterten, seit 1950 veranstaltet von der damals ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft der Wiener Volkstanzgruppen. Seither hat er in vielen größeren und kleineren Orten Nachahmung gefunden. Der Österreichische Volkskundeatlas verzeichnet 1974 K.-Feste außer in Wien auch in den österreichischen Landeshauptstädten Bregenz, Salzburg, Klagenfurt, Graz und Linz, wie auch in Meran, jeweils mit Ausstrahlungen in andere Orte (insgesamt sind 30 Orte genannt).
Literatur
R. Wolfram (Hg.), Österr. Volkskundeatlas 5 (1974), Bl. 87.
R. Wolfram (Hg.), Österr. Volkskundeatlas 5 (1974), Bl. 87.
Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid,
Art. „Kathreintanz“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
25.4.2003, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d3e2
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