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Haindl, Haindl, true Josef (Joseph)
* 1865-02-1111.2.1865 Gainfarn/NÖ, † 1931-07-2121.7.1931 Wien. Musikpädagoge, Komponist, Instrumentalist. Erblindete bereits im ersten Lebensjahr. 1872–82 erhielt er seine schulische und musikalische Ausbildung (Klavier, Orgel, Violine, Blasinstrumente) am k. k. Blindeninstitut in Wien. Nebenbei erlernte er das Klavierstimmen. Nach seiner Schulzeit wirkte er als Klavierstimmer, gab in (Bad) Vöslau/NÖ Musikunterricht und gründete hier 1891 oder 1893 den MGV Frohsinn. Parallel dazu erhielt er Gesangsunterricht vom Ehepaar Löwe. Ab 1882 wirkte er als Solist (meist Violinist, aber auch Pianist) sowie Dirigent der Vöslauer Salon-Capelle an Konzerten im Bezirk Baden mit, die er teils selbst veranstaltete. Ab 1891 ist er zudem als Musiker in Wien fassbar; in Niederösterreich wirkte er ab nun vorwiegend bei Wohltätigkeitsveranstaltungen mit. Ab 1893 war er am Blindeninstitut Wien Lehrer für Musik, Klavier, Orgel, Streich- und Blasinstrumente sowie Klavierstimmen und Leiter des Zöglingsorchesters. Zumindest 1898–1930 wurden seine Kompositionen vereinzelt an Wiener Kirchen (v. a. Servitenkirche [Wien IX], aber auch Breitenfeld [Wien VIII], Rochuskirche [Wien III], Piaristenkirche [Wien VIII] und St. Augustin) aufgeführt. 1906 hielt er im Rahmen des Österreichischen Blindenlehrertags in Graz einen Vortrag über die Situation blinder Klavierstimmer in Österreich. Zumindest 1918–21 wurden seine Werke im Wiener Musikverein, 1920–49 zudem im Wiener Konzerthaus (1925–13 u. a. durch das Kammer- und Heitere Quartett des Wiener Schubertbundes) aufgeführt, 1923–28 wirkte er hier bei Konzerten mit (Klavier, Orgel, Violine). 1929 erschien bei Gramola eine Schallplatte u. a. mit einigen seiner Werke. 1930–37 wurden seine Kompositionen im Radio gespielt. Zu seinen Schülern zählte u. a. R. Jäckel. Widmungsträger seiner Werke sind der Wiener akademische Orchesterverein, das Kammerquartett des Schubertbundes und der Gesangverein österreichischer Eisenbahnbeamten. Zeitgenossen und Zeitgenossinnen bezeichneten ihn vielfach als Virtuosen, dessen Interpretationen technisch und dynamisch gekonnt und dessen Kompositionen als von einer alt-wienerischen Klangtradition mit fließender Melodik geprägt waren. Er galt im In- und Ausland als geschätzter Blindenpädagoge.
Ehrungen
Ehrenmitglied MGV Vöslau 1890.
Werke
Sinfonien; Suite f. großes Orch.; kleine Orchesterwerke (Alt-Wiener Stimmungsbild); Kammermusik (Quintett B-Dur f. Kl., Ob., Klar., Hr., Fg.); Quartette (Straußiana – Streifzug durch Operetten und Weisen Johann Strauß, Schubertiana – Perlen aus Franz Schuberts Kompositionen); Largo f. V.en, Kl., Harmonium; Sonate f. Hr. und Kl. Es-Dur; Klavierstücke (Scherzo caprice; Kleine Serenade); Chorwerke (Wr. Jahreszeiten, T: Rudolf Stürzer); Männerquartette (Rokoko, Die Annonce); Lieder; Messen (Missa in honorem Sanctae Mariae D-Dur); kleine Kirchenmusikwerke (Offertorium O salutaris hostia; Ave Maria f. Sopran-Solo); Festspiel Regenbogenleuchten (T: Mathilde Melkus).
Literatur
A. Fischer (Hg.), Die Musikstätten Österreichs In Arbeit 1928, 47; Badener Bezirks-Bl. 5.12.1882, 2, 26.8.1886, 2, 24.12.1887, 4, 4.1.1890, 4, 17.1.1891, 4, 17.2.1891, 2, 2.3.1893, 2; Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 6/1889, 46f; Österr. Musik- und Theaterztg. 12/1891, 7; Reichspost 31.7.1898, 7, 14.5.1921, 5, 2.6.1923, 6, 8.11.1925, 13; Grazer Volksbl. 17.8.1906, 3; Innsbrucker Nachrichten 21.5.1937, 8; Salzburger Volksbl. 17.3.1908, 7; Oesterr. Land-Ztg. 1.8.1908, 5; Wr. Ztg. 4.12.1910, 9; Dt. Volksbl. 28.6.1912, 4; Badener Ztg. 24.5.1913, 7; NFP 17.10.1918, 10; Die Zeit 28.1.1919, 1; Neues Wr. Journal 9.1.1919, 8; Neues Wr. Tagbl. 12.3.1921, 6, 17.10.1926, 15; Neues Wr. Abendbl. 16.5.1925, 2; Die Bühne 220/1929, 54f; Radio Wien 10.5.1929, 7; 27.6.1930, 30f, 30.8.1935, 10; Vorarlberger Volksbl. 27.1.1931, 5; Kleine Volks-Ztg. 28.7.1931, 8; Freie Stimmen 29.7.1931, 4; Taufbuch der Pfarre Gainfarn 1861–67, fol. 115; Sterbebuch der Pfarre St. Johann Nepomuk (Wien II) 1923–31, fol. 11; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; konzerthaus.at/datenbanksuche).

Autor*innen
Bettina Graf
Letzte inhaltliche Änderung
4.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Bettina Graf, Art. „Haindl, Josef (Joseph)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003dc965
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Radio Wien 11.5.1934, 4© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003dc965
GND
Haindl, Josef (Joseph): 1285478355
OBV
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