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Grünzweig Grünzweig Marie (ab 1877 G. von Eichensieg), Familie
Marie (Maria Juliana Regina; verh. Schneider, Schneider-G., Schneider v. G. auf Eichensieg): * 1866-04-088.4.1866 St. Pölten, † 1938-11-2020.11.1938 Wien. Klavierpädagogin, Pianistin. Tochter des Infanterie-Hauptmanns Franz Leopold G., der am 29.10.1877 samt seinen Nachkommen in den Adelsstand erhoben wurde, und seiner Frau Amalia, geb. Sommer. Schneider-G. war 1885–1887 am Konservatorium der GdM Schülerin von A. Door, im zweiten Jahr verfügte sie über einen Freiplatz als „Stiftling“ anlässlich der 25jährigen Regierung von Franz Joseph I.; Abschluss mit Diplom. Eine nicht datierbare Armverletzung in jungen Jahren dürfte eine künstlerische Karriere verunmöglicht und ihr Bestreben, pädagogisch zu wirken, bestärkt haben. 1888 gründete sie mit Rosa Lutz und Olga von Hueber den Verein der Musiklehrerinnen in Wien (ab 1934 Klub der Wiener Musikerinnen), der sich neben pädagogischen Belangen für die sozial-finanzielle Absicherung von privaten Musiklehrerinnen sowie deren Vermittlung an Schülerinnen einsetzte. Ab 1893 war sie für 35 Jahre Präsidentin dieses Vereins. In dieser Funktion richtete sie 1896 einen Pensionsfond ein und wirkte 1905 an der Eingliederung in den Bund Österreichischer Frauenvereine (BÖFV) sowie 1922 am Beitritt zur Krankenkasse Kollegialität mit. Über die rechtliche Situation von Musiklehrerinnen referierte sie ab 1907 beim BÖFV, im Rahmen der Österreichischen Musiklehrerschaft, beim ersten musikpädagogischen Kongress in Wien sowie beim ersten internationalen musikpädagogischen Kongress in Berlin. Sie wies wiederholt auf die Notwendigkeit festgelegter Monatshonorare inklusive deren Fortzahlung in den Ferien sowie eines Kündigungsschutzes hin. 1931 wurde beschlossen, auch unverheiratete Vereinsmitglieder mit „Frau“ anzusprechen, wie dies bereits bei Lehrerinnen an Wiener Schulen üblich war. Im Gründungskomitee des Österreichischen musikpädagogischen Verbandes war sie die einzige Frau. 1930 wurde sie zur Schriftführerin der Landesgruppe der Österreichischen Musiklehrerschaft gewählt. Von mindestens 1890 bis 1932 Solo- und Kammermusikauftritte bei Veranstaltungen des Vereins der Musiklehrerinnen in Wien und des Neuen Frauenklubs. G. war seit 1901 mit dem Bankbeamten Otto Schneider verheiratet, die Ehe wurde 1938 geschieden.
Ehrungen
Große silberne Medaille für Verdienste um die Republik Österreich 1929; Umbenennung der Vereinsstiftung des Vereins der Musiklehrerinnen in Wien in „M. Sch.-G.-Stiftung“ 1931; Prof.-Titel 1935.
Schriften
Die Musiklehrerin in Österr. Frauen-Rundschau 102 (1912).
Literatur
H. Oesterwitz in Die Österreicherin 2 (1929); Signale für die musikalische Welt 49 (1938), 671; NFP 15.10.1902, 8, 28.1.1903, 8, 14.12.1906, 13; Die Zeit 29.11.1906, 4, 28.12.1906, 6; Österr. Frauenrundschau 11 (1908), 2; Neues Wr. Tagbl. 25.9.1910, 78, 14.2.1912, 10; Wr. Ztg. 11.5.1929, 1; Neues Wr. Journal 16.1.1930, 9; Österr. Musik- und Theaterztg. 14 (1890), 6; Die Österreicherin 10 (1931), [2]; Das Wort der Frau 10.1.1932, 6; Kleine Volks-Ztg. 17.11.1936, 5; Taufbuch 1863–66 der Franziskaner-Pfarre St. Pölten, fol. 103; Trauungsbuch 1901 der Pfarre Lichtental (Wien IX), fol. 43; Mitt. Archiv MUniv. Wien (12/2020); S. Böck, frauen* in der musikpädagogik am beispiel wien (www.mdw.ac.at, 12/2020); https://fraueninbewegung.onb.ac.at (12/2020); Jahresberichte des Konservatoriums der GdM.


Ihre Nichte

Gertrude (verh. Burkhard): * 26.12.1888 Wien, † 2.8.1971 Wien. Komponistin, Klavierlehrerin, Bratschistin. Privaten Musikunterricht bei ihrer Tante M. Schneider-G. (Klavier), Kpm. Watzek (Violine; möglicherweise W. Wacek), Julie Trebic-Salter (Gesang), M. Dietz (Musikgeschichte) sowie R. Wickenhauser und F. Rebay (Harmonielehre). 1908 absolvierte sie die Staatsprüfung für Klavier, 1909 jene für Gesang. Ab 1924 für 34 Jahre im Vorstand des Vereins der Musiklehrerinnen tätig, zunächst als Bibliothekarin, 1927–35 als Vereinssekretärin und dann als erste Schriftführerin. Zumindest 1931 auch Ausführende bei einem von diesem Verein veranstalteten Konzert. Parallel dazu wirkte sie als Komponistin, Klavierlehrerin sowie Bratschistin im 1. Frauen-Symphonieorchester. Ab 1949 Tantiemenbezieherin der AKM. Aufführungen ihrer Werke bei Konzerten des Vereins der Musiklehrerinnen, zum 50. Jubiläum des Bundes Österreichischer Frauenvereine 1953 sowie wiederholt im Wiener Konzerthaus. Ihr Klavierquintett wurde als „ausgesprochen musikalisches“ Werk wahrgenommen.


Werke
Lieder mit Instrumentalbegleitung (Trübes Sinnen, Mädchenlied, Den Frühlingssängern), Kammermusik, Weltbürger-Marsch f. Orch., Ermunterung f. 4-stimmigen Chor a cappella.
Literatur
Marx/Haas 2001; G. Hauer, Der Club der Wr. Musikerinnen 2003, 201–212, 244; Dt. Volksbl. 27.3.1911, 5, 4.2.1912, 5; Neues Wr. Tagbl. 21.2.1931, 4.

Autor*innen
Bettina Graf
Letzte inhaltliche Änderung
29.6.2021
Empfohlene Zitierweise
Bettina Graf, Art. „Grünzweig (ab 1877 G. von Eichensieg), Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 29.6.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003c9b36
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
M. Grünzweig (Die Österreicherin 2 [1929], 8)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003c9b36
GND
Grünzweig Marie: 1237692458
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Grünzweig Gertrude: 1237693403
OBV
Weiterführende Literatur

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