Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Freimaurer
Bewegung, ursprünglich nur Männern vorbehalten, die sich nach den Ideen der Aufklärung (Humanität, Toleranz, Brüderlichkeit) richtet. Den Standesschranken des Ancien Régime setzten die F. hohe ethische und moralische Grundsätze als Zugangsbeschränkungen für den Beitritt in eine Loge entgegen. Ganz im Sinne der Aufklärung ist es das gemeinsame Ziel der Logenbrüder, den „Tempel der Humanität“ als neuen, nun ideellen Tempel Salomons aufzubauen (in diesem Punkt schöpft die F.ei aus der mittelalterlichen Kreuzzugs- und Templerbewegung, deren Ziel die Errichtung eines „Himmlischen Jerusalems“ war) – daher auch die Bezeichnungen (engl. freemason = künstlerisch arbeitender Steinmetz, engl. loges = Dombauhütten), die Symbolik (Mauererkelle und Zirkel) und eine Organisation, die aus einer idealisierten Form mittelalterlicher Steinmetz- und Baumeisterzünfte abgeleitet wurde. 1717 wurde in England die erste Großloge gegründet, 1725 entstanden die ersten Logen in Frankreich, die erste Logengründung in Österreich erfolgte 1742 in Wien (Zu den drei Kanonen). In der 2. Hälfte des 18. Jh.s wuchs die Zahl der Logen stark an, da die F.ei unter Adel, (hoher) Beamtenschaft, Handelsunternehmern und Künstlern zu einer Modeerscheinung wurde; 1784 hatte die Großloge von Österreich bereits 660 Mitglieder. Neben Wien entstanden in allen großen Städten Logen, einige einflussreiche Adelige (z. B. Erdödy) hatten in ihren Residenzen quasi „Privatlogen“. Die bedeutendste Loge und Zentrum der Aufklärung in Österreich war die Loge Zur wahren Eintracht unter I. v. Born, deren Mitglied auch J. Haydn war, W. A. Mozart gehörte hingegen der Loge Zur Wohltätigkeit an. Die Jakobinerprozesse 1794/95 in Wien beendeten für einige Zeit die F.ei in Österreich.

Die F.-Musik kann in zwei Bereiche geteilt werden: Musik für die Feiern und Zeremonien in den Logen (F.-Musik im engeren Sinn) bzw. Musik mit freimaurerischen Inhalten (F.-Musik im weiteren Sinn). Zu ersterer gehören Logengesänge, Tafellieder, Zeremonialmusik. Die Logengesänge waren einstimmige Lieder mit einfachen Melodien, für die anfangs Kontrafakturen verwendet wurden, mit Erstarken der F.-Bewegung eigene Kompositionen (ein solches Logenlied ist Laßt uns mit geschlungenen Händen, das als KV 623a lange Zeit fälschlich Mozart zugeschrieben wurde, jedoch wahrscheinlich von Franz Gerhard Wegeler stammt; die Melodie wird für die österreichische Bundeshymne der Zweiten Republik verwendet). Unter Born wurde Wert auf eine adäquate musikalische Gestaltung der Logenfeiern gelegt, wobei viele der damals entstandenen Werke nur aus zufälligen Erwähnungen in Quellen bekannt, leider aber nicht überliefert sind; als „spärlicher Rest“ können die Werke Mozarts mit F.bezug zur Illustration des Musiklebens in den Logen herangezogen werden: neben dem erwähnten Werk, das Maurer Gesellenlied (KV 468), Des Todes Werk (ohne KV), Vollbracht ist die Arbeit der Meister (ohne KV) und die Maurerische Trauermusik (KV 477 bzw. 479a) bzw. die Kantaten Die Maurerfreude (KV 471) und Laut verkünde unsre Freude (KV 623), die Kleine Freimaurer Kantate; charakteristisch bei f.ischen Instrumentalwerken ist die Verwendung der zeremoniellen Klopfzeichen. Diese Klopfzeichen sind auch in der Zauberflöte oder in den Jahreszeiten von J. Haydn, dessen Schluss deutlich mit f.ischen Symbolen arbeitet, zu finden; beide Werke sind F.-Musik im weiteren Sinn. Nicht zur F.-Musik werden von den F.n alle Parodien auf F.ei gezählt, die als Reaktion auf die F. v. a. in der 2. Hälfte des 18. Jh.s in großer Zahl entstanden; als eine der letzten Parodien auf die F. kann Cagliostro in Wien von J. Strauss Sohn (1875) angesehen werden.


Literatur
MGG 3 (1995); NGroveD 16 (2001); L. Abafi, Geschichte der F. in Österreich-Ungarn 1890–99; H.-J. Irmen (Hg.), Die Protokolle der Wiener F.loge „Zur wahren Eintracht“ (1781–85) 1994; P. Nettl, Mozart als F. und Mensch 1956; E. Nordmann, Die f.ischen Ideen der Zauberflöte 1993; K. Thomson, The Masonic Thread in Mozart 1977; R. J. V. Cotte, Musique et symbolisme 1988.

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Freimaurer“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cdfd
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001cdfd
ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag