Obwohl die Haydn-Melodie im August 1922 (mit dem Text „Deutschland, Deutschland über alles“) zur Hymne der Weimarer Republik (Deutschland) geworden war, wurde sie, mit einem Text von Ottokar Kernstock („Sei gesegnet ohne Ende“) versehen, am 13.12.1929 vom Ministerrat als „Österreichische Bundeshymne“ beschlossen (nach dem Anschluss 1938 brauchte man nur einen neuen Text zu lernen). Nach 1934 gewann daneben auch das sog. Dollfuß-Lied eine ähnliche Funktion. Da die Zweite Republik sich stärker von Deutschland absetzen sollte (Identität), veranstaltete die Bundesregierung 1946 zunächst ein Preisausschreiben für ein „Lied hymnischen Charakters, das den neuen österreichischen Bundesstaat und seine Menschen im In- und Ausland sowohl textlich als auch musikalisch würdig zu repräsentieren vermag“ (etwa 1800 Einsendungen). Sodann wurden 9 Dichterinnen und Dichter um einen Text zur Melodie des Schlusschors aus W. A. Mozarts „Bundeslied“ aus der Freimaurerkantate „Laut verkünde unsre Freude“ gebeten. Gekürt und am 25.2.1947 zur neuen B. erklärt wurde schließlich der Text „Land der Berge, Land am Strome“ von Paula v. Preradović (1887–1951). Weder Versuche, die Haydn-Hymne von Deutschland „zurückzuerhalten“, noch Zweifel an Mozarts Autorschaft für die Melodie haben bisher (2012) offizielle Folgen gezeitigt. Die Diskussionen hinsichtlich geschlechtsneutraler Modifizierung des Texts mündeten jedoch in einer Änderung an zwei Stellen, die seit 1. Jänner 2012 gilt: Anstatt „Heimat bist du großer Söhne“ in der ersten Strophe tritt „Heimat großer Töchter und Söhne“ und in der dritten Strophe werden die „Bruderchöre“ durch „Jubelchöre“ ersetzt.
F. Grasberger, Die Hymnen Österreichs 1968; MGÖ 3; Nationalhymnen. Texte und Melodien 21982; www.orf.at (11/2011).