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Erdödy Erdödy true (von Monyorókerék und Monoszló), Familie
Ungarische Adelsfamilie. 1459 durch Matthias Corvinus in den Adelsstand, 1511 in den ungarischen Freiherrenstand, 1565 in den Grafenstand erhoben. Stammsitz der Familie ist Eberau/Bl im Komitat Eisenburg (ehemals Monyorókerék), das neben Pressburg und Wien Zentrum der musikalischen Bestrebungen der Familie war. Da Mitglieder der Familie seit der Frühneuzeit wichtige ungarische (u. a. Erbobergespane des Varaždiner Komitats) bzw. kirchliche Ämter innehatten, sind sie immer wieder im Zusammenhang mit Hoffesten genannt und hatten aus Gründen der notwendigen Repräsentation selbst Musiker in ihren Diensten (Adelskapellen); v. a. im 18. und frühen 19. Jh. sind die E. als Musikmäzene hervorgetreten. Durch enge verwandtschaftliche Beziehungen mit der Familie Esterházy verbunden, kam es auch im Bereich von Kunst und Musik zu einem regen Austausch zwischen den Familien. Hervorzuheben sind:

Johann Nepomuk: * 9.2. oder 22.5.1723 (Ort?), † 15.4.1789 Pressburg. Adeliger, Mäzen. Ritter des Stephanus-Ordens, Obergespan (bis 1784) des Komitats sowie oberster Kapitän der Stadt und Burg Varaždin; verheiratet mit einer Gräfin Pálffy. Installierte in seinem Palais in Pressburg 1785 ein Opernhaus mit einer eigenen Truppe (10–11 Sänger, 17–20 Instrumentalisten), in dem er bis 1789 knapp über 50 deutschsprachige Singspiele und Opern zur Aufführung brachte. Leiter der Operntruppe, die mit den Musikkapellen von J. v. Batthyány und A. Grassalkovics von Gyarak im Austausch stand, war der Tenor H. Kumpf, Kapellmeister war anfangs J. Chudy, ab 1787 oder 1788 J. Panek. Nach dem Tod des Fürsten wurden die Truppe und das Orchester entlassen, die Partituren möglicherweise an Nikolaus II. Esterházy verkauft.

Sein weitschichtiger Verwandter (Neffe 4. Grades)

Ladislaus: * 20.5.1746 (Ort?), † 13.7.1786 Wien. Adeliger, Mäzen. Erbobergespan von Varaždin seit 1770 und ab 1777 auch Obergespan des Komitats Kreutz (Križevci/HR), war nicht nur einer der bedeutendsten Freimaurer Ungarns, sondern trat in mehrfacher Hinsicht als Musikmäzen auf: Er ist in den Subskriptionslisten zu drei Privatkonzerten W. A. Mozarts 1784 zu finden und förderte den jungen I. Pleyel, indem er ihm Unterricht bei J. Haydn und J. B. Vanhal (der selbst vom Grafen gefördert worden war) ermöglichte (Pleyels erstes Druckwerk 1783 ist ihm gewidmet). L. unterhielt (gesichert ab 1777) eine eigene Musikkapelle, die 1777–83 – zumindest formell – unter Pleyels Leitung gestanden haben könnte und der auch der Violinvirtuose N. Mestrino ab 1784 angehörte. Nach dem Tod von L. wurde dessen Musikkapelle entlassen und die Musikaliensammlung 1788 in Wien versteigert.

Dessen Bruder

Ludwig: * 17.2.1749 (Ort?), † 8.6.1794 (Ort?). Adeliger, Mäzen. Hatte in Eberau und in seinem neuadaptierten Schloss Kohfidisch/Bl spätestens ab 1777 eine eigene Musikkapelle, der neben J. Sperger, A. Mikus, St. Försch und M. Legrath u. a. der Geigenvirtuose M. Schlesinger angehörte. Dieser trat 1793 in die Dienste von

J. N.s Sohn

Joseph: * 21.4.1754 (Ort?), † 12.6.1824 Freistadtl/Ungarn (Hlohovec/SK). Adeliger, Mäzen. Obergespan des Komitats sowie oberster Kapitän der Stadt und Burg Varaždin, Obergespan des Komitats Nyitra (Nitra/SK), ungarischer Hofkanzler. J. beschäftigte anfangs eine kleine Musikkapelle, die er jedoch bis ca. 1812 auf ein Streichquartett (Schlesinger, Mikus, Johann Wostrowsky, Leopold Schwendtner [Vc.]) reduzierte; nach Schlesingers Tod 1818 wurde L. v. Blumenthal erster Kammervirtuose des Grafen. Musiker des Grafen wirkten bei der UA von L. v. Beethovens 7. Symphonie und Wellingtons Sieg bei Vittoria 1813 mit. J. ist der Widmungsträger der Streichquartette op. 76 von J. Haydn (E.-Quartette Hob. III:75–80, mit dem sog. Kaiserquartett). 1802 ließ er im Zuge des Umbaus der Burg Freistadtl aufgrund eines bevorstehenden Besuchs von K. Franz II. ein Theater errichten, das in der Folge aber v. a. adeligen Dilettantenvorstellungen gedient haben dürfte.

Die Frau von Ludwigs Neffen 2. Grades Peter (* 13.9.1771 [Ort?], † 17.3.1837 [Ort?]),

Anna Maria, geb. Gräfin Niczky (* 21.8.1778 Schloss Ligvánd [Šuševo]/Ungarn [Nebersdorf/Bl], † 17.3.1837 München/D), trat als große Förderin Beethovens hervor. Sie gewährte Beethoven öfter Quartier, lud ihn in ihr Landschloss in Jedlesee (heute Wien XXI) ein; Beethoven bezeichnete sie als seinen „Beichtvater“. Ihr sind die beiden Trios für Klavier, Violine und Violoncello op. 70, die beiden Sonaten für Klavier und Violoncello op. 102 und der Neujahrskanon Glück, Glück zum neuen Jahr WoO 176 (1819/20) gewidmet; der Klavierpart von op. 102 ist A. M. zugedacht, der Cellopart J. Linke, der sich im Dienst der E.s. befand (op. 70 wurde von Beethoven mit I. Schuppanzigh und Linke im Haus der Gräfin uraufgeführt).

Peters Neffe 2. Grades

Franz (* 7.5.1772 [Ort?], † 28.5.1815 Wieden [Wien IV]) ist unter den Subskribenten eines Konzertes im Augarten in Wien zu finden, bei dem am 24.5.1803 Beethovens Kreutzersonate uraufgeführt wurde. Dessen Tante Maria Theresia (* 23.11.1745 Wien, † 1.5.1782 Wien) ehelichte 1763 A. v. Esterházy.


Literatur
H. Seifert in StMw 44 (1995); H. Seifert in HaydnJb 10 (1978); G. Staud, Adelstheater in Ungarn 1977; I. R. v. Schönfeld,Adels-Schematismus des österr. Kaiserstaates 1 (1824); Czeike 2 (1993); Wurzbach 4 (1858); Hoboken 1957–78; K. Dorfmüller et al., Ludwig van Beethoven. Thematisch-bibliographisches WV 2014, Bd. 1, 389f; Fs. anläßlich des zehnjährigen Bestandes des „Vereines der Freunde der Beethoven-Gedenkstätte in Floridsdorf“ 1981, v. a. 24; Kinsky-Halm 1955; C. Raab in H. v. Loesch/C. Raab (Hg.), Das Beethoven-Lex. 2008; K. M. Kopitz/R. Cadenbach (Hg.), Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebüchern, Briefen, Gedichten und Erinnerungen 2009; A. Ehrentraud, Ignaz Joseph Pleyel – von Ruppersthal in die Welt 2007; MGÖ 2 (1995); Wr. Ztg. 22.4.1789, 2.6.1815, 21.6.1824; www.angelfire.com (6/2014); http://geneagraphie.com/ (6/2014).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
23.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher/Christian Fastl, Art. „Erdödy (von Monyorókerék und Monoszló), Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 23.11.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001ccc4
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN

DOI
10.1553/0x0001ccc4
GND
Erdödy Johann Nepomuk: 1037099079
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Erdödy Ladislaus: 139162070
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Erdödy Ludwig: 103710255X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Erdödy Joseph: 141058226
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Erdödy Anna Maria: 137543662
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Erdödy Franz: 1037103025
OBV
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