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BianchiBianchitrue (eig. Schwarz; B.-Pollini), Bianca (eig. Berta)
* 1855-01-2828.1.1855 Heidelberg/D, † 1947-02-1616.2.1947 Salzburg. Sängerin (Koloratursopran). Soll Tochter eines Schauspieler-Ehepaars gewesen sein, wobei der Vater früh verstarb. Sie trat bereits jung in Kinderrollen am Hoftheater in Mannheim/D auf, wo sie ersten Klavier- und Gesangunterricht vom Kammermusiker Franz? Wilczek und A. Jäger-Wilczek erhielt. Nach dem Wunsch der Mutter, angeblich Natalia Schwarz, hätte sie Pianistin werden sollen. Trotzdem begann sie eine Gesangkarriere, zunächst als Choristin am Hoftheater zu Karlsruhe/D. Nach kleineren Schauspiel- und Soubrettenrollen, gab sie hier im November 1871 ihr eigentliches Debüt und wurde ins Ensemble engagiert; 1872 Auftritt in einer Akademie in Mannheim. Am 3.7.1873 schloss sie, bzw. ihre Mutter für sie, einen Vertrag mit dem Impresario Bernhard Pollini (Baruch Pohl; * 16.12.1838 Köln/D, † 26.11.1897 Hamburg/D), der sie auf seine Kosten in Paris ausbilden ließ. Im Gegenzug verpflichtete sie sich, 5–10 Jahre ausschließlich bei ihm zu singen. Die Überlieferung, H. v. Bülow habe sie in F. Liszts Die Legende von der heiligen Elisabeth gehört, und sie ermutigt, den Vertrag zu unterzeichnen, dürfte auf einer Verwechslung beruhen (tatsächlich sang in der von Bülow dirigierten Aufführung des Oratoriums 1873 die gleichzeitig in Karlsruhe engagierte Sängerin Johanna Schwartz). Nach einer Ausbildung bei Pauline Viardot García in Paris sang sie ab 1874, nun als B. B., in St. Petersburg/RUS und Moskau. Danach war sie längere Zeit in London erfolgreich, von wo sie 1876, beim Erreichen der Großjährigkeit, schriftlich den Vertrag mit B. Pollini kündigte bzw. als nicht mehr rechtsverbindlich ansah. Eine folgende Strafzahlungsklage samt Gerichtsverhandlung wurde 1878 zugunsten von B. entschieden. 1876–80 war B. wiederum in Karlsruhe engagiert, gab aber in dieser Zeit Gastspiele in Venedig (1877) und an der Wiener Hofoper (1878/79), wo sie 1880–87 Ensemblemitglied war (unterbrochen durch einen dreimonatigen Gastspielvertrag in Karlsruhe). 1883 schrieb Joh. Strauss (Sohn) den Frühlingsstimmen-Walzer für sie, den sie am 1.3.1883 uraufführte. 1887 bot B. Pollini ihr einen Vertrag für eine Amerika-Tournee an, den sie jedoch nicht unterzeichnete. Stattdessen gab sie in den folgenden Jahren Gastspiele in Salzburg, Brünn, Prag, Lemberg, Graz (Konzert gemeinsam mit W. Kienzl), an deutschen Bühnen, in Russland, Rumänien, Warschau und Budapest, wo sie schließlich 1889–95 an der Hofoper engagiert war. Weiterhin Gastspiele und Konzertauftritte in Salzburg (Mozartfeier 1891), Agram, Wien (Mitwirkung bei einem Konzert zugunsten des Kirchenmusikvereins an der Votivkirche 1893), Karlsruhe, Mannheim und München (hier 1895–98 Ensemblemitglied am Hoftheater). Am 30.6.1897 heiratete B. in München B. Pollini in dessen zweiter Ehe, fünf Monate vor dessen Tod. 1898–1901 gehörte sie dem Stadtheater Hamburg an, immer wieder gab sie Gastspiele in Budapest, wo sie mit großem Erfolg in ungarischen Opern sang. Ab 1901 lebte sie in Salzburg und sang hier bis 1915 noch vereinzelt in Konzerten und liturgischen Aufführungen. Ab 1913 war sie zudem Präsidentin des Salzburger Damensingvereines „Hummel“ (J. F. Hummel). 1902–14 unterrichtete B. an der Akad. der Tonkunst in München, 1914–28 am Salzburger Mozarteum. Zu ihren Schülerinnen zählten Nelly Gabos, M. Speidel, Hedwig Jaroljmek, Jenny v. Paumgartten, Maria Ferenczy, Else Wühler (ab 1916 an der Volksoper Wien, 1917/18 am Hoftheater in Darmstadt/D), Senta Erd, Herma Schirmer, Leonie Kabella, Heinrich Kroupa, Alois Triendl, Anne Dann, Margit v. Cholnoky, Ilonka Holndonner, Luise Paichl (ab 1923 am Stadttheater Kaiserslautern/D), Hilde Demichiel (ab 1928 an der Münchener Musikbühne), Anna Helliger, Lisl Oberhauser und M. Keldorfer. B. hinterließ bei ihrem Tod einen Sohn, Carl Schwarz. Die Überlieferung, sie wäre in erster Ehe mit dem Kölner Theaterintendanten Julius Hofmann (1840–1910) verheiratet gewesen, beruht auf einer Namensverwechslung.
Ehrungen
Großherzogliche Badische Kammersängerin; k. k. Kammersängerin 1880; Bayerische Ludwigsmedaille f. Wissenschaft und Kunst 1910; Prof.-Titel 1925; Silberne Mozart-Medaille der Stiftung Mozarteum 1925; Bürgerrecht der Stadt Salzburg 1925; Silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um die Republik Österreich 1928; Österr. Ehrenkreuz f. Kunst und Wissenschaft 1935; Großherzoglich Badische Medaille f. Kunst und Wissenschaft; Ehrenmitglied der Stiftung Mozarteum.
Literatur
K-R 2003; Kosch 3 (1992) [Pollini]; Czeike 1 (1992); Eisenberg 1903; A. Ehrlich (Hg.), Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart 1895; G. E. Schmidt, Ehrenzeichen und Orden im Österreich der Zwischenkriegszeit 1918–1938, 1994; Musikalisches Wochenbl. 6.12.1872, 791, 2.5.1873, 274, 25.5.1893, 325; Revue Musicale 20.9.1874, 303; Signale f. die musikalische Welt 36 (1878), 379, 761, 981, 1143, 39 (1881), 201, 45 (1887), 343, 46 (1888), 67, 106, 457, 586, 47 (1889), 25, 117, 146, 49 (1891), 265, 50 (1892), 67, 51 (1893), 419, 474, 504, 519, 838, 52 (1894), 548, 53 (1895), 310, 455, 902, 54 (1896), 679, 55 (1897), 312, 533, 929f, 56 (1898), 152, 456, 916, 998, 58 (1900), 107; Die Presse 14.12.1878, 8; Illustrirtes Wr. Extrabl. 16.12.1878, 1; Montags-Revue 16.12.1878, 5; Morgen-Post 10.2.1879, 3; Wr. Ztg. 18.10.1880, 3, 1.3.1883, 8; Wr. Allgemeine Ztg. 18.5.1882, 8, 8.2.1883, Abendbl., 2, 28.2.1883, 6, 8.3.1887, 6, 20.3.1887, 7; Neue Zs. f. Musik 30.6.1882, 294, 27.2.1889, 106; NFP 17.2.1883, 7, 1.12.1887, 6, 27.1.1888, 6, 2.3.1910, Abendbl., 1; Neues Wr. Tagbl. 10.3.1883, 4, 1.3.1887, 6, 5.12.1897, 5; Salzburger Chronik 4.8.1887, 4, 21.4.1902, 3, 16.7.1914, 6, 22.12.1914, 5, 12.7.1918, 4, 4.7.1928, 5, 29.1.1935, 8; Dt. Kunst- und Musik-Ztg. 4.2.1888, 26, 1.5.1891, 132, 20.8.1891, 216, 1.4.1897, 93; Ostdt. Rundschau 3.1.1896, 8; Die Lyra 15.5.1897, 5; Prager Tagbl. 20.5.1897, 5, 1.7.1897, 11; Innsbrucker Nachrichten 2.7.1897, 5, 30.11.1897, 2; Sport & Salon 26.10.1901, 21, 7.12.1901, 19; [Linzer] Tages-Post 6.7.1902, 8, 20.10.1916, 6, 30.1.1925, 8; Salzburger Volksbl. 14.8.1903, 3, 8.1.1910, 6, 19.11.1913, 7, 24.11.1914, 7, 17.3.1915, 8, 3.7.1916, 6, 24.6.1918, 4, 28.1.1925, 3, 14.1.1928, 8, 28.1.1935, 5f, 16.5.1935, 6; Neues Wr. Journal 15.11.1908, 7, 30.9.1928, 23, 9.10.1928, 3; Salzburger Wacht 1.9.1914, 8, 28.11.1914, 4, 13.8.1915, 3, 7.5.1923, 6; Zs. f. Musik 92 (1925), 178; St. Pöltner Ztg. 5.7.1928, 5; Salzburger Volksztg. 26.1.1946, 2, 18.2.1947, 4; Salzburger Nachrichten 28.1.1946, 4, 18.2.1947, 4, 25.2.1947, 3; dt. Bühnenalmanache und -jahrbücher.

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
19.1.2023
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Bianchi (eig. Schwarz; B.-Pollini), Bianca (eig. Berta)“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 19.1.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f880
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Illustrirtes Wr. Extrabl. 16.12.1878, [1] © ANNO/ÖNB
Dt. Kunst- & Musik-Ztg. 1.1.1880, [1]© ANNO/ÖNB
R. Wittmann (Hg.), Unsere Kunst in Wort und Bild [um 1890], 15

DOI
10.1553/0x0001f880
GND
Bianchi(eig. Schwarz; B.-Pollini), Bianca (eig. Berta): 11617062X
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