Totenlied
Lied, das beim Tod eines Menschen anlässlich der häuslichen Totenwache von Verwandten, Bekannten und Nachbarn gesungen wird. Bezeichnungen für die Totenwache sind „Wachten“, „Wachen“, „Nachtwachten“, „Leichhiatn“ (= Leichhüten), weshalb die dabei verwendeten Lieder auch „Wachtlieder“, „Wachlieder“, „Nachtwachterlieder“, „Leichhiaterliader“ genannt werden. Vielerorts ist die häusliche Totenwache mit dem Bau von Aufbahrungshallen abgekommen, wodurch auch die T.er weitgehend funktionslos geworden und verschwunden sind, doch wird etwa im Katschtal/K die in die Aufbahrungshalle verlegte Totenwache nach wie vor mit den überlieferten T.ern gestaltet. Die T.er werden entweder von allen Anwesenden gemeinsam gesungen oder von in diesem Genre besonders kundigen Personen, meist Frauen, vorgetragen. Die Aufführungspraxis ist häufig zweistimmig. Zu den eigentlichen T.ern gehören Abschiedslieder, auch Beurlaubungslieder genannt, Totentanzlieder, erzählende, belehrende und betrachtende Lieder zu Tod und Sterben, sowie Armenseelenlieder, doch werden bei der Totenwache auch andere geistliche und durchaus auch weltliche Lieder gesungen, etwa Lieblingslieder des Verstorbenen oder Lieder, die gerade in die Zeit passen, wie z. B. Weihnachtslieder. Eine Besonderheit stellen die Beurlaubungslieder dar, die dem Toten in den Mund gelegt sind und den Abschied von der Familie, den Verwandten und Bekannten beinhalten („Jetzt muss ich aus mein Haus, meine Hauswirtschaft ist aus...“). Die Melodien der T.er werden mündlich überliefert, während die Texte oft von den Sängern in eigenen Liederhandschriften gesammelt wurden. Viele Texte gehen auf Flugblattdrucke des 18. und 19. Jh.s zurück.
Literatur
K. Beitl in JbÖVw 19 (1970); H. Huber, Totenbrauchtum in Niederösterreich. Häusliche Leichenwache in der alpinen Zone. Erscheinungsformen des 20. Jh.s 1981; H. Huber, Gebet- u. Liedgut um Tod u. Begräbnis aus Niederösterreich. Mit einem Beitrag von W. Deutsch 1981; H. Husenbeth in Hb. des Volksliedes 1973 [Toten-, Begräbnis- u. Armeseellied]; K. M. Klier, Das Totenwacht-Singen im Burgenland 1956; K. M. Klier in Burgenländische Heimatbll. 25 (1963); R. Lach, Eine Tiroler Lieder-Hs. aus dem 18. Jh. 1923; F. Merschl, 27 Lieder zur Totenwache in der Pfarre Kirchschlag in der Buckligen Welt 1960; B. Petrei in JbÖVw 14 (1965); H. Pleschberger in G. Haid (Hg.), Kärnten u. seine Nachbarn 2000; R. Schwärzer in JbÖVw 53/54 (2004/05); H. Thiel in Jb. f. Volksliedforschung 26 (1981); E. Sieder, Das Hungerloch. Ein Blick auf Küche u. Kultur in Mariensee u. St. Peter am Wechsel 2002 [mit CD].
K. Beitl in JbÖVw 19 (1970); H. Huber, Totenbrauchtum in Niederösterreich. Häusliche Leichenwache in der alpinen Zone. Erscheinungsformen des 20. Jh.s 1981; H. Huber, Gebet- u. Liedgut um Tod u. Begräbnis aus Niederösterreich. Mit einem Beitrag von W. Deutsch 1981; H. Husenbeth in Hb. des Volksliedes 1973 [Toten-, Begräbnis- u. Armeseellied]; K. M. Klier, Das Totenwacht-Singen im Burgenland 1956; K. M. Klier in Burgenländische Heimatbll. 25 (1963); R. Lach, Eine Tiroler Lieder-Hs. aus dem 18. Jh. 1923; F. Merschl, 27 Lieder zur Totenwache in der Pfarre Kirchschlag in der Buckligen Welt 1960; B. Petrei in JbÖVw 14 (1965); H. Pleschberger in G. Haid (Hg.), Kärnten u. seine Nachbarn 2000; R. Schwärzer in JbÖVw 53/54 (2004/05); H. Thiel in Jb. f. Volksliedforschung 26 (1981); E. Sieder, Das Hungerloch. Ein Blick auf Küche u. Kultur in Mariensee u. St. Peter am Wechsel 2002 [mit CD].
Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid,
Art. „Totenlied“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2006, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0010f0bd
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