Schlager, volkstümlicher
Spielrichtung der
volkstümlichen Musik, die seit dem Ende der 1980er Jahre sehr populär wurde (
Schlager). Zum großen Erfolg trugen die Medien, insbesondere der
Grand Prix der Volksmusik bei. Als Paradebeispiel der Verschmelzung von volkstümlicher Musik und Schlager, als beachtlicher Verkaufshit und als Auslöser für den Aufschwung des
v.n Sch.s kann der bayrische Siegertitel
Patrona Bavariae (interpretiert vom
Original Naabtal Duo) aus dem Jahre 1988 genannt werden. Die nachträgliche Begriffsbildung
v. Sch. erfolgte primär aus kommerziellen Gründen, denn man sprach damit mehrere Käuferschichten an. Eine eindeutige Definition ist schwierig vorzunehmen, zumal die Grenzen zum Schlager fließend verlaufen. Der
v. Sch. orientiert sich in Produktion und Liedaufbau am
Sch., bewahrt aber volkstümliche Elemente. Zu den akustischen Merkmalen gehört ein volkstümliches Arrangement, d. h., es erklingen für
Volksmusik bzw. volkstümliche Musik stehende Instrumente, wie z. B. das Akkordeon oder die Trompete. Als neuer Sound und somit modern wurde zunächst – heute (2005) im volkstümlichen Bereich fix etabliert – die Kombination dieser traditionellen Instrumente mit (elektronischem) Schlagzeug und Synthesizerklängen empfunden.
Volksverbundenheit erzielt man mit Anklängen an den Dialekt, wobei dieser zwecks einer überregionalen Verkaufsstrategie nicht überhand nehmen darf. Obwohl es auch volkstümliche Sch. im instrumentalen Bereich gibt, dominiert der vokale. Die Texte sollen den „einfachen Mann von der Straße“ ansprechen und spiegeln sehr oft So a Stückerl heile Welt (Titel eines volkstümlichen Sch.s der deutschen Interpretin Stefanie Hertel) wider. Neben gängigen Inhalten wie Liebe, allgemeine Lebensweisheiten (Lebenshilfe, Trost und Rat), rührende Episoden aus dem Alltag, Glück, Herzlichkeit, Gemütlichkeit und die idyllische Kindheit (häufig von Kinderstars interpretiert), dominieren natur- und heimatbezogene Themen (die Berge in ihrer Schönheit, die geliebte Heimat bzw. das Heimweh). Zur visuellen Inszenierung der volkstümlichen Musik und somit auch des v.n Sch.s gehört die Trachten-ähnliche Kleidung oder die regional traditionelle Tracht der Interpreten und das Auftreten vor Naturkulissen oder in der Landschaft. Heute nimmt der v. Sch. einen großen Teil innerhalb der volkstümlichen Musik ein. Wenige Interpreten kann man eindeutig nur dem v.n Sch. zuordnen, die meisten bewegen sich zwischen den verschiedenen Musikrichtungen.
Ch. Glanz in MGÖChristian Glanz, Popularmusik, in: Rudolf Flotzinger (Hg.)/Gernot Gruber (Hg.), Musikgeschichte Österreichs 3. Wien–Köln–Weimar 1995. 3 (1995); Beiträge v. M. v. SchönebeckMechthild von Schoenebeck, „Wenn die Heidschnucken sich in die Äuglein gucken…“. Politische Inhalte des volkstümlichen Schlagers, in: Helmut Rösing (Hg.), Musik der Skinheads und ein Gegenpart: Die „Heile Welt“ der volkstümlichen Musik (Beiträge zur Popularmusikforschung 13). Baden-Baden 1994, 6–24. u. H.-W. HeisterHanns-Werner Heister, „Volkstümliche Musik" zwischen Kommerz, Brauchtum und Politik, in: Helmut Rösing (Hg.), Musik der Skinheads und ein Gegenpart: Die „Heile Welt“ der volkstümlichen Musik (Beiträge zur Popularmusikforschung 13). Baden-Baden 1994, 25–45. in H. Rösing (Hg.), Musik der Skinheads und ein Gegenpart: Die „Heile Welt“ der volkstümlichen Musik 1994.
15.5.2005
Sonja Oswald,
Art. „Schlager, volkstümlicher“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2005, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e0e8
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