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Küchenlied
Im Volk gesungenes Lied sentimentalen Charakters, das von schaurigen Geschichten, von Verbrechen und unglücklicher Liebe erzählt, vorwiegend aus der Perspektive der Frau. K.er gelten als kitschig und werden von einer am „echten“ Volkslied interessierten Forschung abgelehnt; erst eine mehr kulturhistorisch orientierte Forschung hat sie wahrgenommen. Im populärwissenschaftlichen Bereich ist K. ein Ausdruck für sentimentale Lieder des 19. und frühen 20. Jh.s, deren Pflege man allem Anschein nach vorzugsweise dem Küchenpersonal jener Periode zutraut. Tatsächlich ist gut vorstellbar, dass sich Bänkellieder und Moritaten, die von professionellen Schaustellern auf Jahrmärkten und bei anderen Gelegenheiten durch Aufführungen, Bilder und Drucke vorgestellt wurden, aufgrund solcher Anregungen unter dem weiblichen Dienstpersonal weiter verbreitet haben. Während der Begriff K. nie im Sinne einer wissenschaftlichen Gattungsbezeichnung verwendet wird (so kommt er z. B. in Pulikowskis Geschichte des Begriffes Volkslied nicht vor), dient er heute gern als Aushängeschild für nostalgisch-retrospektive Liedersammlungen. Eine 1994 im Schott-Verlag erschienene K.er-Sammlung für Keyboard zeigt die Aktualität dieses Genres im Laiengesang. Darin – und in anderen populären Sammlungen – enthaltene Lieder wie In des Gartens dunkler Laube, Mariechen saß weinend im Garten oder Wer das Scheiden hat erfunden u. v. a. sind auch bei volksmusikalischen Feldforschungen in Österreich häufig anzutreffen, und zwar fast ausschließlich im Frauenrepertoire.
Tondokumente
TD: CD Kaiser- und K.er 1989 (Preiser records).
Literatur
L. Röhrich, Vorwort in Hb. des Volksliedes 1 (1973); L. Petzoldt, Die freudlose Muse. Texte, Lieder und Bilder zum historischen Bänkelsang 1978; H. Goertz, Lieder aus der Küche [o. J.]; H. Goertz, Mariechen saß weinend im Garten. 171 Lieder aus der Küche [o. J.]; O. Holzapfel, Lex. folkloristischer Begriffe und Theorien 1996; St. Boarder (Hg.), K. 16 neue Arrangements 1994.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Küchenlied“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d654
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.