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Cahier, Cahier, true Sarah (Mme. Charles Cahier, geb. Sarah Jane Layton Walker)
* --8.1.1870 Nashville, Tennessee/USA, † --15.4.1951 Manhattan Beach, CA/USA. Sängerin (Alt, Mezzosopran), Musikpädagogin. C. erhielt ihre erste musikalische Ausbildung in Indianapolis, Indiana/USA bei Alexander Ernestinoff und wirkte zunächst als Oratorien- und Konzertsängerin in den USA, Frankreich und Italien. Sie nahm weiteren Unterricht bei Jean de Reszke, Victor Capoul und Fidèle König in Paris sowie bei A. Joachim in Berlin. 1904 debütierte C. am Opernhaus in Nizza/F und gastierte an der Berliner Hofoper (1905). G. Mahler engagierte sie für drei Gastspiele an die Wiener Hofoper, wo sie am 5.3.1907 in Le Prophète debütierte und daraufhin einen Fünf-Jahres-Vertrag erhielt. Hier sang C. u. a. in Carmen, Aida, Das Rheingold, Lohengrin, Samson et Dalila, Pique Dame und Siegfried und avancierte in dieser Zeit zu einer der weltweit profiliertesten Altistinnen. Neben ihrem Engagement konzertierte sie häufig in ganz Europa und den USA und trat in Wien mit Liederabenden auch vermehrt im Konzertsaal auf. Sie widmete sich dabei außerdem dem barocken Repertoire, sang v. a. J. S. Bach (Matthäuspassion, Johannespassion, Kantaten) und trat in historischen Konzerten u. a. mit Wanda Landowska und dem Rosé-Quartett auf. 1907 gründete sie außerdem die Anglo-American Society in Vienna zur Förderung des kulturellen Austausches. Mitglieder waren u. a. R. Fischhof, A. Grünfeld und Th. Leschetizky. 1911 verließ C. Wien, da sie verstärkt international tätig sein wollte und nahm in der Folge ausschließlich Gastspiele an. 1913 und 1920 sang sie wieder einige Aufführungen an der Volksoper Wien. C. arbeitete besonders häufig mit B. Walter zusammen, der sie auch für die posthume UA von Mahlers Das Lied von der Erde (München 20.11.1911) engagierte. Bis auf wenige Ausnahmen sang sie bis Ende der 1920er Jahre fast alle Aufführungen des Werkes (mehr als 70), darunter die österreichische EA am 19.3.1912 in Graz unter J. v. Weis-Ostborn, die US-amerikanische EA 1922 in New York unter A. Bodanzky sowie weitere Aufführungen in ganz Europa (u. a. beim Mahler-Fest in Amsterdam 1920) und den USA, unter Oskar Fried, Willem Mengelberg, F. Schalk, C. Schuricht u. v. m. C. trat früh für Mahlers Werke ein und sang vor allem dessen Lieder (zwei Liederabende in Wien 1911/12 mit B. Walter am Klavier) sowie die Sinfonien Nr. 2 und Nr. 8. Ab 1912 hatte C. ihren Lebensmittelpunkt in München, wo sie im gleichen Jahr Carmen mit Enrico Caruso sang. Sie ging jedoch weiterhin häufig auf Konzertreisen und trat unter Dirigenten wie Edvard Grieg, A. Zemlinsky und R. Strauss auf. In erster Ehe war C. mit Morris Black verheiratet. 1905 heiratete sie den schwedischen Rittergutsbesitzer Charles Cahier (Trennung 1933) und trat in der Folge unter dem Namen „Mme. Charles Cahier“ in Erscheinung. Den Ersten Weltkrieg verbrachte sie auf ihrem Schloss Helgerum bei Skaftet/S und erhielt auch die schwedische Staatsbürgerschaft. In dieser Zeit sang sie hauptsächlich an der Oper in Stockholm. Nach dem Krieg setzte sie ihre internationale Karriere fort und unternahm zahlreiche Tourneen, konzentrierte sich jedoch noch stärker aufs Unterrichten. Bereits in Wien hatte sie ab 1909 eine Meisterklasse am Neuen Wiener Konservatorium (Musiklehranstalten Wien) geleitet, später unterrichtete sie in Nösund/S, Salzburg sowie am Curtis Institute in Philadelphia/USA und gab 1928 Meisterkurse in Paris und London. 1933 übersiedelte sie wieder nach Wien, wo sie einige Liederabende im Konzerthaus und im Musikverein gab (u. a. unter A. Zemlinsky, C. Krauss) und eine Meisterklasse an der Wiener MAkad. leitete. Zu ihren Schülern zählten u. a. Göta Ljungberg, Marian Anderson und R. Anday. Lauritz Melchior wechselte aufgrund ihres Rates vom Bariton zum Heldentenor. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging sie zurück in die USA.
Ehrungen
Große Medaille f. Wissenschaft u. Kunst „Ingenio et arti“ vom Kg. v. Dänemark 1909; Palme d’officier d’Académie von der frz. Regierung 1910; Orden für Kunst u. Wissenschaft des Großhzg. v. Hessen 1911; Kgl. bayrische Kammersängerin 1915; Goldene Medaille für Wissenschaft u. Kunst „Litteris et Artibus“ vom Kg. v. Schweden 1917; Ehrenkreuz mit Kriegsdekoration 1. Klasse 1918; Finnischer Orden der Weißen Rose 1920; Lippische Rose 1. Klasse mit der Krone 1925.
Werke
Wenige Schallplattenaufnahmen, u. a. G. Mahler: Sinfonie Nr. 2, 4. Satz Urlicht, Rückert-Lieder Nr. 5: Ich bin der Welt abhanden gekommen (1930, Ultraphon, mit dem Orchester der Staatsoper Berlin; Leitung: Selmar Meyrowitz); Auszüge aus Georges Bizet: Carmen (1907, G&T); G. Meyerbeer: Ah! mon fils aus Le Prophète (EMI, Stockholm, 20.9.1928); weitere Lieder von J. Sibelius, E. Grieg.
Literatur
K-R 2004; NGroveD 5 (2001); Deutschlands, Österreich-Ungarns u. der Schweiz Musiker in Wort u. Bild 1 (1909/10); F. Jansa (Hg.), Dt. Tonkünstler u. Musiker in Wort u. Bild ²1911; Müller-Asow 1929; Sport & Salon 13.5.1905, 11, 27.7.1907, 11, 23.10.1909, 10, 3.12.1910, 10, 4.3.1911, 16, 29.7.1911, 11, 16.12.1911, 11f, 27.9.1913, 8; Dt. Volksbl. 23.2.1907, 3; NFP 6.3.1907, 11, 6.6.1910, 7; Teplitz-Schönauer Anzeiger 23.3.1907, 12; Neues Wr. Tagbl. 9.5.1907, 9, 25.8.1907, 8, 3.1.1908, 9, 16.6.1909, 14, 21.2.1912, 15, 30.11.1913, 77; Wr. Salonbl. 29.6.1907, 17; Neues Wr. Journal 20.3.1908, 7, 8.10.1911, 2f, 26.10.1911, 8f, 29.3.1912, 21, 14.3.1920, 18, 17.9.1933, 28, 3.10.1933, 11; Grazer Tagbl. 16.10.1908, 8, 9.3.1912, 13; Pester Lloyd 14.2.1909, 12, 8.12.1909, 10; Das Vaterland 1.5.1909, 12; Musikalisches Wochenbl. 25.11.1909, 506; Das interessante Bl. 20.7.1911, 19; Die Zeit 11.8.1911, 3, 8.9.1911, 3, 21.3.1912, 4; Grazer Volksbl. 22.11.1911, 14; Der Merker H. 21 (1912), 832; Prager Abendbl. 8.2.1912, 5; Fremden-Bl. 23.1.1915, 1; Signale f. die musikalische Welt H. 37 (1917), 599, H. 17 (1918), 354, H. 22 (1920), 582, H. 4 (1921), 69, H. 27 (1927), 1018; Neue Kino-Rundschau 28.2.1920, 12; Der Tag 17.8.1925, 4; Die Stunde 25.9.1928, 6; NZfM 1933, 1174; https://de.wikipedia.org/wiki/Mme._Charles_Cahier (3/2022); eigene Recherchen (https://www.konzerthaus.at/datenbanksuche; https://archiv.wiener-staatsoper.at/; https://www.musikverein.at/konzertarchiv; www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
25.8.2022
Empfohlene Zitierweise
Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Cahier, Sarah (Mme. Charles Cahier, geb. Sarah Jane Layton Walker)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.8.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003da52c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Rollenporträt als Carmen in G. Bizets gleichnamiger Oper. Theatermuseum Wien© KHM-Museumsverband, CC BY-NC-SA 4.0
Sport & Salon 29.4.1911, 9© ANNO/ÖNB
Signale für die musikalische Welt 34 (1920), [821]© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003da52c
GND
Cahier, Sarah (Mme. Charles Cahier, geb. Sarah Jane Layton Walker): 134817826
OBV
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