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Xaenorphica (versch. Schreibweisen)
Von C. L. Röllig, Offizial der k. k. Hofbibliothek in Wien, so genanntes Bogenklavier, „ein musikalisches Geigenbogen-Instrument mit einer Klaviatur“ (s. Abb.). Im Journal des Luxus und der Moden vom Februar 1801 gab er – nach ausführlichen Erläuterungen der bisherigen Konstruktionen auf diesem Gebiet – eine genaue Beschreibung seiner Erfindung. Es wurde nach seinen Angaben vom Wiener Klavierbauer Ma. Müller d. Ä. angefertigt. Das Instrument hatte einen Tonumfang von C–f’’’ und für jeden Ton einen eigenen Geigenbogen. Durch Niederdrücken einer Taste wurde der entsprechende Bogen an die zugehörige Saite herangeführt. Die Bewegung der Bögen wurde mit einem Pedal bewirkt. Der äußeren Form nach bestand die X. aus einem Tisch mit Klaviatur auf der einen und einer quer stehenden Harfe auf der anderen Seite, die von dem tischartigen Kasten mit den darin befindlichen Bögen umschlossen wurde. Da Röllig in seiner Schrift Unzulänglichkeiten des Bogenflügels von Karl Andreas v. Mayer zu Knonow (1744–97) in Görlitz/Schlesien (D) angemerkt hatte, entspann sich über die Zweckmäßigkeit seiner Konstruktion ein Disput, der in der Allgemeinen musikalische Zeitung 1801 ausgetragen wurde. Im Nekrolog wurde Röllig nochmals „als Erfinder der X., bekanntlich einer sehr guten Art von Bogenklavier“ gerühmt. Röllig hatte am 5.6.1795 auf die Orphika ein Privileg erteilt bekommen, eine „Ausdehnung dieses Privilegiums auf die von ihm in der Zwischenzeit neu erfundene X. auf eine Dauerzeit von acht Jahren“ wurde ihm am 13.2.1804 bewilligt. Ein Datum der Erfindung der X. geht aus den Akten nicht hervor. Gerber fügte der Beschreibung des Instruments einige kritische Bemerkungen dahingehend an, dass den eben in dieser Zeit entstandenen Tasten-Reibstabspielen (Ernst Florens Friedrich Chladnis Clavicylinder oder das Melodikon von Rieffelsen) auf Grund der sicheren Intonation, der Tonschönheit und der verlässlicheren Mechanik gewiss der Vorzug zu geben sei.
Literatur
Journal des Luxus u. der Moden, Februar 1801, 80–92; AmZ (August 1801), (Dezember 1801, Intelligenzblatt Nr. 4) u. April 1804, 450f [Nekrolog]; GerberNTL 3 (1812–14); G. Ch. Lichtenberg (Hg.), Magazin f. das Neueste aus der Physik u. Naturgesch., Bd. 9, 3. Stück (1794), 116–118; Archiv der TU Wien: Priv. Reg. Nr. 77 (s. Abb.); HKA: Commerz (Niederösterreich) Fasc. 72, Stück 16 vom Februar 1804, Exp. 4242/363.

Autor*innen
Helmut Kowar
Letzte inhaltliche Änderung
10/07/2003
Empfohlene Zitierweise
Helmut Kowar, Art. „Xaenorphica (versch. Schreibweisen)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 10/07/2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00034ce1
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Archiv der TU Wien, Priv. Reg. Nr. 77© Archiv der TU Wien
© Archiv der TU Wien

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10.1553/0x00034ce1
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