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Chanson
Sololied, ursprünglich in französischer Sprache mit Instrumentalbegleitung, bei dem sich üblicherweise die musikalische Gestaltung der Vermittlung eines unterhaltenden, aber auch anspruchsvollen Inhalts unterordnet. Das moderne Ch. wurzelt in der 2. Hälfte des 19. Jh.s, in der aktuelle Gesellschaftslieder in Pariser café-concerts einem größeren öffentlichen Publikum dargeboten wurden. Die inhaltliche Palette dieser „Poesie fürs Volk“ ist weit gespannt und reicht vom Liebes- bis zum zeitkritischen Lied. Ob besinnlich oder satirisch, das Ch. bringt individuelle Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck und reflektiert zugleich die gesellschaftliche Befindlichkeit oder die öffentliche Meinung.

Seit Beginn des 20. Jh.s werden auch im deutschen Sprachraum Lieder des literarischen und engagierten Kabaretts sowie populäre, in Konzerten bzw. auf Tonträgern vermittelte Lieder mit diesem Begriff belegt. Als frühe österreichische Vertreter des deutschsprachigen Ch.s sind u. a. Komponisten wie O. Straus, R. Benatzky oder F. Raymond sowie die Sängerinnen M. Mars, J. Selim und G. Keller zu nennen.

Beim Aufkommen des kritischen Liedes, Anfang der 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland, wurde dieses Genre mitunter als „politisches Ch.“ und analog dazu seine Interpreten (häufig zugleich auch Komponisten-Autoren) als Ch.sänger bezeichnet. Nicht zufällig zählen zu deren Vorbildern auch auteur-interprètes wie Georges Brassens oder der Kanadier Felix Leclerc, die zu Beginn der 1950er Jahre populär wurden. Einflussreich waren diese hier nicht nur ihrer Inhalte, sondern v. a. ihres Vortrags wegen, zu dem das eigene Gitarrenspiel gehörte statt der bis dahin üblichen Begleitung durch einen Pianisten oder ein Ensemble. Gemeinsamkeiten von so manchen Liedermachern und chanteurs lassen sich auch an einem spezifischen Gesangsstil (Parlando, Sprechgesang) ausmachen.

In Österreich wird das aktuelle politische bzw. kritische Lied heute allerdings selten als „Ch.“ bezeichnet. Vielmehr wird der Begriff auf populäre Lieder unterschiedlicher Gestaltung angewandt, wobei in der Regel eine inhaltlich-qualitative Abgrenzung v. a. von deutschsprachigen Schlagerprodukten, aber auch von anglo-amerikanischen Popmusikeinflüssen intendiert ist. Dementsprechend werden diesem Genre Produkte so unterschiedlicher Sänger(innen) wie G. Kreisler, M. Werner, A. Heller, E. Pluhar, A. Brauer, U. Jürgens, L. Hirsch u. a. m. zugezählt.

Das französische Ch. selbst gelangte hierzulande durch die langjährige Ö1-Sendung La Ch. zu größerer Popularität sowie Mitte der 1970er Jahre durch M. Heltaus Jacques Brel-Nachdichtungen und -Interpretationen (z. B. Amsterdam, Karussel) und M. Bills Darstellung der Piaf (Musical, 1982).


Literatur
F. Schmidt, Das Ch. 1982; S. P. Rupprecht, Ch.-Lexikon 1999; D. Rieger (Hg.), Französische Ch.s 1987; Th. Rothschild, Liedermacher 1980; W. Gröbchen (Hg.), Heimspiel. Eine Chronik des Austro-Pop 1995.

Autor*innen
Christiane Fennesz-Juhasz
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Christiane Fennesz-Juhasz, Art. „Chanson‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cad1
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.