Zois,
Hans von (eig. Johann Nepomuk Gustav Adolf Freiherr Z. von Edelstein)
* 14.11.1861 Graz,
† 5.1.1924 Graz [nicht 12.1.1924 Prag].
Komponist, Pianist, Musikpädagoge.
Z. entstammte einer alten Krainer Adelsfamilie, die zu Beginn des 19. Jh.s auch einen steirischen Zweig ausbildete. Sein Großvater Franz soll über eine musikalische Begabung verfügt und mehrere Instrumente gespielt und komponiert haben. Vater Sigmund verstarb bereits 1862 und die vier älteren Brüder starben zwischen 1870 und 1886. Z. erhielt bereits in frühester Kindheit Klavierunterricht von einer Tante des Hofopernsängers E. Scaria, vermutlich Maria (* 9.8.1799 Krainburg/Krain [Kranj/SLO], † ?), angeblich Schülerin von I. Moscheles. Er soll bereits im Alter von fünf Jahren komponiert haben. Später wurde Z. Kompositions- und Klavierschüler von F. Thieriot und erhielt möglicherweise auch Unterricht bei Kapellmeister Georg Wallner, der in Graz als Klavierlehrer tätig war. Am 27.3.1878 trat er erstmals als Komponist an die Öffentlichkeit. Im März 1880 hatte er Kontakt mit F. Liszt, der seinen Kompositionen „ein seltenes Talent“ bescheinigte. Protegiert von der Hofopernsängerin I. Baier und der Grazer Musikdilettantin Giulietta v. Pott, der er später sein Opus 5 widmete, erhielt Z. 1880 einen Platz als Stiftling am Konservatorium der GdM und übersiedelte nach Wien. Hier studierte er 1880–82 Klavier sowie 1882–84 Komposition bei F. Krenn. Bereits 1881 erschienen sein Opus 1, Zwei Lieder, im Hamburger Verlag Cranz. Anschließend versuchte er, sich als Veranstalter von Kompositionskonzerten, bei denen er auch als Pianist vor das Publikum trat (v. a. in Wien und Graz, aber auch in kleineren Städten der Monarchie) als Komponist einen Namen zu machen. 1902 gab er einige erfolgreiche Konzerte in London, soll aber von einem Agenten finanziell betrogen worden sein. Darüber hinaus war er als Musikpädagoge und Korrepetitor tätig. In seiner Geburtsstadt, an die er 1912 nach mehreren Wohnortwechseln zwischen Wien und Graz endgültig zurückkehrte, wurde er von F. v. Hausegger und W. Kienzl gefördert. Z. pflegte eine langjährige Freundschaft zu J. Schuch, der ihn förderte und in Graz seit Mitte der 1880er-Jahre auch immer wieder als Klavierbegleiter in seinen Kompositionsabenden mitwirkte. A. Buttler v. Stubenberg widmete er mehrere Werke, sie dürfte ihn finanziell unterstützt haben. Brieflichen Kontakt pflegte er u. a. zu W. Kienzl, E. Kremser, C. Horn, darüber hinaus auch zu Robert Hamerling, von dem er Texte vertonte. Ab Ende 1910 war er musikalischer Leiter der neugegründeten Grazer Orchestervereinigung, die sich aufgrund schwerer Meinungsverschiedenheiten mit ihrem Kapellmeister Stephan Zickbaur bald danach wieder auflöste. Z. kämpfte Zeit seines Lebens mit psychischen Problemen und um Anerkennung als Komponist. Wiewohl einige seiner Bühnenwerke kurzfristige Erfolge erlangten, konnte sich sein Name nicht dauerhaft auf den Konzertprogrammen halten. Er starb verarmt und vergessen in Graz-Liebenau. Seit 5.2.1894 mit Marie, geb. Schmidt (* 10.1.1876 Graz, † 26.6.1948 Fohnsdorf/St) verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte, Dora (eig. Eugenia Theodora Henrietta Beatrix; * 23.3.1897 Graz, † 7.4.1981 Mautern/St) und Carmen (* ?, † vor 1914 [Ort?]). Sie dürfte in Graz an der Schule von A. Mayr-Peyrimsky eine Gesangsausbildung erhalten haben und präsentierte im Mai 1900 erstmals Couplets, begleitet von ihrem Mann, im Rahmen einer Aufführung der Schule. Ab November dieses Jahres trat sie unter dem Namen Mara (v.) Z. mitunter auch als Sängerin – in erster Linie in Konzerten ihres Mannes – in Graz und Wien an die Öffentlichkeit. Zweifelhafte Bekanntheit erlangte sie mit dem Versuch, ihrem Mann einen Sohn unterzujubeln, um an das Fideikommiss der Familie zu gelangen, wofür sie wegen Betrugs verurteilt wurde.
Gedenkstätten
Büste von Gustinus Ambrosi 1911, ausgestellt in der Frühjahrsausstellung des Vereines bildender Künstler Steiermarks (s. Abb.).
Büste von Gustinus Ambrosi 1911, ausgestellt in der Frühjahrsausstellung des Vereines bildender Künstler Steiermarks (s. Abb.).
Ehrungen
2. Zusner’scher Liederpreis (1882 u. 1883) des Konservatoriums der GdM für Einst hatt’ ich einen Freund so lieb (T: Vinzenz Zusner) und Drüben am Wiesenplan (T: V. Zusner).
2. Zusner’scher Liederpreis (1882 u. 1883) des Konservatoriums der GdM für Einst hatt’ ich einen Freund so lieb (T: Vinzenz Zusner) und Drüben am Wiesenplan (T: V. Zusner).
Werke
Opern (Der Venetianer [T: Hans Barrys] 1893, Clotildes Hochzeit 1898 [T: V. Léon], Salamanca 1902 [T: Ferdinand Stechauner], Frau Marquise 1911 [T: V. Léon], Cleopatra 1911); Operneinakter Dankos Glück [T: Mara Cop-Marlet] 1893; Operetten (Colombine 1887 [T: Bernhard Buchbinder], Höhere Töchter 1910, Der Königsdiamant); Operetteneinakter (Der Jakobiner 1890 [T: H. Barrys]); Ballette (Der Erlkönig 1900, Schein ist Sein 1909, Liebesrache 1910); Tanzspiel Nocturno; Oratorien; Ave Maria; Chöre, über 100 Lieder, Instrumental-, v. a. Klaviermusik.
Opern (Der Venetianer [T: Hans Barrys] 1893, Clotildes Hochzeit 1898 [T: V. Léon], Salamanca 1902 [T: Ferdinand Stechauner], Frau Marquise 1911 [T: V. Léon], Cleopatra 1911); Operneinakter Dankos Glück [T: Mara Cop-Marlet] 1893; Operetten (Colombine 1887 [T: Bernhard Buchbinder], Höhere Töchter 1910, Der Königsdiamant); Operetteneinakter (Der Jakobiner 1890 [T: H. Barrys]); Ballette (Der Erlkönig 1900, Schein ist Sein 1909, Liebesrache 1910); Tanzspiel Nocturno; Oratorien; Ave Maria; Chöre, über 100 Lieder, Instrumental-, v. a. Klaviermusik.
Literatur
K. Stekl in Mitt. d. Steir. Tonkünstlerbundes 56 (1973); M. Preinfalk in Adler 24/6 (2008); B. Denscher, Der Operettenlibrettist Victor Léon 2017, 186; Suppan 1994; StMl 1962–66 u. 22009; Eisenberg 1890 u. 1893; Riemann 1929; Kosel 1902; Wurzbach 60 (1891); [Kat.] Musik i. d. St. 1980; Stieger II/3 (1978); F-A 1936; Dt. Kunst- & Musikztg. 10.9.1886, [1]; Kärntner Ztg. 5.3.1902, 2; Grazer Tagbl. 11.1.1924, 5, 10.11.1932, 12; Neues Wr. Tagbl. 4.12.1894, 5; Grazer Volksbl. 18.1.1903, 9, (Abend-Ausgabe) 25.1.1912, [1]; 21.2.1915, 6; Arbeiterwille 29.6.1848, 6; NFP 28.1.1887, 4; Klagenfurter Ztg. 5.9.1893, 3; Taufbuch der Pfarre Graz-Hl. Blut 1857–64, fol. 185 u. 1893–1903, fol. 217; Trauungsbuch der Pfarre Lichtental (Wien IX) 1892–95, fol. 162; Sterbebuch der Pfarre Graz-St. Peter 1911–34, pag. 364; Taufbuch der Pfarre Kranj 1798–1805, fol. 9; Matrikenbl. und Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; ÖNB, Hss.slg. u. Musikslg., Briefwechsel Zois; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; http://gams.uni-graz.at/archive).
K. Stekl in Mitt. d. Steir. Tonkünstlerbundes 56 (1973); M. Preinfalk in Adler 24/6 (2008); B. Denscher, Der Operettenlibrettist Victor Léon 2017, 186; Suppan 1994; StMl 1962–66 u. 22009; Eisenberg 1890 u. 1893; Riemann 1929; Kosel 1902; Wurzbach 60 (1891); [Kat.] Musik i. d. St. 1980; Stieger II/3 (1978); F-A 1936; Dt. Kunst- & Musikztg. 10.9.1886, [1]; Kärntner Ztg. 5.3.1902, 2; Grazer Tagbl. 11.1.1924, 5, 10.11.1932, 12; Neues Wr. Tagbl. 4.12.1894, 5; Grazer Volksbl. 18.1.1903, 9, (Abend-Ausgabe) 25.1.1912, [1]; 21.2.1915, 6; Arbeiterwille 29.6.1848, 6; NFP 28.1.1887, 4; Klagenfurter Ztg. 5.9.1893, 3; Taufbuch der Pfarre Graz-Hl. Blut 1857–64, fol. 185 u. 1893–1903, fol. 217; Trauungsbuch der Pfarre Lichtental (Wien IX) 1892–95, fol. 162; Sterbebuch der Pfarre Graz-St. Peter 1911–34, pag. 364; Taufbuch der Pfarre Kranj 1798–1805, fol. 9; Matrikenbl. und Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; ÖNB, Hss.slg. u. Musikslg., Briefwechsel Zois; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; http://gams.uni-graz.at/archive).
Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
8.8.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger,
Art. „Zois, Hans von (eig. Johann Nepomuk Gustav Adolf Freiherr Z. von Edelstein)“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
8.8.2022, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x000254a8
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