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Zither
Ein in verschiedenen Formen und in vielen Kulturen der Welt verbreitetes Saiteninstrument, dessen europäische Spielart die Griffbrett-Kasten-Z. ist. Der Name Z. geht auf griech. κίθαρα zurück, das aus dem Syrischen stammt. Im Mittelalter wurden Bezeichnungen wie cetera, cistola, guitarra usw. gebildet; erst im 18. Jh. wurde das Wort Z. auf die aus dem Scheitholt entwickelte ostalpine Gebirgs-Z. angewandt. Von dort aus wurde es von der Instrumentenkunde als systematischer Begriff auf alle einfachen, nicht zusammengesetzten Chordophone übertragen. Ausgangspunkt für die ostalpine Gebirgs-Z. ist – wie für alle europäischen Z.n – das Monochord der griechischen Antike und des europäischen Mittelalters. Aus diesem entwickelte sich das von Michael Praetorius 1619 beschriebene Scheitholt mit mehreren Saiten, und darauf aufbauend in der 2. Hälfte des 18. Jh.s in Bayern, Tirol, im Salzburgischen und in der Schweiz die ostalpine Gebirgs-Z. in einseitig ausgebauchter „Salzburger Form“ und zweiseitig ausgebauchter „Mittenwalder Form“, bespannt mit zwei bis vier Spielsaiten über einem Griffbrett in plagal-diatonischer Anordnung und mit mehreren Begleitsaiten. Doppel- und Dreifach-Z.n mit mehreren Griffbrettern dienten für das Spiel in mehreren Tonarten. Je nachdem, ob die Begleitung mit einem Plektron aus Holz oder Horn geschrumpt oder mit den Fingern angeschlagen wurde, wurden diese Z.n als Kratz-Z.n oder Schlag-Z.n bezeichnet, wobei sich der Übergang fließend vollzog und mit der Entwicklung von der Bordunbegleitung zur Bassbrechung einherging. Das Schrumpen hat sich noch beim Raffele und verwandten Formen erhalten. Die veränderte Spieltechnik beim „Schlagen“, die mit der Erfindung des Z.-Ringes, eingeführt durch den Wiener Georg Meininger um 1845, großen Aufschwung nahm, erweiterte die musikalischen Möglichkeiten der Z. beträchtlich. Als der aus Niederösterreich stammende Zitherspieler J. Petzmayer von Hzg. Max in Bayern zu seinem Kammervirtuosen ernannt wurde, hat sich der Ruf der Z. weitum verbreitet. Auch des Hzg.s Tochter Elisabeth, die spätere K.in von Österreich, brachte es zur Meisterschaft im Z.-Spiel. Durch den Bayern Nikolaus Weigel (1811–78) wurde die Z. 1838 bzw. 1844 zu einem vollchromatischen Konzertinstrument ausgebaut. Heute ist mit Ausnahme des Raffeles nur noch diese Konzert-Z. in Gebrauch; sie kann in Münchner (Melodiesaiten: a’ – a’ – d’ – g – c) oder Wiener Stimmung (Melodiesaiten: a’ – d’ – g’ – g – c) gespielt werden. Die Stimmung der Freisaiten ist nach einer Konferenz 1877 in Quarten und Quinten. Obgleich sich Komponisten wie Rich. Wagner, G. Verdi, F. Liszt, A. Lortzing oder G. Meyerbeer sehr positiv über die Z. geäußert haben, ist ihr der Durchbruch zum Kunstmusikinstrument nicht gelungen. Hingegen spielte die Z. in Österreich im 19. Jh. eine wichtige Rolle bei den Nationalsängern und bis weit ins 20. Jh. auch als bäuerliches Tanzmusikinstrument im kleinen Rahmen sowie zur Liedbegleitung und in der Unterhaltungsmusik, wobei viele Z.-Spieler als Alleinunterhalter auftraten. Ab 1870 kam es zur Gründung von Z.-Vereinen; so wurde 1892 in Wien der Centralverband der Z.-Vereine der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gegründet, der später Österreichischer Z.-Bund hieß und mit anderen Z.-Vereinen nach Ende der Monarchie im Verband der Arbeitermusik-Vereine Österreichs aufging. Seit dem Aufkommen der Stubenmusik ist die Z. Teil dieser kammermusikalischen Besetzung. In all den genannten Umfeldern ist ein riesiges Repertoire an Z.-Literatur entstanden, das von der Volksmusik über die Tanz- (Volkstanz) und Unterhaltungsmusik bis zu zeitgenössischen Kompositionen reicht. Zu den international bekannten Z.-Stücken gehört das Harry Lime Theme von A. Karas.
Literatur
K. Birsak in Salzburger Heimatpflege. Ber., Mitt., Brauchtumskalender 3/2 (1979); J. Brandlmeier, Hb. der Z. 1963; H. Kennedy, Die Z. in Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft 1896; K. M. Klier, Volkstümliche Musikinstrumente in den Alpen 1956; NGroveDMI 3 (1984); MGG 9 (1999); A. V. Nikl, Die Z. Ihre historische Entwicklung bis zur Gegenwart 1927; T. Norlind, Systematik der Saiteninstrumente, 1: Gesch. der Z. 1936; L. Schmidt, Volksmusik. Zeugnisse ländlichen Musizierens 1974; G. Stradner in JbÖVw 18 (1969); F. Stradner in ÖMZ 21/9 (1966)

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
14.7.2006
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Zither‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.7.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e7ba
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Zithern aus dem Österreichischen Museum für Volkskunde in Mittenwalder (li) und Salzburger (re) Form (K. M. Klier, Volkstümliche Musikinstrumente in den Alpen 1956, Abb. 74)

DOI
10.1553/0x0001e7ba
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