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Wolfsberg
Die Bezirkshauptstadt W. in Kärnten ist mit einer Fläche von 279,4km² die größte Gemeinde der Region. Zw. 1053/57 gelangte das obere Lavanttal mit W. in den Besitz des Bistums Bamberg/D. 1178 fand die Burg „Wolfsperch“ erste urkundliche Erwähnung. 1331 wurde W. durch Bischof Wertho von Bamberg das Stadtrecht verliehen. 1759 kaufte K.in Maria Theresia alle Besitztümer der Bamberger. Hugo Graf Henckel v. Donnersmarck erwarb 1846 das Schloss W., das heute im Besitz der Kärntner Montanindustrie GmbH steht und für Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Musik und Kultur offen steht. Im 20. Jh. dienten Teile W.s als Flüchtlings- (1914–17), Gefangenen- (1939–45) und Internierungslager (1945–48).

Die Stadtpfarrkirche zum Hl. Markus, eine römische Basilika, wurde zw. 1240/42 erbaut. Sie besitzt eine Orgel mit 23 Registern, die von Martin Hechenberger in Passau gefertigt und 1898 aufgestellt wurde. 2010 erfolgte eine Restaurierung durch die Schweizer Firma Orgelbau Kuhn (s. Abb.). Weitere Nachrichten über die Kirchenmusik an der Pfarrkirche liegen bislang (2014) nicht vor.

Bereits vor Mitte des 17. Jh.s bestand in W. eine Hofkapelle in der Residenz des fürstbischöflich-bambergischen Vitztums. Es handelte sich dabei um einen vokal-instrumentalen Klangkörper, wie er in der Barockzeit vielerorts üblich war. Auffallend dabei sind die durchwegs deutschen Namen der Musiker, in einer Zeit, als vorwiegend italienische Musiker an Höfen beschäftigt waren. Das Amt des Hofkapellmeisters wurde üblicherweise vom Hofkaplan ausgefüllt. Überliefert ist, dass Michael Magnus um 1642 dieses Amt inne hatte.

1835 vertonte J. Rainer zu Harbach während eines Sängertreffens auf Schloss Waldenstein bei W. das Gedicht Des Kärntners Vaterland von J. Thaurer v. Gallenstein. Als Kärntner Heimatlied Dort wo Tirol an Salzburg grenzt bekannt, wurde es 1911 zur Kärntner Landeshymne (Hymnen) erklärt (Landesgesetz erst 1966).

1861/62 war das k. u. k. IR Nr. 12 „Erzherzog Wilhelm“ in W. stationiert. Die Militärmusik unter der Leitung von Kpm. A. Seifert begeisterte durch seine Platzkonzerte. Seifert fügte sich in das musikalische Leben in W. ein, wurde Mitglied des Männergesangvereines und unterstützte den Kirchengesang. Um diese Zeit komponierte Seifert auch seinen Kärnthner-Lieder-Marsch und versetzte bei der Uraufführung seine Zuhörer in Jubel, als der Marsch mit einem bekannten Kärntnerlied begann.

Nicht zuletzt den musikalischen Bemühungen von Gabriel Höfner sen. (* 16.5.1842 Türnitz/NÖ, † 6.3.1921 W.) ist es zu verdanken, dass W. in der 2. H. des 19. Jh.s einen kulturellen Aufschwung erfuhr. Er stellte 1863 ein Streichsextett zusammen, und auch die Stadtkapelle W. wurde von Höfner 1865 als Privatkapelle Höfner gegründet. Sie bestand aus 14 Bläsern und Schlagwerk. Anfang der 1870er Jahre wurde Höfner zum Stadtkapellmeister ernannt. Nach dem Tod Höfners leitete sein Sohn Franz die Stadtkapelle bis zur Auflösung im Jahr 1939. 1947 wurde die Kapelle neu gegründet, Kapellmeister war Franz Höfners Bruder Gabriel (II). 1951 übernahm Gabriel Höfner (III), Sohn von Franz Höfner, die Kapelle. Weitere Kapellmeister waren: Hubert Schönbichler (1954–56), Andreas Kaplaner (1956–68), Fritz Trefalt (1968–79), Franz Aichmaier (1979–86), Franz Jöbstl (1986–95), Günther Dohr (1995–2002), Arthur Lanzer (2003/04), G. Dohr (2004–07), Markus Schauer (2007–13). Seit 2013 leitet wiederum der ehemalige Landeskapellmeister A. Lanzer die Stadtkapelle W.

Eine MSch. in W. besteht nachweislich seit 1880. G. Höfner sen. unterrichtete die ersten Schüler. 1891 gründete er eine private MSch., die als Fundament des heutigen Musikschulwesens im Lavanttal gelten kann.

Ältester Chor ist der MGV W. (gegr. 1852), der sich 1864 als Mitbegründer des Kärntner Sängerbundes Verdienste erwarb. Namhafte Chorleiter waren A. Hilbrand, Balthasar Schüttelkopf, Franz Höfner, Robert Janschitz, Wilhelm Faiß, Hermann Obmann, Leopold Csistian und Manfred Gartner. Derzeitiger Chorleiter ist Alfred Rothleitner. Als weitere ansässige Chöre sind der Singkreis W. (gegr. 1961) und der Bezirkschor W. (gegr. 1980) zu nennen.

Alljährlich wird vom Tourismusverband W. das internationale Sängertreffen (Sängerfest) Singen in den Bergen organisiert. 2014 fand dieses Treffen bereits zum 25. Mal statt, über 1000 Sängerinnen und Sänger aus vier Nationen nahmen daran teil.


Literatur
G. Anderluh in Die Kärntner Landsmannschaft Nr. 9–10/2000; G. Dohr, Die Stadtkapelle W., Dipl.arb. Graz 1996; E. Hergge, W. & das Lavanttal 2000; A. Kollitsch, Forschungen und Beiträge zu Lied und Musik in Kärnten 2005; M. Neumann in Neues aus Alt-Villach. 6. Jb. des Stadtmuseums 1969; Fs. zur Jahrhundertfeier des Männergesangsvereines W. 1952; W.er Ztg. F. 452 (September 2014), 17; www.mgv-wolfsberg.at (10/2014); www.pfarre-wolfsberg.at/markuskirche (10/2014); www.stadtkapelle-wolfsberg.at/ (10/2014); weitere Internet-Recherchen.

Autor*innen
Maria Streit
Letzte inhaltliche Änderung
25.11.2014
Empfohlene Zitierweise
Maria Streit, Art. „Wolfsberg‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.11.2014, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0031f9d6
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

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Orgel der Pfarrkirche St. Markus© Christian Fastl
© Christian Fastl

DOI
10.1553/0x0031f9d6
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