
Waldmüller, Familie
Katharina
(geb. Weidner):
* 7.4.1792 Leopoldstadt (Wien II),
† 28.11.1850 Wien.
Sängerin (Mezzosopran).
Fünftes Kind des Schneiders Franz Weidner aus Weidenau (Vidnava/CZ) und des Stubenmädchens Katharina, geb. Fux aus Winn/Bayern, unter deren elf Kindern Carl (Schauspieler), Ferdinand (Tonkünstler) und Joseph Weidner (Porträtmaler) waren. „Demoiselle Weidner“, die 1806 am Theater in der Leopoldstadt debütierte und hier 1808 und 1810 aufscheint, ist vermutlich mit K. W. ident. Ab 1810 ist diese in Agram nachweisbar (Benefiz 1812). Hier wirkte (außer beim kroatischen Banus Gyulay) Ferdinand Georg W. (1793–1865) auch als Theaterdekorateur, den sie am 3.10.1814 in Wien heiratete (1822 Scheidung, 1833 „Wiedervereinigung“, 1834 Scheidung; die 2. Ehe F. G. W.s nach ihrem Tod blieb kinderlos). 1813/14 gab sie in Baden Singspielrollen, in der Wintersaison 1815/16 sang sie in Pressburg die Sophonisbe (Ferdinando Paer). 1816 sind in Brünn Rollen von F. X. Süßmayr und P. Winter belegt. Am 19.10.1816 debütierte sie in Prag als Therese (J. Weigl: Das Waisenhaus). Hier sang sie u. a. Rollen von André Ernest Modeste Grétry (Isaure), Ch. W. Gluck (Diana), W. A. Mozart (Donna Anna), G. Rossini (Tancred) und F. Paer (Agnese). Mit 4.9.1817 erhielt sie am Kärntnertortheater einen Einjahresvertrag und debütierte hier am 8.11.1817 (als Therese), ab 5.9.1818 mit neuem Kontrakt (vom 17.12.1817) „fortwährend“ (mit Pensionsanspruch „für den Fall des Dienstes Unfähigkeit“) engagiert, dank dessen K. bis Lebensende ein Jahresgehalt von 3000 fl CM (nebst Benefiz-Äquivalenten) bezog. Nach dem 1.12.1821 setzten sie die jeweiligen Pächter D. Barbaja, W. R. v. Gallenberg, L.-A. Duport und C. Balocchino/B. Merelli (letztere traten ab 1.7.1847 gegenüber K. „außer Obligo“) in geringerem Ausmaß ein. 1817–46 sind hier rund 275 Auftritte in 13 Rollen (davon 10 Hosenrollen), u. a. von Mozart (Sextus, Idamant), Rossini (Tancred/dt. EA, Zomira/EA, Pippo, Arsazes), Weigl (Damon/UA), Grétry (Vergy/dt. EA), Weber (Puck/EA) und Daniel-François-Esprit Auber (Ardverson) belegt. K. trat auch konzertant auf. Gastspiele: 1824 Prag (u. a. Donna Elvira), 1825 Leipzig/D, Hamburg/D (u. a. Emmeline/Weigl), Brünn, 1825/26 Amsterdam (u. a. Julia/Gasparo Spontini), 1826 Frankfurt am Main/D, Karlsruhe/D, 1836 Pest [Budapest], 1837 Graz, 1837/38 Brünn. Von „kleiner zarter“ Gestalt, zählte K. zu den „sonoren Stimmen“, die Fr. Schuberts Aufmerksamkeit fesselten. Publikum wie Kritik bewunderten ihre „Kraftfülle“, großen Umfang („klangvolle“, tiefe Altlage bis hohes c), ihren – wo nicht forciert – „höchst biegsamen“, „declamatorischen“, „einfachen Naturgesang“, ihr „feines Ohr“ und „Darstellungstalent“. Bühnenpartner waren u. a. J. M. Vogl, F. A. Forti, Th. Grünbaum, W. Schröder, C. Unger, H. Sontag, C. Fischer-Achten. K.s Grab am Friedhof St. Marx ist erhalten.
Literatur
(Chron.:) F. v. Seyfried, Rückschau in das Theaterleben Wiens seit den letzten 50 Jahren 1864; Wurzbach 52 (1885); M. v. Kendler in Neues Wr. Tagbl. 9.3.1908; R. Wallaschek, Das k. k. Hofoperntheater 1909; A. v. Wurmb in Neues Wr. Journal 10.1.1926; A. v. Wurmb in Neues Wr. Tagbl. 9.1.1943; R. Feuchtmüller, F. G. W. 1793–1865, 1996; K-R 2000 u. 2002; eigene Recherchen.
(Chron.:) F. v. Seyfried, Rückschau in das Theaterleben Wiens seit den letzten 50 Jahren 1864; Wurzbach 52 (1885); M. v. Kendler in Neues Wr. Tagbl. 9.3.1908; R. Wallaschek, Das k. k. Hofoperntheater 1909; A. v. Wurmb in Neues Wr. Journal 10.1.1926; A. v. Wurmb in Neues Wr. Tagbl. 9.1.1943; R. Feuchtmüller, F. G. W. 1793–1865, 1996; K-R 2000 u. 2002; eigene Recherchen.
Ihre Kinder
Ferdinand Franz Joseph: get. 3.9.1816 Brünn/Mähren (Brno/CZ), † 11.3.1885 Wien. Maler, Pianist, Komponist. Zweites Kind (von vier). Ab November 1822 blieb er bei der Mutter „in Obsorge Pflege u. Erziehung“. „Im 7. Jahre“ erhielt er „systematischen“ Klavierunterricht. Um 1825 kam er zu Ferdinand Weidner (Leopoldstadt) „in Kost und Erziehung“, im Februar 1828 zum Vater. Er war Schüler von Ignaz Putler (Klavier) und M. Strebinger (Violine). 1830 trat er in die Akad. der bildenden Künste ein. „Im 18. Jahre“ diente er in Szered (Sereď/SK) als Zeichenlehrer bei Carl v. Esterházy. 1837, 1839, 1842 erhielt er als „Portraitmaler“, 1843 als „Pianist“ Pässe (längere Aufenthalte in Bremen/D, Mainz/D, Paris). U. a. konzertierte er in den Salons Pleyel, Appony und Rothschild (1844), im Athené royale, im Musikverein (1846), sowie im Kärntnertortheater (1848). Als Solist und Liedbegleiter interpretierte er neben eigenen Werken u. a. Fr. Schubert, C. M. v. Weber, S. Thalberg und F. Liszt. Die Kritik hob sein brillant-bravouröses, deutliches, rundes Spiel, seinen „seelenvollen, geistreichen Vortrag“ hervor und rezensierte seine zahlreichen, „schnell“ und „geschickt“ produzierten Salonstücke, darunter Fantaisies über Opernthemen von C. M. v. Weber, G. Meyerbeer, Ga. Donizetti, Vincenzo Bellini und G. Verdi. Am Kärntnertortheater wurde sein Divertissement Die Tochter der Hölle sieben Mal (1848) und sein Ballett Bellerophon acht Mal (1851/52) aufgeführt. Am 5.11.1852 berief ihn die Akademie der Tonkunst zum „Prof. der Pianoforteschule“, 1859 eröffnete er eine eigene Klavierschule in Wieden (Wien IV). Seine Piecen verlegten u. a. Diabelli, Mechetti, Witzendorf, Haslinger, Spina und Boosey and Sons. Er gab das Archiv classischer Tonkunst heraus. In späteren Jahren gelähmt, pflegte ihn seine Schwester Aloysia. F. starb unverheiratet (Grab am Wiener Zentralfriedhof erhalten).
Ehrungen
Kammervirtuose des Herzogs v. Nassau (14.11.1845); Ehrenmitglied des Ödenburger Musikvereins (12.4.1847).
Kammervirtuose des Herzogs v. Nassau (14.11.1845); Ehrenmitglied des Ödenburger Musikvereins (12.4.1847).
Literatur
(Chron.:) Ch. R. d’Elvert, Gesch. der Musik in Mähren u. Österr.-Schlesien 1873; Wurzbach 52 (1885); A. v. Wurmb in Österreichs Illustrierte Ztg. 1917, H. 15, 279 [mit Foto]; R. Feuchtmüller, F. G. W. 1793–1865, 1996; J. Kaiser (Hg.), Lehrer-Schema 1860, 81; eigene Recherchen.
(Chron.:) Ch. R. d’Elvert, Gesch. der Musik in Mähren u. Österr.-Schlesien 1873; Wurzbach 52 (1885); A. v. Wurmb in Österreichs Illustrierte Ztg. 1917, H. 15, 279 [mit Foto]; R. Feuchtmüller, F. G. W. 1793–1865, 1996; J. Kaiser (Hg.), Lehrer-Schema 1860, 81; eigene Recherchen.
Katharina Amalia Lach: * 24.3.1820 Wien, † 6.1.1848 Teltsch/Böhmen (Telč/CZ). Sängerin (Mezzosopran). Viertes Kind. Ihr Bühnendebüt gab sie in Budapest am 29.8.1836 als Page Gustav (Auber/Ballnacht; ihre Mutter trat dabei als Ardverson auf). 1837 sang sie in Graz (Adalgisa/Norma; Ännchen/Freischütz; Gustav/Ballnacht, mit Mutter), 1837/38 in Brünn (u. a. mit ihrer Mutter). Am 25.2.1838 heiratete sie hier den Regimentsarzt Franz Lach (vier Kinder). 1839 debütierte sie am Theater in der Josefstadt (14.9.) als Page Azzo (Meyerbeer) und wurde kurz darauf ans Pressburger Theater engagiert (Adalgisa am 5.10.). Hier sang sie u. a. die Zerline (Don Juan). Am 21.9.1841 „reussirte“ sie am Kärntnertortheater als Azzo, wo sie bis 1847 engagiert war. 1841–47 sind hier über 165 Auftritte in 19 Rollen belegt, u. a. Papagena/Zauberflöte und Marzelline/Fidelio unter O. Nicolai, Marquise/Regimentstochter, Ännchen/Freischütz, in ital. Stagionen Margherita/La prima donna (EA), Teresa/La Sonnambula und Enrichetta/I Puritani. Von schlanker, mittelgroßer „Wohlgestalt“, beachtete die Kritik ihre „umfangreiche Stimme“, „Feinheit“, „erhabene Anmuth“, ihren „glockenreinen“ Gesang und ihr „zart nüancirtes Spiel“. Kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes starb K. „am Kindbettfieber“.
Literatur
eigene Recherchen.
eigene Recherchen.
Autor*innen
Nobert Frühwirth
Letzte inhaltliche Änderung
24.8.2018
Empfohlene Zitierweise
Nobert Frühwirth,
Art. „Waldmüller, Familie“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
24.8.2018, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e63e
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.