Waldheim-Eberle
1892 gegründete
Wiener Druck- und Verlagsanstalt, hervorgegangen aus den Firmen von
Rudolf (Schürer)
von Waldheim (* 12.12.1832 Wien, † 2.1.1890 Abbazia, Istrien/Küstenland [Opatija/HR]) und
Josef Eberle (* 24.1.1845 Habersbirk/Böhmen [Habartov/CZ], † 13.1.1921 Wien). R. v. Waldheim gründete 1855 gemeinsam mit dem Holzschneider Friedrich Wilhelm Bader eine xylographische Anstalt, in der er u. a. ab 1857 das Humoristenblatt
Figaro herausgab. 1864/65 übernahm er Verlag und Druckerei von Ludwig Förster und erweiterte den Geschäftsbereich auf Buchdruck, Steindruck, Lithographie, Metallographie, später auch auf Wertpapiere, Musikalien u. a. 1874–77 war er Vorsteher des
Gremiums der Buch-, Stein- und Kupferdrucker, ferner 1. Präsident des
Wiener Kunstgewerbevereins. Sein Sohn
Ludwig W. (* 29.1.1861 Wien, † 26.2.1894 Wien) übernahm nach dem Tode des Vaters den Betrieb.
Der in Deutschland ausgebildete Lithograph J. Eberle gründete 1873 in Wien eine eigene Druckerei, die neben Noten u. a. auch Spielkarten (Einführung des Druckes auf Avers und Revers) druckte. Als Erfinder des Brennätzverfahrens erneuerte E. den Steindruck. 1877 ehelichte er die Schwester von J. Stritzko, der in weiterer Folge in der Firma führend tätig werden sollte.1892 sicherte sich Eberle die erste Gesamtausgabe der Werke A. Bruckners, deren Vertrieb die Firma Doblinger übernahm. Eberle druckte auch die ersten Symphonien von G. Mahler. Für C. A. Artaria übernahm er die Herstellung der Denkmäler der Tonkunst in Österreich
. Eberle bzw. W.-E. produzierten auch eigene Verlagswerke, übernahmen aber hauptsächlich den Stich für andere Verlage, darunter auch Musikverlage (neben Doblinger v. a. für die Universal Edition). Als Korrektor für die Notenstecherei war 1889–1908 J. V. v. Wöss tätig. W.-E. wurde in der Folge einer der größten österreichischen Privatbetriebe. Zur Zeit des Nationalsozialismus druckte die Firma den Völkischen Beobachter, nach dem Zweiten Weltkrieg v. a. den Kurier sowie weitere Zeitungen und Zeitschriften.
A. Durstmüller, 500 Jahre Druck in Österreich Anton Durstmüller, 500 Jahre Druck in Österreich 1981 Entwicklungsgeschichte graphischen Gewerbe. Wien 1986, 1988.2 (1986) u. 3 (1988); ÖBL 1 (1957) [Eberle, Schürer v. Waldheim]; Czeike 2 (1993) [Eberle]; ÖL 1995 [Eberle]; Wurzbach 32 (1876) [Schürer v. Waldheim]; [Fs.] W.-E. 40 Jahre Aktiengesellschaft. 1892–1932 W.-E. AG 1932; A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Gesch.Anton Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882. Wien 1883–1887. 2 (1887) [Eberle, Waldheim]; M. G. Hall, Österr. Verlagsgesch. 1918–1938 Murray G. Hall, Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Wien 1985.2 (1985); BrucknerH 1996, 465; F-A 1936; MGÖ 2 (1995); G. Adler, Wollen u. WirkenGuido Adler, Wollen und Wirken. Aus dem Leben eines Musikhistorikers. Wien 1935. 1935; Trauungsbuch 1875–77 der Pfarre St. Rochus (Wien III), fol. 163.
15.5.2006
Barbara Boisits,
Art. „Waldheim-Eberle“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2006, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e60d
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