Wagner,
Hans
* 1845 Wien,
† nach 1902 (Ort?).
Violinist, Pianist, Organist, Klavierlehrer.
Daten zu W.s Leben sind sehr spärlich. Er soll bereits als 14-jähriger auf der Violine konzertiert haben und war Schüler von G. Hellmesberger und J. Dont. Häufig wirkte er bei musikalischen Aufführungen in Wiener Kirchen mit. 15 Jahre war er als Prof. an der königlichen Univ. in Rom tätig. Im Herbst 1888 machte er in Wien mit einer neuen Methode des Klavierunterrichts, die rasche Erfolge versprach, auf sich aufmerksam (s. Abb.). Vermutlich damit einhergehend, entwickelte er eine vereinfachte Notenschrift, die er 1892 auf der Musik- und Theaterausstellung präsentierte und ab 1895 in Wiener Tageszeitungen inserierte (s. Abb.). Der Frankfurter Ernst Weigand warf ihm daraufhin in einem ausführlichen Leserbrief in der Neuen Freien Presse Anfang 1896 vor, dessen Ideen weitgehend plagiiert zu haben. Dies hinderte H. jedoch nicht, seine Notenschrift weiter zu veröffentlichen. In seiner 1898 erschienenen Broschüre Die bisherige und die vereinfachte Musiknotenschrift geht er von der Klaviatur aus (Notation): Hohle und ausgefüllte Notenzeichen geben nicht mehr die Notenwerte an, sondern bezeichnen die weißen und schwarzen Tasten des Klaviers, wobei die Notenhälse für erhöhte Töne nach rechts oben gerichtet sind, für erniedrigte Töne aber nach unten. Die Notenwerte werden nicht durch unterschiedliche Formen der Note dargestellt, vielmehr soll eine räumlich genaue Anordnung der Zeichen den Ablauf anschaulich machen: Dünne senkrechte Striche gliedern die Takte in Zählzeiten, Taktstriche werden fett gedruckt. Durch den Wegfall von Fähnchen, Balken und Vorzeichen wird die Schrift tatsächlich entlastet, als reine Griffschrift lässt sie jedoch auch keine musikalischen Zusammenhänge mehr erkennen. Seine Notenschrift präsentierte er in einem Vortrag am 28.2.1898 in der Wiener Leo-Gesellschaft. Für die Publikation von Musikalien in seiner Notenschrift gründete er den Internationalen Verlag in Wien VI, Barnabitengasse 7a.
Einen scharfen Kritiker fand er in R. Hirschfeld, der seine Ablehnung von neuen Notenschriften im Allgemeinen und der Notenschrift W.s im Besonderen in der Neuen musikalischen Presse (1896) in einer ausführlichen Polemik begründete. Um 1892 wohnte W. in Wien I, Graben 10, bis 1902 ist er in den Wiener Adressbüchern, zuletzt in Wien VII, Zieglergasse 16, nachweisbar.
Schriften
Die Musikstenographie 1892; Die bisherige und die vereinfachte Musiknotenschrift 1898; Primavista-Schrift 1903; Ein neues Musik-Lehr-System [um 1888]; Ein neues Sprachlehrsystem [o. J.].
Die Musikstenographie 1892; Die bisherige und die vereinfachte Musiknotenschrift 1898; Primavista-Schrift 1903; Ein neues Musik-Lehr-System [um 1888]; Ein neues Sprachlehrsystem [o. J.].
Literatur
Eisenberg 1893; J. Wolf, Hb. der Notationskunde 2 (1919), 338, 349f u. 446; G. Read, Source Book of Proposed Music Notations Reforms 1987, 205; K. Schnürl in W. Jauk et al. (Hg.), [Fs.] Rudolf Flotzinger 1999; Die Lyra 1.5.1896, 166f, 1.7.1896, 210f; Das Vaterland 26.2.1898, 2; Neuigkeits Welt-Bl. 12.6.1898, [13]; NFP 10.10.1888, 11, 7.2.1896, 5; WStLA (Lehmann-Adressbücher); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).
Eisenberg 1893; J. Wolf, Hb. der Notationskunde 2 (1919), 338, 349f u. 446; G. Read, Source Book of Proposed Music Notations Reforms 1987, 205; K. Schnürl in W. Jauk et al. (Hg.), [Fs.] Rudolf Flotzinger 1999; Die Lyra 1.5.1896, 166f, 1.7.1896, 210f; Das Vaterland 26.2.1898, 2; Neuigkeits Welt-Bl. 12.6.1898, [13]; NFP 10.10.1888, 11, 7.2.1896, 5; WStLA (Lehmann-Adressbücher); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).
Autor*innen
Karl Schnürl
Christian Fastl
Monika Kornberger
Christian Fastl
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
31.3.2021
Empfohlene Zitierweise
Karl Schnürl/Christian Fastl/Monika Kornberger,
Art. „Wagner, Hans“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
31.3.2021, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e5f9
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