Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

VogelhutVogelhuttrue (eig. Voglhut), Gustav
* 1899-02-2828.2.1899 Wien, † --nach 1940 Ort/RUS?. Klarinettist, Saxophonist. Der Sohn eines aus Ungarn stammenden jüdischen Tischlermeisters wollte ursprünglich zum Zirkus. Auf Wunsch seiner Eltern studierte er jedoch 1913–19 an der Wiener MAkad. Klarinette bei F. Bartolomey (zunächst 1913–15 Vorbildung; Reifeprüfung 1919 mit Auszeichnung). 1919 war V. mehrfach im Verein für musikalische Privataufführungen in Wien tätig: Am 9.3.1919 spielte er Max Regers Klarinettensonate B-Dur op. 107 mit E. Steuermann, am 4. und 17.5.1919 mit dem Bene-Jary-Quartett M. Regers Quintett in A-Dur op. 146 und am 6.6.1919 zwei Kompositionen von Igor Strawinsky. 1919–25 Orchesterklarinettist. Danach war er an den Wiener Bühnen von H. Marischka als Klarinettist und Saxophonist tätig. Außerdem Mitglied u. a. in der Kapelle von Ernst Holzer, mit der er auch Plattenaufnahmen machte, im Orchester A. Pauscher (um 1929), der Kapelle von H. R. Korngold (1930/31) und der Picadilly Dance Band. Unter Korngold und Pauscher sowie A. Hummer und F. Recktenwald war er ab 1929 als Saxophonsolist, später auch in verschiedenen kleineren Besetzungen (etwa mit J. Hadraba) auch regelmäßig auf Radio Wien zu hören. 1933 Gründung einer eigenen Kapelle (Jazzkapelle G. V.), mit der er bis 1937 auch auf Radio Wien auftrat, u. a. in mehreren Funkpotpourris. Darüber hinaus erteilte er möglicherweise auch privaten Musikunterricht. Der Versuch, Anfang 1939 in die USA zu emigrieren (Exil), schlug fehl. Am 27.10.1939 wurde V. aus Wien nach Nisko/PL deportiert, wo er von der SS sofort nach der Ankunft mit zahlreichen anderen Deportierten an die deutsch-sowjetische Demarkationslinie getrieben worden sein dürfte. V. landete schließlich in Lemberg. Aufgrund seiner musikalischen Fähigkeiten, die ihn an den dortigen Theatern und Hochschulen einsatzfähig machten, erhielt er einen sowjetischen Ausweis ohne Aufenthaltsbeschränkung für bestimmte Regionen. Danach verliert sich seine Spur. V. dürfte unter der Nazi-Besatzung ums Leben gekommen sein.
Ehrungen
Widmungsträger von Hans Schneiders Bird-Quarrel, Foxtrot f. Saxophon-Solo mit Kl., Banjo u. Schlagwerk 1931.
Werke
Koketterie. Solo für Saxophon alto in Es mit Klavierbegleitung, op. 14; Stücke f. Klar. u. Posaune; Stücke f. Saxophon u. Klar.; Schallplattenaufnahmen mit dem Orchester Ernst Holzer für Polydor.
Literatur
Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938; O. Radchenko in Ch. Schindler (Hg.), Nisko 1939. Die Schicksale der Juden aus Wien 2020; K. Schulz, Steffl Swing 2008; K. Schulz, Jazz in Österreich 1920–1960, 2003; Kraner-Schulz 1972; MiÖ 1989; H. Weber et al. (Hg.), Quellen zur Gesch. emigrierter Musiker 1933–1950, 2005, 126; W. Szmolyan in H.-K. Metzger et al. (Hg.), Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen 1984; H. Brückner/Ch. M. Rock, Judentum und Musik 1938; Th. Stengel (Hg.), Lex. der Juden in der Musik 1940; Geburtsbuch für die IKG Wien 1899, RZ 522; www.doew.at (10/2021); Jahresberichte der Wiener MAkad.; eigene Recherchen (Bibliothekskataloge; www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
22.4.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Vogelhut (eig. Voglhut), Gustav‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.4.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003d0adb
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938, Sp. 1289

DOI
10.1553/0x003d0adb
GND
Vogelhut(eig. Voglhut), Gustav: 126561220X
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag