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Völkermarkt
Die Kärntner Bezirkshauptstadt liegt im nördlichen Jauntal. Im Norden des Bezirkes liegt die Saualpe, im Süden die östlichen Karawanken und gleichzeitig die österreichische Staatsgrenze. Von West nach Ost wird der Bezirk von der Drau durchflossen und bei der Stadt zu einem See aufgestaut. Das weitläufige Gebiet war immer vorwiegend landwirtschaftlich dominiert. 1090 Markterrichtung durch Engelbert I. Graf v. Spanheim. 1105 wurde V. dem Kloster St. Paul im Lavanttal vermacht. Zwischen 1105/1126 wurde „Volchimercatus“ erstmals urkundlich erwähnt. In dieselbe Zeit geht auch die Bezeichnung „forum Judeorum“ zurück, was auf einen großen jüdischen Anteil in der Bevölkerung V.s schließen lässt. 1147 fällt der Markt an St. Paul. 1231 wurde durch Hzg. Bernhard v. Spanheim auf dem Gebiet der heutigen Stadt ein neuer Markt errichtet, im alten Markt (heutiges St. Ruprecht) wurde das Kollegiatkapitel gegründet. Der neu errichtete Markt wurde von Hzg. Bernhard gefördert und blühte auf, dabei vereinsamte der alte stiftische Markt. 1252 wurde V. in einem päpstlichen Erlass als herzogliche Stadt bezeichnet, für 1267 ist ein Stadtsiegel belegt; das erste überlieferte Stadtrecht stammt aus 1342. 1254 wurde das Augustiner-Eremiten-Kloster gegründet. 1267 bestätigte Hzg. Ulrich III. v. Spanheim V. als Besitz des Klosters St. Paul, die Burg blieb herzoglich. Seit 1770 lautet die offizielle Bezeichnung V. Die Stadt nahm eine zentrale Rolle beim Kärntner Abwehrkampf ein, sie wurde besetzt und es wurden Gefechte ausgetragen. Nach dem Frieden von Saint-Germain fand die Volksabstimmung am 10.10.1920 in V. statt. Der „Sieg“ der Kärntner wird bis heute groß gefeiert. Heute wird im Bezirk V. auch slowenisch (Slowenen, Kärntner) gesprochen und gesungen, und es findet sich auch slawische und slowenische Kultur.

Die Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena wurde 1247 fertiggestellt und geweiht. Um 1780 ersuchten der Organist Joseph Englert, der Schulmeister Anton Leeb und der Stadtpfarrmesner und Chormusicus Franz Englert den Dechant Philipp Wedenig um eine zusätzliche Zahlung aus der Kassa. Im 18. Jh. bat der Schulmeister und Chormusicus Max Winkler um Gewährung der Chorknabengebühr für den Knaben Merkel. 1998 wurde in der Kirche eine Orgel des italienischen Orgelbauers Francesco Zanin aufgestellt, nachdem es Jahrzehnte lang an einem einwandfreien Instrument gefehlt hatte. Der Kirchenchor St. Maria Magdalena findet in der Pfarrchronik am 5.10.1930 erstmalige Erwähnung.

1238 baute Hzg. Bernhard v. Spanheim eine Burg bei V., die 1240 urkundlich nachweisbar ist. Von dieser ist heute nur noch der mächtige Rundturm erhalten. Zwischen Burg und Stadtmauer wurde wahrscheinlich im späten 18. Jh. ein Stadttheater errichtet. Der Saal wurde im 19. Jh. für Veranstaltungen unterschiedlichster Art genutzt. Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1949–51 mit Ausnahme des Wehrturmes die Nebengebäude einschließlich des Theatersaales abgerissen und die Neue Burg mit einem Veranstaltungssaal aufgebaut. Nach einem Bombenanschlag 1979 erfolgte 1982–84 ein Neu-/Umbau der Neuen Burg zum Veranstaltungszentrum.

Berichte über geistliche Fastenspiele (Geistliche Spiele) auf dem Hauptplatz V.s lassen sich weit zurückverfolgen. Vermutlich handelte es sich um Passionsspiele, die in der Fastenzeit das Leiden Jesu darstellten. Ein erster Hinweis findet sich in einem Ratsprotokoll vom 23.2.1685, in dem ein Befehlserlass verzeichnet ist, alle „Faschingslustbarkeiten, Musiken und Maskeraden abzustellen“. Eindeutige Erwähnung fanden die Fasten Tragoedi 1740 in einem Ratsbeschluss, der erlaubte, dass die Spiele durchgeführt werden dürfen. Auch für weitere Jahre finden sich solche Erlaubnisse durch den Magistrat, mit 11.4.1767 wurden sie verboten.

Die Stadtkapelle V. wurde 1896 von Musiklehrer Rudolf Jaritz gegründet. Jaritz war Organist und Regens chori der Stadtpfarre. Er komponierte und arrangierte Musikstücke für die Musikkapelle. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Vereinstätigkeit. In den 1920er Jahren gründeten Musiker die Feuerwehrmusikkapelle unter der Leitung von Anton Kührer, ehemaliger Musikmeister bei der Militärmusik. Während der NS-Herrschaft wurde der Verein aufgelöst. 1946 gründete Josef Zenkl privat eine Blasmusikkapelle mit 15 Mann, die bis 1950 als Vorläufer der heutigen Stadtkapelle angesehen wird. Danach begann Rudolf Kummerer mit dem Aufbau einer Musikkapelle, 1951 begannen die Proben mit 16 ehemaligen Musikern und 31 Anfängern. Der erste öffentliche Auftritt war am 8.3.1952. 1953 wurde die Stadtkapelle unter Obmann Alois Meschnark und Kapellmeister R. Kummerer behördlich angemeldet. Weitere KapellmeisterInnen: J. Zenkl (1956–66), Karl Korb (1967–73), Peter Leber (1973–77), H. Oberortner (1977–83), Peter Rupitz (1983–89), Karl Schager jun. (1989–94), Klaus Wachschütz, Erika Kummer, Klaus Kniely und Michael Sattler (seit 2009).

Der Singkreis V. wurde bereits 1858 unter Obmann Franz Huth und Chorleiter Viktor Som als Männergesangsverein (Männerchor, Männergesang) gegründet. 1891 entstand die Hauskapelle des MGV (Orchesterverein) unter Hans Mertlitsch. 1906 wurde ein Frauenchor gegründet, 1939 der Verein aufgelöst und als Sängerschaft V. neugegründet, 1970 erhielt der Singkreis seinen heutigen Namen. Weitere Chorleiter: Dieter Fleiß (1964–78), Franz Kucher (1978–81), Alois Rinner (1981–2003), Johannes Mucher (2003–10), Franz Josef Isak (seit 2010). Das Vokalensemble V. wurde 1970 von Christine und Wilhelm Winkler mit dem Ziel gegründet, neben dem Kärntnerlied auch internationale geistliche und weltliche Chorwerke zu pflegen. Chorleiter/-innen: Ch. Winkler (1970–91), Karin Krassnitzer (1991–96), Thomas Oman (1996–98), Thomas Gelbmann (1998–2000), Ch. Winkler (seit 2000).

Die MSch. in V. wurde 1947 unter der Leitung von Stefanie Gilk installiert. 1954 übersiedelte sie in die Neue Burg. In diesem Jahr begann die Lehrtätigkeit von Karl Schager sen. (ab 1969 Direktor), der auch Leiter des Kirchenchores der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena war und ab 1956 ein Kammerorchester leitete. 1977 übersiedelte die MSch. in die Magnet-Villa. 1988 leite Karl Schager jun. die MSch. 2012 wurden die Musikschulstandorte Bleiburg/K, Griffen/K, Ruden/K und V. unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt (Msch. „tonART“, Leiter: Walter Lackner). Seit 2007 bietet die Plattform STEP Künstlern aus den Bereichen Musik, Kabarett, Bildende Kunst, Theater oder Literatur am V.er Hauptplatz die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Bisher wurden über 200 Veranstaltungen durchgeführt.

In V. wirkte Fritz Grascher (* 1901 Eisenkappel/K, † 1980 V.), Komponist, Dirigent und Sänger sowie Ehrenchorleiter des „Gesang- und Musikvereines der Abstimmungsstadt wie des Sängergaues Unterland“. Aus V. stammte auch V. Sokolowski.


Literatur
Fs. anlässlich des 100-jährigen Bestandsjubiläums. 1896–1996, 1996; G. Antesberger et al., Das ist Kärnten. Gesch., Kultur, Landschaft 52003; G. Körner (Hg.), 750 Jahre Stadt Völkermarkt. Beiträge zu Gesch. und Gegenwart V. 2001; K. Wit, V. Chronik der Großgemeinde 1980; Archiv der Diözese Gurk (Kapitelarchiv Völkermarkt/I/1/h, Schulwesen, Kirchenmusik u. Mesnerei, fol. 159–170); www.bystep.at (7/2015); http://singkreis-voelkermarkt.at (7/2015); www.stadtkapelle-voelkermarkt.at/ (7/2015); www.tonart.musikschule.at (7/2015); www.voelkermarkt.gv.at (7/2015); www.vokalensemble.org (7/2015).

Autor*innen
Maria Streit
Letzte inhaltliche Änderung
11.8.2015
Empfohlene Zitierweise
Maria Streit, Art. „Völkermarkt“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 11.8.2015, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0032640a
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Hauptplatz, Blick von Süden gegen die ehemalige Herzogsburg (Postkarte, 1937)© ÖNB, Public Domain Mark 1.0

DOI
10.1553/0x0032640a
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