Die Reformation setzte sich trotz der Herrschaftsverhältnisse (V. war ab 1007 bambergisch) rasch durch, Mischriten nach alter und „newer leer“ gab es bis zur Jh.-Mitte. Nur spärliche Zeugnisse finden sich für die Musikübung („Singgelt“ für Schulmeister, Teutsche Lytaney im Hauser-Katechismus). Nachweisbar ist der Stand der Thurner und Stadtgeiger, die wohl auch am Kirchenchor gedient haben. Demgegenüber hatten „Geiger, Lautenschlager, Pfeifer, Leyrer“ dem „stattrichter“ zu bezahlen (Stadtrechtsbuch 1584). Die Gegenreformation ordnete die Kirchenmusik neu, forderte „fridliches“ Verhalten, „gleichstimmigen“ Gesang und ein solides „Fundamentum“. Belegt ist eine lange Reihe von Schulmeistern, Kantoren, Organisten und Musikern, die auf Violine, Posaune und Zink Kirchendienste leisteten. Musik ist vom Chormeister Philipp Rättich erhalten: Weihnachtsarien für Solostimme, Instrumente und Orgel (1697). Ein Musikalieninventar liegt aus 1626 vor mit internationalem Repertoire niederländischer, italienischer und deutscher Herkunft. „Volksmusikalisches“ widerfuhr dem Reisenden Julius Heinrich Gottlieb Schlegel abendlich „in jedem Gasthof“, die Geigenbauerfamilie Arrich im nahen Pöckau/K verfertigte billige Geigen, „Scolastici“ und Kostknaben sangen „gewisse täg vor den heusern“ oder brachten Reime zu Neujahr. Mechanismen volkstümlicher Überlieferung wurden in „Verbotszeiten“ auch am evangelischen Kirchenlied wirksam. Eine V.er Meistersingschule ist nicht bekannt, doch hat J. Zehenthoffer „Villacensis“ maßgeblich als Dichter und protestantischer „Bekenner“ an der Straßburger Schule gewirkt.
Im 19. Jh. waren die bürgerlichen Sehnsüchte auf die Etablierung eines „förmlichen stehenden“ Theaters gerichtet, das auf private Kosten 1843 im Militär-Backhaus entstand und schon im „Winterkurs 42/43“ 70 Vorstellungen gab: zeitübliche Zauberpossen (Zauberspiel), Volksmärchen, in späteren Jahren auch Operetten (F. v. Suppè, J. Offenbach, C. Millöcker). Für die Musik, Zwischenakte und Maskenbälle sind Gastorchester und Dilettanten belegt. Ab 1930 diente das Theater nur mehr als Filmtheater bis zum Abbruch 1948. Ab 1855 wurden vermehrt Gesangvereine gegründet (Männergesangverein, Handelssängerbund, MGV Edelweiss, Arbeitersängerbund u. a.), mit deren Hilfe es zu großen Oratorienaufführungen kam (J. Haydn, W. A. Mozart, L. v. Beethoven), dazu zahlreiche Versuche, ein „stehendes“ Orchester einzurichten (Musikverein, Musikgesellschaft, Musikklub, Orchesterverein u. a.), doch war auch der 1923 gegründeten Ortsgruppe der Urania nur mäßiger Erfolg beschieden. 1965 begründete sich der bestehende Musikverein , der ein Sinfonieorchester und ein Jugendsinfonieorchester patronisierte (die Musikschule – heute Landesmusikschulwerk – wurde 1943 eingerichtet); im gleichen Jahr formierte sich der A-cappella-Chor V., der sich in Fachkreisen großes Ansehen errungen hat. Seit 1976 ist V. Festspielstätte des Musikfestivals Carinthischer Sommer und hat auch in anderen Kulturbereichen (Jazz over V., Neue Bühne u. a.) beachtliche Erfolge aufzuweisen.
(alphabet.) R. Cefarin in Kärntner Heimatbll. 3/16 (1936); H. Dolenz in Kärntner Heimatbll. 1/16 (1934); R. Egger, Santonino in Kärnten 1978; Beiträge v. H. Federhofer , J. Maßner , W. Neumann u. E. Nussbaumer in W. Neumann (Hg.), 900 Jahre V. 1960; W. Kattnigg in E. Stein (Hg.), V. 1931; H. Malloth in Carinthia I/156 (1966); O. Modler in Carinthia I/152 (1962); O. Moser in Kärntner Landsmannschaft 3 (1983); W. Salmen in MiÖ 1989; O. Sakrausky in Carinthia I/171 (1981); G. Vale, Itinerario Itinerarium di Paolo Santonino 1943; H. Wulz in W. Wadl/A. Ogris (Hg.), Von der Tonkunst zum Konzertbetrieb. Fs. 175 Jahre Musikverein Kärnten 2003; F. Zagiba in M. Querol (Hg.), [Fs.] H. Anglés 1958.