Maria Teresa (Thérése) Francesca (verh. Bianchi): * 1726 Florenz, † 18.1.1808 Paris. Tänzerin und Sängerin. War 1741–45 gemeinsam mit ihren Eltern sowie den Schwestern und Brüdern am Wiener Hoftheater engagiert. 1746 sang sie in Dresden/D, 1747–66 war sie in Paris (Tänzerin oder Sängerin?). Auch ihre Schwestern Magdalena (Madeleine; ?–?) und Violante (verh. Giardini; * ca. 1730 Florenz?, † ?) waren Sängerinnen. Deren Bruder
Gaetano (Gaëtan) Apollino Baldessare: * 18.4.1729 Florenz, † 23.9.1808 Paris. Tänzer, Choreograph, Ballettmeister. Begann die Karriere in italienischen Opernhäusern, avancierte in den 1740er Jahren in Wien (1741–45 am Hoftheater) und Dresden/D zum „premier danseur“. Danach nahm er in Paris Unterricht an der Académie Royale de la Danse bei Louis Dupré und entwickelte sich vom burlesken Tänzer zum „danseur noble“, Debüt 1748/49. 1751 zum „premier danseur“ befördert, ersetzte er L. Dupré. Als Partnerin fungierte häufig seine Schwester Theresa. Seit Mitte der 1750er Jahre wurde er zunehmend zur öffentlichen Figur; gefeiert als dieu de la danse“, füllte er die Journale ebenso mit seinen zahlreichen Affären. 1792 heiratete er die Tänzerin Anna Friederike Heinel (* 4.10.1753 Bayreuth/D, † 17.3.1808 Paris), die Mutter seines zweiten Sohnes (Adolphe, 1791–?). Nachdem er 1754 wegen einer Duellforderung entlassen worden war, arbeitete er als 1. Tänzer und Ballettmeister in Deutschland und Italien. Nach der Rückkehr an die Académie (1755/56?, 1761?) wurde er Assistent des Ballettmeisters Jean Barthélémy Lany und 1770 schließlich „maître de ballet“. Darüber hinaus tanzte er zwischen 1760/66 auch am Stuttgarter Hoftheater, dessen Ballett von J. G. Noverre geleitet wurde. 1776 übernahm Noverre die Position des Ballettmeisters an der Académie. 1782 zog sich G. V. zurück. Seine bekanntesten Rollen waren u. a.: Un matelot in Le carnaval et la folie (1748 Paris), Endymion in Les surprises de l’amour (1757 Paris), Jason in Medée et Jason (1763 Stuttgart/D, 1775 Paris, 1781 London, auch Chor), Tänzer in Mirza et Lindor (1779 Paris). Dessen Sohn
Auguste Maria Jean (Vestrallard): * 27.3.1760 Paris, † 5. (15.?) 12.1842 Paris. Tänzer, Tanzpädagoge. Unehelicher Sohn von G. V. und der Tänzerin Marie Allard (1742–1802). Er erlernte den Beruf von seinem Vater, nach seiner Anerkennung als Schüler der Académie wurde er 1775? (1776?) engagiert und 1776? (1778?) zum Solotänzer befördert. Wie schon sein Vater wurde er durch seine Tanzkunst ebenso berühmt wie durch seine Affären. A. V. gilt als der erste moderne Tänzer, denn er ließ sich nicht mehr der überkommenen Einteilung seines Berufs in Genres zuordnen. In den 1780er Jahren arbeitete er v. a. am King’s Theatre in London, 1816 ging er in Pension. Bekannt wurde er v. a. auch durch seine Schüler, z. B. durch Jean-Louis Didelot, A. Bournonville, J. J. Perrot, F. Elßler, M. Taglioni. Zu seinen bekanntesten Rollen zählten u. a.: Tänzer in Les petits riens (1778 Paris), Tänzer in Phèdre (1786 Paris), Euthyme in Euthyme et Eucharis (1788 London), Domingo in Paul et Virginie (1806 Paris). Verheiratet mit der Tänzerin Anne Catherine Augier (Mlle. Aimée; ?–?). Dessen Söhne
Armand Auguste: * 1795 (1786/87?) Paris, † 17.5.1825 Wien. Tänzer, Ballettmeister. Erlernte die Tanzkunst bei seinem Großvater in Paris, 1809 debütierte er in London am King’s Theatre. 1815/16 Ballettmeister in London, danach in Neapel (1817–21) und 1821-25 am Wiener Kärntnertortheater engagiert. Verheiratet mit der Tänzerin, Sängerin und Theaterdirektorin Lucia Elisabeth Bartolozzi (* 3.1. [2.3.?] 1787 London, † 8.8.1856 London).
Bernardo (Bernard, Bernhard): * ?, † ?.4.1845 (Ort?). Tänzer. War 1839–41 in Wien engagiert, wo er auch 1843 und 1845 als Gast auftrat. 1840 gab er mit dem Ensemble des Kärntnertortheaters ein Gastspiel in Baden. 1842 Ballettmeister in Venedig/I, 1845 in Mailand/I.
Unklar ist das Verwandtschaftsverhältnis von Carl V. (* 1797/98 Paris, † nach 1811 [Ort?]), der als Solotänzer im Dezember 1812 ein Gastspiel in Wien gab.
S. J. Cohen (Hg.), International Encyclopedia of Dance 6 (1998); B. N. Cohen-Stratyner, Biographical dictionary of dance 1982; Raab 1994; Schneider 1985; K-R 2002 [Giardini]; Ulrich 1997.
Christian Fastl