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Ulrich von LiechtensteinUlrich von Liechtenstein
* --zw. 1200/10 (Ort?), † 1275-01-2626.1.1275 (Ort?; begr. Frauenburg/St). Adeliger (Ministeriale des Landesherrn) und Literat des Herzogtums Steiermark, Mittelpunkt eines „Dichterkreises“ (Herrand von Wildon, Heinrich von der Muore, Rudolf von Stadeck, Der von Scharpfenberg, Der von Suneck, Der von Obernburg). Seine lange Lebenszeit umfasst die Regierungszeiten der Babenberger Herzöge Leopold VI. (1198–1230, ab 1195 Herzog der Steiermark) und Friedrich II. (1230–46), die schwierigen Jahre nach dem Tod des letzten Stauferkaisers Friedrich II. (1250) mit der Herrschaft Belas IV. von Ungarn ab 1254 und Ottokars von Böhmen ab 1260 sowie die Wahl Rudolfs von Habsburg 1273. Das Geschlecht stammte von den Hochfreien von Traisen-Feistritz ab. Seine umfassende politische Tätigkeit (urkundlich 17.11.1227–27.7.1274) umfasste 1244/45 das herzogliche Hofamt des Truchsessen, 1267–72 unter Ottokar das Marschallamt und 1272 das hohe Amt des Landrichters.

Für die Geschichte der deutschen Literatur gilt er als der erste Autor eines Ich-Romans, des Frauendienst, in den er auch seine 58 Lieder sowie drei didaktische „Büchlein“ (Reimreden) und sieben Briefe (vier gereimt, drei in Prosa) einbaute. Dieser Roman ist, grob gesprochen, eine Episierung des sog. hohen Minnesangs mit der vergeblichen Bemühung um die unerreichbare hohe Dame. Er ist als „Held“ der Mittelpunkt des Romans und besteht als nie besiegter Ritter zahlreiche Kämpfe auf Turnieren und Fahrten. Dabei treten zahlreiche Adelige seiner Zeit auf, was zum Trugschluss geführt hat, U. würde „sein Leben“ darstellen. Doch alles ist Fiktion, ein Roman, der sicherlich beim adeligen Publikum im Herzogtum Steiermark, in Österreich und Kärnten gut angekommen ist. Einerseits spielt sein politisches Leben im Roman keine Rolle, andererseits sind keinerlei Geschehnisse des Romans historisch nachzuweisen. Die kunstvollen Lieder stehen in der Tradition Walthers von der Vogelweide, von dem er auch eine Strophe zitiert, doch sind keine Melodien erhalten. Als zweites Werk schrieb er sein sozialkritisches Frauenbuch, in dem er Damen und Ritter belehrt.


Schriften
Frauendienst, hg. v. F. V. Spechtler 22003; Frauenbuch, hg. v. F. V. Spechtler 21993; Frauendienst, aus dem Mittelhochdt. ins Neuhochdt. übertragen v. F. V. Spechtler 2000.
Literatur
F. V. Spechtler/B. Maier (Hg.), U. v. L. Lit. u. Politik im Mittelalter 1999 [mit vollständiger Lit.]; Verfasserlex. 9 (1995).

Autor*innen
Franz Viktor Spechtler
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Franz Viktor Spechtler, Art. „Ulrich von Liechtenstein“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00027635
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Miniatur im Codex Manesse (UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 237r)© UB Heidelberg, Public Domain Mark 1.0

DOI
10.1553/0x00027635
GND
Ulrich von Liechtenstein: 118625306
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